Politik
USA

Meta-Änderung: Faktenchecker erheben schwere Vorwürfe gegen Zuckerberg

Mark Zuckerberg at a Senate Judiciary Committee Hearing in Washington, US - 31 Jan 2024 Mark Zuckerberg, Founder and Chief Executive Officer, Meta, speaking at a Senate Judiciary Committee hearing at  ...
Meta-CEO Mark Zuckerberg hat am Dienstag sämtliche Faktenchecker bei Meta entlassen. Bild: imago/ Michael Brochstein/SOPA Images
USA

Nach Meta-Änderung: Faktenchecker erheben schwere Vorwürfe gegen Zuckerberg

09.01.2025, 13:53
Mehr «Politik»

Der Dienstag leitete einen entscheidenden Wendepunkt für Social Media ein. Meta-CEO Mark Zuckerberg kündigte in einem Video massive Änderungen bei dem Unternehmen an, zu dem neben Facebook auch Instagram, Whatsapp und Threads gehören.

"Wir kehren zu unseren Wurzeln zurück", sagte Zuckerberg. Was er meint: Die freie Meinungsäußerung in ihrer ursprünglichsten Form zum höchsten Gut zu erklären. In den USA ist die Redefreiheit umfassender als in fast jeder anderen Nation.

Sie ist im 1. Zusatzartikel der Verfassung verankert und zentraler Bestandteil der Bill of Rights – jenem Dokument, das der US-amerikanischen Bevölkerung 1791 unveräußerliche Grundrechte zusicherte. Und somit Teil des amerikanischen Gründungsmythos.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

Diese freie Meinungsäußerung sah Zuckerberg in den vergangenen Jahren in Gefahr. Er sprach von Mainstream-Medien, die bestimmte Inhalte zensieren würden, und bezeichnete die externen Faktenchecker:innen als "politisch voreingenommen". Sie hätten "mehr Vertrauen zerstört als geschaffen".

Stattdessen sollen nun "Community Notes", also von den User:innen selbst generierte Anmerkungen, nach dem Vorbild von Elon Musks X dafür sorgen, dass bestimmte Inhalte entfernt werden.

Faktenchecker erfuhren von Meta-Aus durch Nachrichten

In den USA sind also sämtliche professionelle Faktenchecker:innen entlassen worden, woraufhin diese ein Notfallmeeting einberiefen. Über die besprochenen Informationen berichtet nun der "Business Insider". Demzufolge werden die Verträge mit allen zehn kooperierenden Organisationen im März auslaufen, die Zahlungen dann im August.

Das International Fact-Checking Network (IFCN) sei gerade einmal 45 Minuten vor dem Post von Zuckerberg darüber informiert worden, dass die Zusammenarbeit mit Meta eingestellt wird. Als Angie Holan, die Direktorin des IFCN, Meta darauf angesprochen habe, wie sie mit unterschiedlichen Änderungen in den USA und den restlichen globalen Programmen umgehen sollen, sei Meta vage geblieben. Der Ratschlag: Sie sollen "für beide Gruppen präsent bleiben".

Holan sei während des Gesprächs enttäuscht gewesen, heißt es in dem Bericht weiter. Sie habe das Meta-Faktenprüfungsprogramm als eines beschrieben, das "ein ganzes Ökosystem der Faktenprüfung positiv beeinflusst hat". Vorwürfe der Zensur habe sie von sich gewiesen.

"Das sieht nach Politik aus", sagte sie laut "Business Insider" dem Meta-Vorstand. Der wiederum habe politische Beweggründe weder bestätigen noch dementieren wollen, sondern lediglich erklärt, dass er "persönlich stolz" auf das Erbe des Programms sei.

Heftige Kritik an Meta-Gründer Mark Zuckerberg

Auch mit den herablassenden Aussagen von Mark Zuckerberg über die Faktenprüfer:innen seien sie sehr unzufrieden gewesen. Der Redakteur Jency Jacob habe bei dem Meeting vorgeschlagen, Zuckerberg offiziell dazu aufzufordern, seine Äußerungen zurückzunehmen.

"Im Grunde hat er das Haus buchstäblich niedergebrannt", sagte Jacob dem Bericht zufolge. Und: "Seine Aussagen werden noch viele Jahre lang gegen Faktenprüfer verwendet werden."

Ein weiterer Mitarbeiter habe gesagt, dass Metas Team für den Mittleren Osten und Nordafrika von den Plänen völlig überrumpelt worden sei. Er schrieb im Meeting-Chat: "Noch vor zwei Wochen wurde über die Ausweitung unseres Vertrags auf neue Länder diskutiert."

Jesse Stiller ist geschäftsführender Herausgeber von Check Your Fact, einer Organisation, mit der Meta seit fünf Jahren zusammenarbeitet. Er wird mit folgenden Worten zitiert: "Wir hatten gerade unseren Vertrag für 2025 unterzeichnet, und es sah so aus, als würden wir einen weiteren für 2026 unterzeichnen, wenn alles nach Plan läuft."

Die Meldung hätten sie aus den Nachrichten erfahren. "Das Erste, was ich sah, war eine Push-Nachricht – ich dachte, es handele sich vielleicht um einen Fehler. Alles wurde ins Chaos gestürzt."

Deutschland von Meta-Änderung nicht unmittelbar betroffen

In Deutschland werden die Faktenchecker:innen derweil weiterhin ihrer Arbeit nachgehen. Das Prüfen von Informationen im Auftrag von Meta übernehmen hier die Nachrichtenagenturen dpa und AFP sowie das Rechercheportal Correctiv.

Meta unterliegt in Europa den Auflagen des Digital Services Act (DSA), das Online-Plattformen unter anderem bei der Moderation von Inhalten in Verantwortung nimmt. Bei Verstößen drohen Bußgelder in Höhe von sechs Prozent des Jahresumsatzes. Gemessen an Metas Gesamtumsatz aus dem Jahr 2023 wären das knapp acht Milliarden Dollar.

Vom Influencer zum Politiker? Andrew Tate und die Realität hinter seiner Kandidatur

Wer sich über das Weltgeschehen informiert, dem drängt sich möglicherweise die Frage auf, ob das wirklich die Realität sein kann. Dabei entsteht nicht selten der Eindruck, dass einige Schlagzeilen wie schlechte Scherze wirken. Man denke etwa an den Milliardär Elon Musk, der sich zunehmend in die Politik einmischt und unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump einen wichtigen Posten übernehmen soll.

Zur Story