In den USA hat die Community der Verschwörungstheoretiker schon immer einen fruchtbaren Nährboden. Vor allem seitdem Donald Trump die Bühne der US-Politik betreten hat, steht das konspirative Karussell nicht mehr still. Als Mutter aller Verschwörungstheorien galt lange der Anschlag auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001.
Der neue heilige Gral der Verschwörungsmythen ist aber Epstein-Island. Auf einer Insel vor der Küste Floridas missbrauchte der verstorbene Milliardär Jeffey Epstein jahrelang minderjährige Mädchen sexuell. Um die Protokolle der zahllosen Flüge von Epsteins Privatjet ranken sich zahlreiche Gerüchte. Die Maschine wurde als "Lolita Express" bekannt. Am Samstag nutzte Trump das Flugzeug im US-Wahlkampf.
Gleich zweimal war Trump am Wochenende mit der Maschine aus der Gulfstream-Produktion unterwegs. Zunächst flog der republikanische Präsidentschaftskandidat aus Montana nach Wyoming, später ging es ins Mekka der US-Skigebiete Aspen, Colorado. Nur wegen eines technischen Defekts seines eigenen Jets, der scherzhaft "Trump Force One" genannten Boeing 757, musste das Wahlkampf-Team einen Ersatz finden.
Wie die Trump-Kampagne am Montag verlauten ließ, handelte es sich dabei um einen unglücklichen Zufall. Man habe sich in der Suche nach einem Ausweich-Flugzeug an den üblichen Anbieter gewandt, mit dem man seit Jahren zusammenarbeite.
Wie die Private Jet Services Group an die Maschine von Jeffrey Epstein gelangte, ist unklar. Gegenüber der "New York Times" verweigerte die Firma jeden Kommentar. Ein Vertreter des Trump-Lagers gab bekannt, weiter mit dem Anbieter zusammenarbeiten zu wollen. Den Epstein-Jet wolle man nach Möglichkeit aber künftig umgehen.
Ob Trump beim Betreten des Flugzeugs ein Déjà-vu-Erlebnis hatte, ist nicht überliefert. Wohl waren die Flüge am Samstag aber nicht die ersten in der Gulfstream-Maschine.
Gleich siebenmal erscheint Donald Trumps Name in den sagenumwobenen Flugprotokollen für "Epstein Island". Ein New Yorker Gericht veröffentlichte bisher nur Auszüge aus den Protokollen. Demnach brachte ihn derselbe Jet mehrfach auf die Insel, die im Zentrum der Vorwürfe gegen den überführten Sexualstraftäter Epstein stehen.
Dass Donald Trump jahrelang mit dem High-Society-Milliardär, der sich nach seiner Verhaftung 2016 gemäß offiziellen Angaben das Leben nahm, befreundet war, ist kein Geheimnis. Auf zahlreichen Videos aus den 1990ern und 2000ern sind die beiden, umgeben von freizügig gekleideten jungen Frauen, beim Feiern zu beobachten.
Im Jahr 2002 hatte Trump dem "New York Magazin" noch von der gemeinsamen Freundschaft berichtet: "Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Herausragender Typ." Als sich Epsteins Komplizin, Ghislaine Maxwell, für ihre Mittäterschaft im Menschenhandel und Verführung von Minderjährigen vor Gericht verantworten musste, hielt die Freundschaft an. Trump wünscht ihr öffentlich alles Gute. Maxwell sitzt noch bis 2037 ein.