Kevin McCarthy ist ehemaliger Minderheitenführer des US-Repräsentantenhauses.Bild: AP / Mariam Zuhaib
USA
Die US-Republikaner kommen einfach nicht zur Ruhe. Seit Monaten brodelt es, die Negativschlagzeilen häufen sich. Nun liegen die Nerven offenbar gänzlich blank.
Und diesmal liegt es ausnahmsweise mal nicht am ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.
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Dieser sorgt immer wieder mit seinen Hasstiraden auf Joe Biden und dessen Sohn Hunter für Aufruhr. Jetzt häufen sich plötzlich mehrere Akte der Gewalt innerhalb der Reihen seiner Partei.
Ex-Speaker McCarthy des Nierenstoßes bezichtigt
Konkret geht es zum einen um Ex-US-Repräsentantenhaussprecher Kevin McCarthy. Er wurde vor rund eineinhalb Monaten gestürzt. Federführend dabei war Parteikollege Tim Burchett. Gemeinsam mit sieben anderen sorgte er für McCarthys Abgang. Festzuhalten bleibt also: Die besten Freunde sind McCarthy und Burchett offensichtlich nicht.
Das unterstrichen die beiden Republikaner nun bei einer zufälligen Begegnung auf einem Flur im Kapitol. Burchett wurde zu dem Zeitpunkt von einer Reporterin des US-amerikanischen Radiosenders NPR interviewt. Ebenjene Aufnahme gab anschließend auch Aufschluss darüber, was zwischen den beiden Rivalen McCarthy und Burchett auf dem Flur passierte.
Einer von McCarthys innerparteilicher Feinde: Tim Burchett.Bild: FR159526 AP / Jose Luis Magana
Darauf ist Burchett zunächst zu hören, wie er rief: "Warum haust Du mir Deinen Ellbogen in den Rücken? Kevin, hast Du keinen Mumm? Vollidiot!" Dann läuft er seinem Ex-Vorsitzenden einige Schritte hinterher und ruft ihm nach: "Wie feige ist das denn? Du bist so erbärmlich."
Ein Ellbogen-Hieb in die Nieren auf dem Flur also?
McCarthy geriet in Erklärungsnot. Später erklärte er wohl, er habe Burchett nicht gehauen oder gestoßen. "Wenn ich jemanden schlage, dann merkt der das auch."
US-Senator Bernie Sanders muss Faustkampf im Senat verhindern
Doch das ist noch nicht alles. Fast zeitgleich waren zwei Parteikollegen, bei einer Anhörung im Arbeitsausschuss des Senats, kurz davor, sich zu prügeln.
Diesmal die Protagonisten: Oklahomas republikanischer Senator Markwayne Mullin und Teamster-Gewerkschaftschef Sean O'Brian.
Ein durchaus bekanntes Gesicht aus den Reihen der Demokraten konnte den Streit grade noch schlichten.
US-Senator Bernie Sanders musste einen Faustkampf verhindern.Bild: imago images / ANP
Doch von vorn. Eigentlich sollte Mullin O'Brian Fragen stellen. Stattdessen kam es beinahe zu einem Zweikampf. Denn voraus gingen wüste Beschimpfungen auf X, ehemals Twitter, seitens O'Brian, der Mullin als Clown, Betrüger und Cowboy bezeichnete.
Mullin fing dann in der Anhörung an: "Sie wollen Ihr Maul aufreißen? Wir können es jetzt hier beenden". O'Brian antwortete: "Okay, perfekt." "Sollen wir es jetzt tun?" "Sehr gerne." "Dann erheben Sie hier Ihren Hintern." "Erheben Sie doch Ihren Hintern."
Der Ausschussvorsitzende Bernie Sanders, der sich als unabhängiger Senator der Fraktion der Demokraten angeschlossen hat, versuchte noch irgendwie, die Streithähne voneinander zu trennen. Er appelliert an die Vernunft: "Stopp, Moment mal! Das amerikanische Volk hat schon genügend Verachtung für den Kongress. Lasst es uns nicht schlimmer machen."
Innerparteiliche Kritik an Verhalten der Republikaner
Eigentlich sollte man meinen, die Abgeordneten hätten Wichtigeres zu tun, wie etwa den drohenden Shutdown abzuwenden. Erwartbar, dass deshalb auch viele über das Verhalten ihrer Kollegen empört sind. Etwa Republikaner John James. Er sollte eigentlich bei CNN über seine Eindrücke von seiner Israel-Reise berichten. Stattdessen muss er Fragen zu McCarthys angeblichem Nierenstoß beantworten. "Bei diesem Schulhofzeug mache ich nicht mit. Wir müssen uns um die Angelegenheiten des amerikanischen Volkes kümmern. Und das ist mein Fokus", antwortet er.
Offenbar soll sich damit nun auch der Ethikausschuss beschäftigen.
Zumindest konnten die Abgeordneten dennoch ihrer Arbeit nachgehen. Denn sie haben sich auf einen Übergangshaushalt geeinigt. Ein Shutdown ist also nun so gut wie abgewendet. Die Zustimmung des Senats steht noch aus.
Doch nach geglätteten Wogen bei den Republikanern sieht es wohl dennoch weiterhin nicht aus.
Noch eine Woche bis zur Präsidentschaftswahl in den USA und es wird wohl spannend wie nie: Manche Umfragen sehen den republikanischen Bewerber Donald Trump hauchzart vorne, andere Kamala Harris aus dem Lager der Demokraten.