Nicht alle Republikaner stellen sich hinter Donald Trump.Bild: AP / Julio Cortez
USA
Als Donald Trump damals verkündete, er wolle Präsident der USA werden, belächelten viele Menschen sein Vorhaben. Niemand nahm ihn richtig ernst, doch dann erkor die republikanische Partei ihn zum Präsidentschaftskandidaten und 2016 gewann er die Wahl gegen seine Kontrahentin Hillary Clinton.
Seither ist nichts mehr so wie zuvor in dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Trump stellte als Präsident Washington auf den Kopf, öffnete etwa weit die Türen für die rechten Religiösen – bis zum Obersten Gerichtshof. Das nationale Recht auf Schwangerschaftsabbruch in den USA kippte. Trumps Amtszeit spaltete die Vereinigten Staaten Amerikas.
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Das Land himmelt plötzlich einen Mann an, der als "Möchtegern-Autokrat" für einen Tag Diktatur spielen will. Ein verurteilter Straftäter, der seine politischen Gegner "Ungeziefer" nennt, das es "auszurotten" gilt. Migrant:innen würden das "Blut des Landes vergiften". Laut Expert:innen bedient sich Trump einer faschistischen Rhetorik.
Auch warnen sie vor dem wachsenden Kult, der sich um den 78-Jährigen aufbaut: die Maga-Bewegung. Maga steht für den berühmten Wahlspruch Trumps "Make America Great Again". Dieser Trump-Wahn geht offenbar auch einigen Republikanern zu weit.
USA: Personenkult um Trump schreckt Republikaner ab
"Es geht nur darum, einem Mann die Treue zu schwören. Die Partei hat mich absolut verlassen", sagt der ehemalige republikanische Abgeordnete Adam Kinzinger im CNN-Interview. Er kritisiert scharf Trumps haltlose These der "gestohlenen Wahl", als er 2020 gegen den heutigen Präsidenten Joe Biden verlor.
Der republikanische Gouverneur vom Bundesstaat Georgia, Brian Kemp, sieht das wohl ähnlich. Laut eines CNN-Berichts habe er bei den Vorwahlen nicht für Trump gewählt.
Georgia Gouverneur Kemp wählte nicht für Trump bei den Vorwahlen
"Ich habe für niemanden gestimmt", sagt Kemp in der Sendung "The Source" am Tag vor der historischen Präsidentschaftsdebatte zwischen Trump und Biden in seinem Heimatstaat.
Gouverneur von Georgia Brian Kemp (l.) geht heute auf Distanz zu Donald Trump. Bild: imago images / Hyosub Shin
Er führt aus:
"Das Rennen war bereits vorbei, als die Vorwahlen stattfanden. Ich versuche immer, wählen zu gehen und eine Rolle zu spielen, aber zu diesem Zeitpunkt war es nicht wirklich wichtig."
Mit anderen Worten: Trump hatte den Sieg bereits in der Tasche. Dagegen konnte auch die Republikanerin Nikki Haley nichts mehr ausrichten, die Trump herausforderte.
"Er war der voraussichtliche Kandidat, bevor die Vorwahlen überhaupt stattfanden. Ich habe niemanden im Rennen unterstützt", führt Kemp über Trump aus. "Ich habe darüber nachgedacht, aber aufgrund vieler Umstände und der Art und Weise, wie sich die Dinge entwickelt haben, habe ich es dann doch nicht getan."
Allerdings wolle er Trump bei der Präsidentschaftswahl unterstützen. Dabei blickt Kemp auf eine umstrittene Vergangenheit mit dem Ex-Präsidenten zurück. Einst waren sie enge Verbündete, doch heute geht Kemp auf Distanz.
"Es ist an der Zeit, Donald Trump aus unserem System zu verbannen."
Republikaner Geoffrey Duncan
Grund: Nach den Präsidentschaftswahlen 2020 lehnte er Trumps Angebot ab, ihm bei der Umgehung des Ergebnisses in Georgien zu helfen – ein Schritt, der die Beziehung zwischen den beiden belastete.
"Die Wahl 2020 in Georgia wurde nicht gestohlen", sagt Kemp auf Social Media und stellt sich damit konsequent gegen Trump und hinter die US-Demokratie. Weiter schreibt er:
"Seit fast drei Jahren hat es jeder, der Beweise für Betrug hat, versäumt, sich zu melden – unter Eid – und irgendetwas vor einem Gericht zu beweisen. Unsere Wahlen in Georgia sind sicher, zugänglich und fair und werden es auch weiterhin sein, solange ich Gouverneur bin."
Kemp schafft es, auf schmalem Grat zu wandeln, indem er mit Trump bricht, ohne ihn direkt zu beschimpfen. Sein ehemaliger Vizegouverneur Geoffrey Duncan zeigt hingegen in aller Deutlichkeit seine Abneigung zu Trump.
USA: Republikaner will für Biden und damit für die Demokratie wählen
"Der Albtraum muss enden. Es ist an der Zeit, Donald Trump aus unserem System zu verbannen. Lassen Sie uns die nächsten vier Jahre als Republikaner nutzen, um eine neue Partei aufzubauen und zu heilen", fordert er seine Parteikolleg:innen auf.
Duncan war 2019 bis 2023 Vizegouverneur des Bundesstaates Georgia unter Kemp. Auch er will für Biden im November stimmen. "Als Republikaner gegen den Strom zu schwimmen und den Demokraten Joe Biden als Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen, ist nicht einfach", meint er.
Solch eine Entscheidung habe zwar politische Konsequenzen, "aber sie verblassen im Vergleich zu vier weiteren Jahren Donald Trump".
Duncan und seine Familie haben etwa Personenschutz benötigt, nur weil der Politiker nicht Trumps haltlose These der "gestohlenen Wahl" unterstützte. Er werde die kommende Wahl nicht als Republikaner betrachten, sondern als US-Amerikaner, dem die Zukunft seines Landes wichtig ist.
Nach einer ereignisreichen Nacht für die deutsche Politik, mit dem Rausschmiss von Finanzminister Christian Lindner (FDP) aus der Ampel und dem daraus folgenden Ampel-Aus, geht es am Donnerstagmorgen direkt weiter.