Der Ex-Präsident Donald Trump wirkt erschöpft und energielos, als er seine kurzfristig angekündigte Pressekonferenz abhält. Mit blasser Gesichtsfarbe steht er vor der Presse in seinem Anwesen in Mar-a-Lago im sonnigen US-Bundesstaat Florida.
Während seine neue politische Gegnerin Kamala Harris für Hochstimmung im Land sorgt, rückt Trump derzeit ins Abseits. US-Medienberichten zufolge ist der Präsidentschaftskandidat der Republikaner zunehmend verärgert über den Auftrieb für Vizepräsidentin Harris.
Im Juli verzichtete US-Präsident Joe Biden auf die erneute Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im November. Nun versammelt sich die Demokratische Partei hinter Harris – mit Erfolg. Es gibt eine Trendwende im Wahlkampf, die Trump zu schaffen machen dürfte.
Mit einer spontanen Pressekonferenz will er sich wohl wieder ins Scheinwerferlicht rücken, allerdings schießt er sich damit ein Eigentor, wirft man einen Blick auf die Kritik an seinem Auftritt.
Der 78-Jährige wirkt unvorbereitet, verhaspelte sich oft, meist reiht er zusammenhanglose Aussagen aneinander und springt von einem Thema zum anderen – mindestens mit einer Lüge pro Aussage geschmückt, wie die Faktenchecks von US-Medien im Nachhinein aufzeigen.
Besonders viral geht ein Moment der Pressekonferenz, in dem Trump über seine Kontrahentin Harris herzieht. Er sagt wortwörtlich:
Er pausiert dabei oft, füllt die Stille mit "Ähms" und sucht nach den richtigen Worten, was ihm laut der Reaktion der User:innen auf Social Media nicht gelingt.
Trump erntet Kritik, für die zuvor vor allem Biden im Fokus stand.
"Er hat Schwierigkeiten zu sprechen und sieht weiß wie ein Gespenst aus. Mit seiner Gesundheit stimmt etwas ganz und gar nicht", schreibt eine Nutzerin auf der Plattform X. Eine andere fügt an: "Eine solch deprimierende Energie."
"Ich kann die Panik und Verzweiflung durch meinen Fernseher riechen", witzelt ein anderer unter dem Videoausschnitt. Während es Harris und ihrem Running Mate Tim Walz gelingt, Hoffnung und Optimismus in den USA zu versprühen, setzt Trump offenbar auf seine altbewährte Taktik: "Angst und Hass schüren".
"Trump hält keine Reden. Er erzählt lange Lügen-Geschichten, die eine alternative Realität schaffen, in der er der Held ist, und die es seinem Publikum ermöglichen, sich mit ihm zu identifizieren", kommentiert Luke Zaleski, Journalist vom US-Magazin "GQ" auf X.
Dass es Trump mit den Fakten nicht immer genau nimmt – oder in einem Parallel-Universum lebt, zeigt seine Aussage zum Sturm auf das US-Kapitol.
Es war einer der dunkelsten Tage in der US-Geschichte, als Trumps Anhänger:innen das Herz der US-Demokratie stürmten. Am 6. Januar 2021 machten sie sich gewaltsam den Weg ins US-Kapitol frei; dabei riefen sie "Hängt Pence", den ehemaligen Vize von Trump, der die haltlose These Trumps von einer gestohlenen Wahl nicht unterstützte.
Als unmittelbare Folge der Ereignisse kamen fünf Menschen ums Leben. Ein Fakt, den Trump wohl vergessen hat. Laut ihm ist "am 6. Januar niemand gestorben".
Auch prahlt Trump erneut darüber, wie viele Menschen seine Auftritte angeblich anziehe. "Ich habe vor den größten Menschenmengen gesprochen. Niemand hat jemals vor größeren Menschenmassen gesprochen als ich", behauptet er und zieht dabei einen wirren Vergleich zu dem weltbekannten Bürgerrechtler Martin Luther King.
Was Trump wurmen dürfte: Der Zulauf zu den ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritten von Harris und Walz war enorm. Die Kundgebung des neuen Tandems am Dienstag in Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania wurde von rund 14.000 Menschen besucht, in Detroit im Bundesstaat Michigan waren es am Mittwoch nach Angaben von Harris' Wahlkampfteam etwa 15.000.
(Mit Material von afp)