Die Ukraine braucht dringend mehr Soldat:innen, um dem Aggressor Russland standhalten zu können. Das Land gehe davon aus, etwa 160.000 zusätzliche Kämpfer:innen zu benötigen. Das hat die Nachrichtenagentur AP aus US-Regierungskreisen erfahren. Die US-Regierung gehe demnach von einer noch höheren Zahl aus.
Bislang zieht die Ukraine Männer ab 25 Jahren zum Wehrdienst ein. Die US-Regierung dränge das Land allerdings dazu, dieses Alter jetzt herabzusetzen, damit die zahlenmäßig unterlegenen ukrainischen Truppen aufgestockt werden können.
Laut AP fordere die Regierung von Joe Biden von der Ukraine, das gesetzlich verankerte Alter für die Einberufung auf 18 Jahre zu senken. "Es gibt keine einfachen Antworten auf den ernsten Personal-Mangel der Ukraine, aber das Wehrpflichtalter zu senken, würde helfen", sagte der Experte Bradley Bowman vom Center on Military and Political Power von der Foundation for the Defense of Democracies.
"Das sind offensichtlich schwierige Entscheidungen für eine Regierung und Gesellschaft, die schon so viel wegen Russlands Invasion erlitten hat." In der ukrainischen Regierung kommen die Vorschläge deshalb auch nicht gut an.
AP habe aus ukrainischen Regierungskreisen erfahren, dass das Land den Vorschlag für ein Ablenkungsmanöver von den verzögerten westlichen Militärlieferungen halte. Eine solche Maßnahme könnte die ukrainische Gesellschaft spalten und der vom Krieg gebeutelten Wirtschaft weiter schaden.
Das Land arbeitet gerade selbst an der Ausrüstung von 14 Brigaden, also etwa 60.000 Kämpfern. Das erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj im Sommer.
Vor knapp zwei Wochen teilte auch Frankreich mit, die erste Brigade ukrainischer Kämpfer:innen "Anne von Kiew" fertig ausgebildet zu haben. Sie umfasst laut "Ouest-France" 4500 Soldat:innen und sei mit schwerem französischen Kriegsgerät ausgerüstet. Dazu gehören 128 Schützenpanzer, 18 Artilleriegeschütze und 18 Spähpanzer. Auch Großbritannien bildete ukrainische Soldat:innen aus. Insgesamt reichen diese Maßnahmen allerdings nicht, um genug Soldat:innen für die Ukraine zu rekrutieren.
Das Weiße Haus hat seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 insgesamt mehr als 56 Milliarden US-Dollar an Sicherheitshilfen für die Ukraine bereitgestellt. Vor dem Ende von Bidens Amtszeit will die Regierung weitere Milliarden nach Kiew schicken.
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates, Sean Savett, sagte in einer Erklärung, dass die Regierung der Ukraine weiterhin Waffen schicken werde, aber der Meinung sei, dass die Ukraine im Moment vor allem mehr Truppen benötige.
"Wir sind also auch bereit, unsere Ausbildungskapazitäten zu erhöhen, wenn die Ukraine entsprechende Schritte unternimmt, um ihre Reihen aufzufüllen", sagte Savett.
Im April verabschiedete das ukrainische Parlament eine Reihe von Gesetzen. Unter anderem wurde dort das Wehrpflichtalter von 27 auf 25 gesenkt. Selenskyj betonte, das Alter nicht weiter senken zu wollen.