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USA: Trumps Paracetamol-"Panik" erntet scharfe Kritik von Expertin

President Donald Trump speaks in the Roosevelt Room of the White House, Monday, Sept. 22, 2025, in Washington. (AP Photo/Mark Schiefelbein)
Donald Trump und sein Gesundheitsminister Robert F. Kennedy verbreiten Fake News zu Medikamenten.Bild: AP / Mark Schiefelbein
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Trump verbreitet "Panik" zu Paracetamol – Expertin: "eindeutig falsch"

Donald Trump und seine Regierung sind alles andere als faktenorientiert und häufig gar wissenschaftsfeindlich. Auch neueste Aussagen Trumps belegen das: Paracetamol soll bei Einnahme während der Schwangerschaft Autismus beim Baby begünstigen. Expert:innen widersprechen entschieden.
23.09.2025, 13:4423.09.2025, 13:44

Wer einen Robert F. Kennedy Jr., der seit Jahren Verschwörungsmythen und Lügen zu allerlei Gesundheitsthemen verbreitet, Impfgegner ist und die Covid-Vakzine ein "Verbrechen gegen die Menschheit" bezeichnet, ausgerechnet zum Gesundheitsminister ernennt, setzt damit ein Statement: gegen Fakten, gegen die Wahrheit, gegen die Wissenschaft.

Daher wundert es nicht, dass der US-Präsident, der für diese offensichtliche Fehlbesetzung zuständig ist, auf den Namen Donald Trump hört und selbst munter seine eigene Wissenschaft verfolgt.

Neuerdings schießen Kennedy und er sich auf Paracetamol ein: Wenn das beliebte Schmerzmittel während der Schwangerschaft von Müttern eingenommen wird, soll das Risiko einer Autismus-Erkrankung bei deren Kindern angeblich dramatisch erhöht werden.

Mehrere Expert:innen haben dazu eine andere Einschätzung als Trump – untermauert von Fakten.

Donald Trump meint, Paracetamol führt zu Autismus

Bei einem gemeinsamen Auftritt mit Kennedy am Montag erklärte Trump, der Paracetamol-Wirkstoff, der in den USA als Acetaminophen bekannt ist und unter dem Markennamen Tylenol verkauft wird, könne während der Schwangerschaft "mit einem stark erhöhten Autismusrisiko verbunden" sein.

Daher sprachen Trump und Kennedy die "dringende" Empfehlung der Regierung an schwangere US-Bürger:innen aus, "die Einnahme von Tylenol während der Schwangerschaft zu beschränken", außer es sei medizinisch notwendig – etwa bei "extrem hohem Fieber".

Trump wäre aber nicht Trump, wenn er nicht noch einen draufsetzen würde. Der Präsident erklärte obendrein:

"Es gibt ein Gerücht – und ich weiß nicht, ob es stimmt oder nicht –, dass es in Kuba kein Tylenol gibt, weil sie kein Geld für Tylenol haben. Und sie haben praktisch keinen Autismus."

Expertin widerspricht Trump vehement: "eindeutig falsch"

Paracetamol gilt eigentlich als eines der sichersten Schmerzmittel für Schwangere. Eine im vergangenen Monat veröffentlichte Literaturauswertung stellte jedoch die Annahme auf, dass ein möglicher Zusammenhang zwischen der Einnahme von Tylenol und Autismus bestehe. Auch wenn andere Studien in der Vergangenheit zu einem gegenteiligen Ergebnis kamen.

Christine Freitag, Professorin für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, widerspricht Trumps Aussagen gegenüber dem ZDF dennoch. Sie leitet die Fachklinik mit Fokus auf Autismus am Universitätsklinikum Frankfurt am Main und sagt: "Die Risikofaktoren für Autismus sind durch die Forschung schon gut aufgeklärt."

Die größten Risiken für Autismus-Erkrankungen würden demnach von Genen abhängen. Dennoch betont auch Freitag: "Toxische Substanzen" während der Schwangerschaft könnten "mit der individuellen Genetik das Risiko etwas weiter erhöhen". Dieses Risiko gäbe es "nun womöglich auch für Paracetamol", sei aber auch bei verschiedenen anderen Medikamenten "durch Studien belegt" – und zwar nicht nur auf Autismus bezogen.

Es sei "nicht grundlegend Neues", dass Medikamente im Zusammenhang mit genetischen Vorbedingungen "neuronale Entwicklungsstörungen" bedingen können. Freitag nennt etwa Sprachstörungen, ADHS oder Intelligenzminderung.

Klar sei:

"Was man nicht sagen kann: Das Kind bekommt Autismus, wenn XYZ passiert. 'Von einer Tablette bekommt mein Kind sicher Autismus' – so eine Aussage löst Panik aus und ist eindeutig falsch."

Auch in den USA gibt es diese Position eigentlich: Die US-Hochschule für Geburtshelfer und Gynäkologen (ACOG) empfiehlt Paracetamol ausdrücklich zur Linderung von Schmerzen und Fieber während der Schwangerschaft. Auch die US-Arzneimittelbehörde FDA betonte in einem Schreiben an Ärzt:innen, dass "kein kausaler Zusammenhang" zwischen Paracetamol und Autismus nachgewiesen sei.

(mit Material der afp)

Trump verbreitet "Panik" zu Paracetamol – Expertin: "eindeutig falsch"
Donald Trump und seine Regierung sind alles andere als faktenorientiert und häufig gar wissenschaftsfeindlich. Auch neueste Aussagen Trumps belegen das: Paracetamol soll bei Einnahme während der Schwangerschaft Autismus beim Baby begünstigen. Expert:innen widersprechen entschieden.
Wer einen Robert F. Kennedy Jr., der seit Jahren Verschwörungsmythen und Lügen zu allerlei Gesundheitsthemen verbreitet, Impfgegner ist und die Covid-Vakzine ein "Verbrechen gegen die Menschheit" bezeichnet, ausgerechnet zum Gesundheitsminister ernennt, setzt damit ein Statement: gegen Fakten, gegen die Wahrheit, gegen die Wissenschaft.
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