Donald Trump hat die Vorwahlen so gut wie gewonnen? Nicht ganz. Eine Frau könnte sich ihm noch in den Weg stellen. Unerwartet arbeitet sich die Republikanerin Nikki Haley in den vergangenen Wochen unermüdlich in den Umfragen nach vorne. Vor allem im US-Bundesstaat New Hampshire könnte es knallen.
Warum diese Vorwahl für Trump entscheidend ist und welche Szenarios eintreten könnten, fasst watson für euch zusammen.
"It’s now one fella and one lady left", verkündet die ehemalige UN-Botschafterin Haley, nachdem sie erfahren hat, dass ihr Mitstreiter Ron DeSantis aus dem Ring steigt. Der einst als Hoffnungsträger der Republikaner und "Trump mit Hirn" gefeierte Kandidat wirft das Handtuch hin. Er hat es vermasselt.
Darauf hatte die 52-Jährige wohl schon lange gehofft. DeSantis' Ausstieg könnte ihre Chancen gegen Trump steigen. Nicht alle sehen die Zukunft der republikanischen Partei mit Trump. Diejenigen, die sich nach einer Alternative zum polternden Ex-Präsidenten sehnen, muss Haley nun einfangen.
"May the best woman win", lautet ihre Kampfansage. Sie setzt nun alles auf eine Karte: Sie muss in New Hampshire brillieren, ja sogar gegen Trump gewinnen. Diese drei möglichen Szenarios könnten eintreten:
Sollte Trump die Vorwahlen in New Hampshire klar für sich entscheiden, dann steht fest: Er ist der Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Damit gäbe es eine Neuauflage des Wahlkampfs zwischen Trump und dem demokratischen Amtsinhaber Joe Biden bei der Präsidentenwahl im November.
Das Rennen der einstigen Gouverneurin von South Carolina, Haley, wäre dann vorbei. Holt sie allerdings einen Achtungserfolg oder sogar einen Sieg ein, würde das die Karten neu mischen und sie zu einer ernsthaften Herausforderin machen.
Nun bleibe abzuwarten, ob sie in New Hampshire die Vorwahlen gewinnt oder Trump sehr nahekommt, um dann möglicherweise Anfang Februar in ihrem Heimatstaat South Carolina ein sehr gutes Ergebnis zu erzielen, sagt USA-Experte Dominik Tolksdorf von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik in einem früheren Gespräch mit watson.
"Spätestens am Super Tuesday Anfang März müsste Haley aber einige Bundestaaten gewinnen, um gegen Trump reelle Chancen zu haben", meint Tolksdorf. Dabei könnte sie auch von den laufenden Gerichtsverfahren gegen Trump profitieren, die in den nächsten Monaten weiter an Fahrt aufnehmen, führt er aus.
Allerdings gibt es reichlich Zweifel, ob Haley tatsächlich den Rückstand auf Trump in den Umfragen aufholen kann. Der Ex-Präsident sieht seine Position durch DeSantis' Rückzug eher gestärkt. Die Anhänger:innen des 45-jährigen Gouverneurs von Florida dürften eher zu Trump wandern. DeSantis sorgte in den vergangenen Jahren als stramm rechter Republikaner für reichlich Aufruhr, galt als der sogenannte Mini-Trump.
Aber: Haley hat schon früher ihren Zweiflern getrotzt, warnt die britische Zeitung "The Times".
Haley habe schon früher bewiesen, wozu sie fähig ist, als sie etwa das Gouverneursamt in South Carolina gewann. "Sie besteht darauf, dass sie die Vorwahl in New Hampshire gewinnen kann. Das muss sie auch, wenn sie ihre Anhänger angesichts der Dominanz Trumps mobilisieren will", schreibt "The Times".
Laut jüngsten Meinungsumfragen liegt Trump in New Hampshire bei etwa 50 Prozent, Haley kommt derweil auf etwa 36 Prozent. Laut "The Times" wird Haley realistischerweise hoffen, ihren Stimmenanteil auf mindestens 40 Prozent steigern zu können und damit ihre Chancen für weitere Vorwahlen und den Super Tuesday zu verbessern, an dem in 15 Staaten gewählt wird.
Zum Hintergrund: Der US-Bundesstaat New Hampshire gilt als unberechenbar, wenn es um Wahlen geht. Er gehört zu den "Swing States". Sprich, keine Partei kann ihn für sich wirklich beanspruchen. Aber auch bei Vorwahlen weiß man nie genau, was auf einen zukommt aufgrund der unabhängigen Wählerschaft.
Am Ende geht es um die Frage: Wagen die Republikaner mit Haley einen Neuanfang oder setzen sie auf das altbekannte Pferd im Stall samt seines Maga-Fanclubs? Maga steht für Trumps Wahlspruch "Make America Great Again". Daraus hat sich eine einflussreiche Bewegung entwickelt aus Anhänger:innen, die Trump teils völlig bedingungslos unterstützen.
(Mit Material der dpa)