J.D. Vance tritt als Vize-Kandidat von Donald Trump im US-Wahlkampf auf.Bild: AP / Alex Brandon
USA
Vor drei Wochen wähnten sich die Konservativen auf dem sicheren Weg ins Weiße Haus. Der Oberste Gerichtshof erklärte den US-Präsidenten für unantastbar und räumte damit Trumps Anklagen aus, Joe Biden irrte von einem Fettnäpfchen zum nächsten und die Umfragen sahen die Republikaner klar vorn. Dann ernannte Donald Trump seinen Vize-Kandidaten: J.D. Vance.
Seitdem ist Trumps Wahlkampf gegen eine Mauer gekracht. Das liegt zum Teil an Kamala Harris' kometenhaften Aufstieg zur liberalen Hoffnungsträgerin. Doch bedeutungslos war auch die Personalie J.D. Vance nicht. Bereits in der Nacht der Nominierung soll sich Trump über seine Wahl geärgert haben. Zwei frisch geleakte Bilder von dem Trump-Vize könnten nun für noch mehr Wirbel bei den Republikanern sorgen.
J.D. Vance: Verkleidete sich der Erzkonservative als Frau?
Die Fotos, die J.D. Vance noch tiefer in die Bredouille bringen könnten als die verpatzten Wahlkampfreden, sein vermeintlicher Chauvinismus und seine Vergangenheit als Trump-Hasser, sollen den US-Politiker in Drag-Kleidung zeigen. Mit sehr weiblicher Kleidung, Perücke und mit femininem Make-up blinzelt ein 28-jähriger Vance den Bildern zufolge in die Kamera. Das Bild soll 2012 während seines Jura-Studiums in der Elite-Uni Yale entstanden sein.
Im Jahr 2024 sind Männer in Frauenkleidung eigentlich kein Problem. Pikant ist das Foto deshalb, weil sich die Maga-Republikaner den Kampf gegen Alternativen zum traditionellen Geschlechterrollen auf die Fahnen geschrieben haben. Die "Make America Great Again"-Bewegung, die Trump vor rund zehn Jahren mit seiner ersten Kandidatur ins Rollen brachte, propagiert ein heteronormatives Weltbild, in dem kein Platz für gleichgeschlechtliche Liebe oder queere Lebensentwürfe ist.
J.D. Vance hat sich in den vergangenen Jahren als Frontkämpfer in Geschlechterfragen in Szene gesetzt. Einst ein selbsternannter "Never Trumper", steht er heute stramm an der Seite des Ex-Präsidenten. Punkten konnte der Senator von Ohio bei Ultrakonservativen mit einem Gesetzesvorschlag, der ein nationales Verbot für geschlechtsangleichende Behandlungen für Minderjährige vorsieht.
Queerer Influencer postet Drag-Fotos aus Uni-Zeiten
Geleakt hatte der Influencer und Make-up-Künstler Matt Bernstein das Foto auf X. Untertitelt ist der Beitrag mit der Beschreibung: "Neu: Ich habe ein Foto von J.D. Vance in Drag während seines Studiums in Yale erhalten."
Bernstein, der selbst einen queeren Lebensstil pflegt, will das Foto aus einem Gruppenchat ehemaliger Kommilitonen von Vance erhalten haben. Demnach entstand der Schnappschuss im Rahmen einer Halloween-Party.
Zweckbündnis: J.D. Vance war einst ein "Never Trumper". Bild: AP / Ben Gray
Ob es sich bei dem leicht verschwommenen Bild um ein Original handelt, ist derzeit offen. In Zeiten von immer raffinierter werdenden Deepfakes setzen beide Seiten im Kampf um die US-Präsidentschaft auf Fotomontagen mit Unterstützung der künstlichen Intelligenz. Während sich hochrangige Demokraten davor hüten, scheinen gewählte Repräsentanten der Republikaner weniger Scheu vor Desinformationskampagnen zu haben.
Erst kürzlich postete Donald Trump einen Deepfake von einer Wahlkampfveranstaltung seiner Rivalin Harris in dem Versuch, die Größe ihres Publikums zu schmälern.
Einstiger Trump-Hasser: Alte Freunde melden Zweifel an Aufrichtigkeit
Der Post ist nicht das erste Anzeichen dafür, dass der Politiker aus Ohio seine erzkonservativen Ansichten nur aus Karrieregründen vertritt. So stieß sein autobiografischer Bestsellerroman "Hillbilly Elegy" über ein Leben in Armut im Mittleren Westen vor allem bei Moderaten und Liberalen auf Anerkennung.
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Sollten die beiden Fotos in Frauenkleidern echt sein, könnten sie die Geschichte einer weiteren Kommilitonin aus der Zeit in Yale bestätigen. Im beliebten Polit-Podcast "The Daily" hatte seine Klassenkameradin und heutige Anwältin Sofia Nelson von der einstigen gemeinsamen Freundschaft erzählt.
Die Transfrau beschrieb Vance in der "Daily"-Ausgabe vom 5. August als liberal eingestellt und als Unterstützer in ihrer eigenen Identitätssuche. Auch in Bezug auf Trump wären sie lange Zeit "auf einer Wellenlänge" gewesen.
Nelson stellte Journalist:innen der "New York Times" seit der Bekanntgabe von Vance als "Running Mate" Donald Trumps seitenweise private, teils intime E-Mail-Korrespondenz zur Verfügung. In Bezug auf den Charakterwandel kommt sie zu einem klaren Urteil: "Was das amerikanische Volk verdient zu wissen, ist, dass er seine Positionen in jeglicher Hinsicht geändert hat, die amerikanische Ottonormalbürger betrifft." Und: Das Timing dieser Veränderung falle zusammen mit Vance' Versuch, in der Maga-Bewegung aufzusteigen.
Die erste und einzige Debatte der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten ist Geschichte. Historiker und USA-Experte Ronald D. Gerste lobt den Auftritt von J.D. Vance und Tim Walz und macht einen Vergleich mit John F. Kennedy.
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