Was macht ein Diktator, wenn er Post bekommt? Er freut sich. Nicht über den Inhalt, versteht sich, sondern über das Umschlagpapier, den Absender, die bloße Geste.
Der Brief, der neulich aus Amerika in Naypyidaw eintraf, kündigte zwar nichts Gutes an – Zölle, Strafmaßnahmen, wirtschaftliche Ohrfeigen – aber wer so lange ignoriert wurde, liest auch eine Drohung wie Bauchpinselei.
Myanmars Militärchef Min Aung Hlaing hat sich ausdrücklich bei US-Präsident Donald Trump bedankt – für einen Brief, in dem dieser mit 40 Prozent Strafzoll auf myanmarische Waren droht.
Hlaing sprach von "aufrichtiger Wertschätzung", lobte Trumps "starke Führung" und dessen Fähigkeit, die USA "mit dem Geist eines wahren Patrioten zum nationalen Wohlstand" zu führen. Der Brief, Teil eines offenbar standardisierten Rundschreibens an mehrere Staaten, wird von der Militärjunta nun als diplomatischer Lichtblick inszeniert.
"Dies ist die erste öffentliche formale Anerkennung, die ich gesehen habe", sagte Richard Horsey, ein leitender Myanmar-Berater der International Crisis Group dem "Guardian", und bezeichnete sie als "Geschenk an das Regime". Auch wenn es sich um eine bürokratische Zollankündigung handelt, versteht die Militärführung das Schreiben als Türöffner für neue Gespräche mit den USA.
In seinem Antwortbrief vergleicht Hlaing die eigene politische Lage mit der Trumps. "Ähnlich wie bei den Wahlen in den Vereinigten Staaten im Jahr 2020 gab es auch bei uns großen Wahlbetrug und erhebliche Unregelmäßigkeiten", schreibt er.
Was er meint: Die demokratischen Wahlen in Myanmar, bei denen Aung San Suu Kyi im November 2020 einen klaren Sieg errang, was Hlaing nicht akzeptierte und durch einen Putsch im Februar 2021 rückgängig machte. Dass Trump damals unterlag und bis heute unbelegte Betrugsvorwürfe erhebt, kommt dem General gelegen.
Seit dem Militärputsch herrscht in Myanmar Bürgerkrieg. Die Armee unter Min Aung Hlaing ging brutal gegen Proteste und Widerstand vor, tausende Menschen wurden getötet, Zehntausende inhaftiert.
Bewaffnete Widerstandsgruppen kontrollieren inzwischen Teile des Landes, während das Regime zunehmend unter internationalem Druck steht, diplomatisch isoliert und mit Wirtschaftssanktionen belegt. Die humanitäre Lage ist katastrophal.
Hlaing nutzte die Gelegenheit nun auch, um Trumps Medienpolitik zu loben. Trump habe, so schreibt er, "Rundfunkanstalten und Fördermittel reguliert". Gemeint ist damit vor allem, dass die USA Gelder für Sender wie Voice of America und Radio Free Asia gestrichen haben. Medien, die unabhängig über den Konflikt und die Menschenrechtslage in Myanmar berichten.
In seinem Brief bittet Hlaing um eine Reduktion der Strafzölle auf zehn bis 20 Prozent und bietet im Gegenzug niedrigere Zölle auf US-Exporte nach Myanmar an. Ob Trump sich darauf einlässt, bleibt offen. Horsey nennt den Vorstoß einen "banalen Versuch", besonders im Vergleich zu anderen Ländern, die Trump mittlerweile für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen haben.
Die offizielle US-Politik bleibt klar: Ein Ende der Gewalt, die Freilassung politischer Gefangener, humanitärer Zugang und ein Dialog mit der Opposition seien Voraussetzung für jede Normalisierung. Doch für eine Regierung, die international geächtet ist, kann schon ein Zollbrief wie ein Handschlag wirken. Man schreibt sich ja so selten.