Es ist ein verdammt knappes Rennen um den Einzug ins Weiße Haus zwischen Donald Trump und Kamala Harris. Dabei ging es in den vergangenen Tagen des Wahlkampfs der US-Wahl 2024 turbulent zu. Jahrelang äußerten die Demokraten etwa die Sorge, dass eine zweite Amtszeit Trumps die USA in eine Periode des Neofaschismus stürzen könnte.
Unabhängig von einem Sieg oder einer Niederlage des Republikaners gibt es noch eine weitere Befürchtung: Dass die harsche Rhetorik Trumps erneut politische Gewalt wie 2021 einleiten könnte.
Ganz vorne mit dabei an jenem 6. Januar 2021 waren die Proud Boys – eine rein männliche, rechtsextremistische Gruppe, die den Sturm aufs Kapitol anführte. Doch wer sind die Proud Boys genau und welche Verbindung haben sie zu Donald Trump?
Die Proud Boys sind eine rechtsextreme, gewaltbereite Männergruppe, die 2016 von Gavin McInnes in den USA gegründet wurde. Sie bezeichnen sich selbst als "westliche Chauvinisten". Zudem propagieren sie eine extreme Form des Nationalismus, oft gespickt mit rassistischen und frauenfeindlichen Aussagen.
Ihre Message ist dabei klar: "We want to make America hate again." Auf Deutsch: "Wir wollen, dass Amerika wieder hasst." Diese Parole stammt vom Gründer McInnes, wie unter anderem der britische "Guardian" berichtet. Er hatte sich in einer BBC-Doku über Trump-Anhänger:innen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahl geäußert.
Die Proud Boys haben durch wiederholte Gewaltausbrüche bei Demonstrationen und politisch motivierte Aktionen Aufmerksamkeit erlangt. Die bekannteste Aktion war ihre zentrale Rolle beim Sturm auf das Kapitol. Mehrere Staaten, darunter Kanada und Neuseeland, haben die Proud Boys mittlerweile als terroristische Organisation eingestuft.
Anhänger:innen des damals frisch abgewählten Präsidenten Trump hatten am 6. Januar 2021 den Sitz des US-Parlaments in Washington erstürmt, allen voran die rechtsextremistische Miliz Proud Boys.
Dabei durchbrachen sie Polizeisperren, drangen in das Gebäude ein. An jenem Ort, an dem der Kongress zusammengekommen war, um den Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl formal zu bestätigen.
Auch Trump selbst spielte dabei eine Rolle. Er hatte seine Gefolgschaft zuvor bei einer Rede aufgewiegelt. Trump verbreitete die Falschbehauptung, dass er durch einen massiven Wahlbetrug vom Sieg abgehalten worden war, wie unter anderem "ZDF" berichtete. Die Ausschreitungen und Krawalle, die dann folgten, waren so heftig, dass fünf Menschen ums Leben kamen.
Etwa 50 Mitglieder der Proud Boys wurden infolge des Sturms auf den Kongress wegen ihrer Beteiligung an dem Angriff angeklagt. Der damalige Anführer der Gruppe, Enrique Tarrio, wanderte hinter Gitter: Er wurde zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt, wie AP berichtete.
Auch Ethan Nordean, als "unangefochtener Anführer vor Ort" bezeichnet, wurde zu 18 Jahren Haft verurteilt. Zwei weitere ehemalige Anführer erhielten Haftstrafen von 17 und 15 Jahren.
Mehr als 1000 Verdächtige wurden im Zusammenhang mit der Kapitol-Erstürmung festgenommen. Über 230 Personen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Viele Verfahren sind noch nicht abgeschlossen.
Gavin McInnes ist in Großbritannien geboren und britisch-kanadischer Staatsbürger. Spannend ist, welches Magazin er in den 90er-Jahren gegründet hatte: Er ist gemeinsam mit Shane Smith und Suroosh Alvi der Gründer von "Vice". McInnes war laut "Spiegel" zudem in der New Yorker Hipsterszene eine einflussreiche Person.
Dann der Wandel in der Außenwirkung. Nachdem er "Vice" im Jahr 2008 verlassen hatte, fiel er immer wieder mit rechtsradikalen und chauvinistischen Aussagen auf.
2016 gründete er die Proud Boys, trat jedoch bereits 2018 von ihnen wieder zurück. Bevor er sie verließ, waren zehn Mitglieder der Gruppe infolge einer Schlägerei in Manhattan angeklagt worden.
Inwiefern seine Verbindungen zur rechtsradikalen Gruppe noch ausgeprägt sind, ist schwierig zu sagen. Noch 2022 trug er wieder einen schwarzen Pulli mit Kapuze. Darauf zu sehen: das goldene Logo der rechtsradikalen Gruppe. In seinem Podcast begründete er dies mit einer "Hommage an unsere Brüder hinter Gittern". Bei dem Sturm auf das Kapitol war McInnes selbst nicht anwesend.
Das harte gerichtliche Vorgehen nach dem Sturm aufs Kapitol hat die Extremistengruppe nicht gestoppt. Im Gegenteil: Seitdem hat die Gruppe weiter an Bekanntheit gewonnen. Zudem gab es auch danach immer wieder gewaltsame Aktionen und extremistische Aufrufe, trotz rechtlicher Konsequenzen und öffentlicher Kritik.
Obwohl ehemalige Anführer wie Enrique Tarrio verhaftet wurden, setzen die verbliebenen Mitglieder ihre Aktivitäten fort. Allerdings mit einem niedrigeren Profil. Denn sie stehen unter verstärkter Beobachtung durch Strafverfolgungsbehörden und Watchdog-Organisationen.
Sie konzentrieren sich heute verstärkt auf lokale Politik und Gemeinschaftsaktionen, um ihre Ideologie zu verbreiten. Dabei nutzen sie auch Social Media, um neue Anhänger zu gewinnen. Vielfach agieren sie auch über verschlüsselte Messaging-Dienste.
Die Gruppe versucht, ihre Botschaft durch weniger offensichtlich extremistische Rhetorik zu verbreiten, bleibt aber ihren grundlegenden ideologischen Prinzipien treu. Sie propagieren etwa, dass der Feminismus Männer entmachte und bekämpfen die "Woke-Agenda" der Demokraten.
Nicht nur, dass die Proud Boys beim Sturm aufs Kapitol nach der Aufwiegelung durch Donald Trump ganz vorne mit dabei waren. Sie haben eine enge, wenn auch inoffizielle Verbindung zu ihm. Die rechtsextreme Gruppierung entstand während des Wahlkampfs 2016 und stellt sich seitdem offen hinter den Republikaner.
Besonders deutlich wurde dies während des ersten TV-Duells zwischen Trump und Biden 2020, als Trump die Proud Boys direkt ansprach und ihnen sagte, sie sollten sich "bereithalten". Diese Aussage löste bei den Mitgliedern der Gruppierung Begeisterung aus und wurde als Unterstützung durch den Präsidenten gewertet.
Obwohl Trump nach dem Sturm aufs Kapitol behauptete, die Proud Boys nicht zu kennen, zeigt sein Umgang mit der Gruppierung eine implizite Unterstützung. Die Proud Boys ihrerseits sehen sich als Verteidiger Trumps und seiner Politik. Sie verkaufen laut Reuters sogar T-Shirts mit seinem Porträt.
Auch 2024 gibt es Bedenken seitens der Strafverfolgungsbehörden, dass Milizen wie die Proud Boys rund um die Wahlen zu ihren Waffen greifen könnten. In einigen Bundesstaaten wie Georgia und Arizona gibt es eine Erhöhung der Sicherheitsmaßnahmen in Wahllokalen, etwa mit Panzerglas und bewaffnetem Personal. Damit wollen die Behörden möglichen Einschüchterungsversuchen oder Störungen durch rechtsextreme Gruppen vorbeugen.
Nach dem historischen Schuldspruch gegen Trump schwor eine Gruppe der Proud Boys in Ohio laut "The Conversation" "Krieg". Sie veröffentlichte außerdem ein Video von Straßenschlägereien der Proud Boys, das mit der Botschaft endete: "Kämpfe lösen alles."
Eine Gruppe in Miami sagte: "Jetzt rekrutieren wir mehr denn je!" Einige posteten Bilder der umgedrehten US-amerikanischen Flagge, die die "Stop the Steal"-Bewegung symbolisiert, die fälschlicherweise behauptet, Trump habe die Wahl 2020 gewonnen.
Obwohl die Proud Boys aktuell weniger prominent in Erscheinung treten, bleibt die Sorge vor möglichen Gewaltausbrüchen oder Einschüchterungsversuchen im Umfeld der Wahl bestehen.