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USA: Wie China Trumps Dummheit mit Modi und Putin ausnutzt

FILE - President Donald Trump, left, meets with Chinese President Xi Jinping during a meeting on the sidelines of the G-20 summit in Osaka, Japan, June 29, 2019. (AP Photo/Susan Walsh, File)
Xi Jinping hat nicht viel für Donald Trump übrig. Bild: AP / Susan Walsh
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Wie China Trumps Dummheit ausnutzt

Der US-Präsident fällt in seine eigene Zoll-Falle. Die Folgen sind nicht nur für die USA gefährlich.
01.09.2025, 19:4701.09.2025, 19:47
Philipp Löpfe / watson.ch
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In den Neunzigerjahren hat der damalige US-Präsident Bill Clinton die Grundlage für eine partnerschaftliche Beziehung zu Indien gelegt. Angesichts des rasanten Aufstiegs Chinas war es eine sinnvolle Strategie, ein demokratisches Gegengewicht zur kommunistischen Macht in Asien aufzubauen.

Clintons Nachfolger, ob George W. Bush, Barack Obama oder Joe Biden, sie alle führten diese Strategie denn auch weiter.

Donald Trump hat sie in einem Sommer zerstört.

Über das Wochenende war Indiens Premierminister Narendra Modi in Peking zugange. Er war Teilnehmer an einer Konferenz der Shanghai Cooperation Organisation, einer von China geführten Antwort auf die NATO. Angeregt unterhielt er sich dort nicht nur mit Präsident Xi Jinping. Dabei waren sich die beiden Länder bis vor kurzem noch gar nicht grün. Regelmäßig kam es zu Scharmützeln zwischen den beiden.

Russian President Vladimir Putin, from left, Indian Prime Minister Narendra Modi and Chinese President Xi Jinping talk ahead of the Shanghai Cooperation Organization (SCO) summit at the Meijiang Conve ...
Vertraute Gesichter, angeregte Gespräche: Wladimir Putin, Narendra Modi und Xi Jinping.Bild: Pool Kyodo News / Suo Takekuma

Modi hatte sich kurzzeitig auch als eine Art indische Antwort auf Trump feiern lassen und diesem herzlich zu seinem Wahlsieg gratuliert. Inzwischen ist das Verhältnis frostig geworden. Zum Missfallen Indiens prahlt der US-Präsident, Frieden zwischen den beiden ewigen Streithähnen Pakistan und Indien gestiftet zu haben.

Trump empfing auch den starken Mann Pakistans, Armeechef Syed Asim Munir, im Weißen Haus. Weil es russisches Öl importiert, hat der US-Präsident schließlich Indien mit einem Strafzoll von 50 Prozent belegt. Das Verhältnis der beiden Staaten dürfte damit auf Jahre hinaus belastet sein.

USA: Wirtschaft als amerikanische Waffe

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen durfte derweil Wladimir Putin über einen roten Teppich wandeln. Diesmal in Peking.

Auch er wurde von Xi mit allen Ehren empfangen und dabei mit Versprechen überschüttet. "Wir müssen unsere Zusammenarbeit ausbauen und die Stärken eines jeden Landes optimieren, wir müssen zusammenstehen und gemeinsam dafür sorgen, dass Frieden, Stabilität und Wohlstand gesichert sind", erklärte Xi an die Adresse von Putin und Modi.

Derzeit herrsche eine Phase von "Turbulenzen und Wandel", so der chinesische Präsident weiter. Es gelte daher, gemeinsam eine "geordnete multipolare Welt" zu errichten.

Während Präsident Xi alles daran setzt, seine Allianzen zu erweitern und zu stärken, macht Trump genau das Gegenteil, und dies, obwohl China der erklärte Erzfeind der USA im 21. Jahrhundert geworden ist.

Mehr noch, die USA betreiben eine Politik, die in der Fachsprache "weaponizing the world economy" genannt wird, will heißen: Die Amerikaner setzen ihre Wirtschaftskraft als Waffe ein. Und was besonders absurd ist: Sie benutzen diese Waffe in erster Linie gegen ihre eigenen Verbündeten.

ARCHIV - 02.04.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump spricht im April während einer Veranstaltung zur Ankündigung neuer Zölle im Rosengarten des Weißen Hauses. Trump zeigt, welche Länder ge ...
Donald Trump benutzt seine Zölle als Waffe.Bild: AP / Mark Schiefelbein

Was dies konkret bedeutet, führen Henry Farrell und Abraham Newman in der jüngsten Ausgabe von "Foreign Affairs" aus. Die beiden Professoren sind an der John Hopkins, respektive an der Georgetown University, tätig.

In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben die USA die entscheidenden Stellen einer globalisierten Weltwirtschaft besetzen können, insbesondere das Finanzsystem mit Swift, einer Art Whatsapp für die Banken und dem Internet. "Mehr als zwei Jahrzehnte lang haben die Vereinigten Staaten diese strategischen Vorteile für ihre Zwecke instrumentalisiert", stellen Farrell und Newman fest.

Nach 9/11 nahmen die Amerikaner zunächst Terroristen und ihre Unterstützer ins Visier. Später waren es Banken "und schließlich auch Länder wie der Iran", so Farrell und Newman.

Inzwischen haben viele Länder jedoch gelernt, sich zu wehren, allen voran China. Begonnen hat dies in der ersten Amtszeit von Trump, als der US-Präsident die beiden Techfirmen ZTE und Huawei mit Sanktionen belegte. Peking sann auf Gegenmaßnahmen und stieß dabei auf die Seltenen Erden.

Trump und Europa ziehen beide den Schwanz ein

Ob Autos oder Computer, ohne Seltene Erden läuft nichts. Man findet sie zwar rund um den Erdball, doch China besitzt ein De-facto-Monopol, was ihre Verarbeitung betrifft. Als Trump am 2. April seine "reziproken Zölle" verkündete, schlug Peking umgehend zurück und unterband den Export der Seltenen Erden.

Trump musste sofort einlenken und sich alsbald den Übernamen "TACO" ("Trump always chickens out", zu Deutsch: "Trump zieht immer den Schwanz ein") anhängen lassen.

"Nachdem die USA Jahrzehnte lang eine komplexe Maschine für einen Wirtschaftskrieg aufgebaut haben, reißen sie diese Maschine jetzt auseinander."

Auch Europa kann sich keine aggressive Handelspolitik gegenüber China leisten, denn ohne Seltene Erden läuft kein Mercedes und auch kein BMW oder Audi vom Band. Farrell und Newman sprechen daher von EACO, will heißen: "Europe always chickens out", denn zu mehr als verbalen Protesten reicht es nicht. "Europa fehlt es an Informationen, institutioneller Schlagkraft und internem Zusammenhang, um mehr zu unternehmen", stellen Farrell und Newman fest.

Die USA schießen sich derweil selbst ins Knie. "Nachdem sie Jahrzehnte lang eine komplexe Maschine für einen Wirtschaftskrieg aufgebaut haben, reißen sie diese Maschine jetzt auseinander", stellen Farrell und Newman fest.

Konkret heißt das: Trump hat drei wichtige Bestandteile dieser Maschine, das Office of Terrorism and Financial Intelligence, das Bureau of Industry und den nationalen Sicherheitsrat, kastrieren lassen, denn: "In seinen Augen sind alle institutionellen Hindernisse nicht legitim", schreiben Farrell und Newman.

Inzwischen hat auch ein Berufungsgericht einen Entscheid des Handelsgerichts bestätigt, wonach Trumps Zölle verfassungswidrig sind. Die Regierung will diesen Entscheid vor den Supreme Court ziehen, deshalb bleiben die Zölle vorläufig in Kraft.

Der Schaden, den der US-Präsident mit seiner Zollpolitik angerichtet hat, wird jedoch bleiben. Nochmals Farrell und Newman: "Sollte China die Führung in der Energie-Technologie übernehmen – und das ist wahrscheinlich – wird es andere Länder in seinen Einflussbereich ziehen."

"Dunkle Warnungen" der USA über die Risiken einer Abhängigkeit von China würden dann "hohl klingen angesichts der Tatsache, wie skrupellos die USA bereit sind, die Abhängigkeit anderer für ihre Zwecke auszunutzen".

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