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USA: Arzt zweifelt an Joe Bidens plötzlicher Prostatakrebs-Diagnose

President Joe Biden speaks at the International African American Museum in Charleston, S.C., Sunday, Jan. 19, 2025. (AP Photo/Stephanie Scarbrough)
Ex-Präsident Joe Biden ist an Krebs erkrankt. Bild: AP / Stephanie Scarbrough
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USA: Plötzliche Krebs-Diagnose von Biden verwundert Arzt

Zweifel an dem Gesundheitszustand des ehemaligen US-Präsidenten rissen während des US-Wahlkampfes gegen Donald Trump nicht ab. Jetzt teilt sein Büro mit: Der 82-Jährige ist an Krebs erkrankt. Bei Experten löst die Diagnose Fragen aus.
19.05.2025, 11:0719.05.2025, 11:33
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Der ehemalige US-Präsident Joe Biden ist an Prostatakrebs erkrankt. Er selbst soll die Diagnose am vergangenen Freitag erhalten haben, heißt es in der offiziellen Erklärung.

Biden leide demnach an einer aggressiven und weit fortgeschrittenen Form des Prostatakrebses, der bereits auf die Knochen gestreut sei. Laut der Mitteilung wurde Bidens Krebs mit einem Gleason-Score von 9 (Gradgruppe 5) eingestuft.

Nach Angaben der American Cancer Society lässt dies auf eine besonders aggressive Form schließen, bei der ein rasches Wachstum und eine Ausbreitung wahrscheinlich sind.

Joe Biden führte gegen Donald Trump Wahlkampf

Vor knapp einem Jahr stellte sich Biden noch zur Präsidentschaftswahl gegen den Republikaner Donald Trump auf. Der Gesundheitszustand des mittlerweile 82-Jährigen geriet immer wieder in den Fokus.

Es kam zu sprachlichen Ausfällen, er stürzte oder bewegte sich sichtlich desorientiert bei Presseterminen oder Veranstaltungen. Im traditionsgemäß jährlich veröffentlichten präsidialen Gesundheitsbericht bescheinigte Bidens Leibarzt dem damaligen Amtsinhaber im Februar 2024 zwar trotz altersbedingter Gebrechen volle Dienstfähigkeit.

Aber die Bedenken konnten damals nicht zerstreut werden. Während Biden versuchte, an seiner Kandidatur festzuhalten, wuchs der parteiinterne Druck. Zwischenzeitlich musste sein Leibarzt erneut Stellung beziehen, um Spekulationen über eine Parkinson-Krankheit zu entkräften.

Ende Juli – nur wenige Monate vor der Wahl – zog sich der Demokrat schließlich aus dem Wahlkampf zurück. An seiner Stelle trat die damalige Vizepräsidentin Kamala Harris für die Partei an. Sie unterlag im November dem Republikaner Donald Trump, der am 20. Januar das Amt von Biden übernahm.

Dass Bidens Ärzte-Team dennoch bestätigte, Biden sei fit für das Amt, löst Zweifel bei Expert:innen aus.

USA: Bidens Prostatakrebs sei nicht heilbar, aber "kontrollierbar"

"Es fällt mir schwer zu glauben, dass er innerhalb des letzten Jahres noch normale Werte bei einer Vorsorgeuntersuchung hatte", meint der Arzt Chris George bei ntv. Er ist Direktor für Krebsforschung beim Northwestern Health Network.

Laut George tritt Prostatakrebs nachweislich nicht so schnell auf. Und wenn doch, dann sei das ein schlechtes Zeichen. "Das wäre ein aggressiver Krebs. Aber es ist schon seltsam", meint der Experte.

"Was Biden hat, ist selten."
Urologe Jamin Brahmbhatt

Heilbar sei die Erkrankung nicht, aber über einen bestimmten Zeitraum "kontrollierbar". George zufolge sind zwei bis drei Jahre realistisch, aber auch vier bis sechs oder noch länger sind möglich. Das sei ganz abhängig vom Patienten.

Laut dem US-Urologen Jamin Brahmbhatt gibt es reichlich Behandlungsoptionen für Bidens Erkrankung.

USA: Arzt nennt Behandlungsmöglichkeiten für Prostatakrebs

Brahmbhatt behandelt Biden nicht selbst, habe aber selbst bereits Prostatakrebs bei hunderten Männern diagnostiziert, wie er im Gespräch mit CNN sagt.

"Was Biden hat, ist selten", meint er. Bei allen Krebserkrankungen, die diagnostiziert werden, haben laut ihm fünf bis sieben Prozent die Art Krebs, an der Biden leidet.

Dem Arzt zufolge gibt es aber viele Behandlungsmöglichkeiten. Diese hängen jedoch von mehreren Faktoren ab, wie etwa vom Alter oder Vorerkrankungen.

Als mögliche Behandlungen sieht Brahmbhatt zum Beispiel Chemotherapie, knochenstärkende Medikamente und diverse Therapien. Laut ihm möchte man am liebsten alles anwenden, aber nicht jede Person könne die Nebenwirkungen bewältigen. Daher werde es eine sehr individuelle Behandlung für Biden geben.

Nach Angaben der renommierten American Cancer Society erkrankt etwa jeder achte Mann in den USA im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs – ältere Männer sind deutlich häufiger betroffen.

Prostatakrebs: Moderne Therapien geben Hoffnung

Die Krankheit ist dem Verband zufolge nach Lungenkrebs die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern; etwa einer von 44 Betroffenen stirbt daran. Die Sterberate ist in den vergangenen Jahrzehnten allerdings deutlich gesunken, was auf frühere Diagnosen und verbesserte Behandlungsmöglichkeiten zurückgeführt wird.

Moderne Therapien, etwa mit Hormonen, können das Fortschreiten verlangsamen und die Lebensqualität verbessern.

Für Biden ist das Thema Krebs eng mit familiären Erfahrungen verknüpft: 2015 starb sein ältester Sohn Beau im Alter von 46 Jahren an einem Hirntumor. Biden spricht in Reden immer wieder über diesen Verlust.

(Mit Material der dpa)

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