
Das chinesische KI-Startup DeepSeek droht, eine Gefahr für Tech-Konzerne aus den USA zu werden.Bild: imago images/ CFOTO
watson antwortet
Jahrelang sind die USA mit Selbstverständlichkeit davon ausgegangen, Marktführer in Sachen Künstlicher Intelligenz (KI) zu sein. Meta hatte erst vergangene Woche angekündigt, 65 Milliarden Dollar in die Entwicklung von KI zu investieren, OpenAI ist mit dem Chatbot ChatGPT im November 2022 ein Meilenstein in dem Bereich gelungen, auch Google hat bereits ein KI-Modell vorgestellt.
Diese Unantastbarkeit droht nun ins Wanken zu geraten. Der neue Wettbewerber: DeepSeek.
Was ist DeepSeek?
Das chinesische KI-Startup DeepSeek ist gerade mal ein Jahr alt und hat in der vergangenen Woche ein ChatGPT-ähnliches KI-Modell namens R1 vorgestellt, das die bisherige Alleinstellung der USA infrage stellt.
DeepSeek ist inzwischen in den USA auf Platz 1 der Downloads im App Store – und hat ChatGPT auf den zweiten Rang verwiesen. Die Unruhe im Technologiesektor machte sich am Montagmorgen auch auf dem Aktienmarkt bemerkbar. Mehrere amerikanische Technologiefirmen verzeichneten hohe Kurseinbrüche.
Der prominente Tech-Investor Marc Andreessen bezeichnete DeepSeek auf X als "einen der beeindruckendsten Durchbrüche, die ich je gesehen habe". Das sei der "Sputnik-Moment der KI" – also vergleichbar mit dem erstenkünstlichen Erdsatelliten, mit dem 1957 die Sowjetunion die westliche Hemisphäre überrascht hatte.
Was macht DeepSeek so besonders?
Das KI-Modell R1 bietet die bekannten Fähigkeiten ähnlicher Modelle – allerdings zu einem Bruchteil der Kosten im Vergleich zu OpenAI, Google oder Meta. Laut DeepSeek beliefen sich die Kosten für das Training ihres neuesten Modells auf lediglich 5,6 Millionen US-Dollar. US-Unternehmen geben häufig Milliarden aus.
Das hat damit zu tun, dass Deepseek erheblich weniger Rechenleistung für das Training des Modells und somit auch weniger Chips benötigt. KI-Modelle wie ChatGPT benötigen für ihr Training Hochleistungschips, was vergangenes Jahr den Höhenflug des US-Unternehmens Nvidia ausgelöst hat.
Laut einem Bericht der "New York Times" benötigt Deepseek einen Computer mit nur 2000 Nvidia-Chips, um das KI-Modell zu trainieren – andere Unternehmen häufig bis zu 16.000.
Ein weiterer Unterschied zu den herkömmlichen Modellen: DeepSeek erklärt, wie es zu einer Antwort gekommen ist und welche Aspekte dabei berücksichtigt wurden. Und: Die Ergebnisse unterliegen der chinesischen Zensur. Es finden sich etwa keine Suchergebnisse zum Tian’anmen-Massaker im Juni 1989.
Was ist das Kalkül von DeepSeek?
Das Kalkül des chinesischen Start-ups dürfte mit dem Handelskrieg zwischen China und den USA zusammenhängen. Die USA wollen den Export von KI-Hardware wie den Hochleistungschips von Nvidia nach China einschränken. China soll dadurch auch daran gehindert werden, KI für militärische Zwecke zu nutzen.
Was bedeutet DeepSeek für die Zukunft von KI?
Expert:innen schätzen DeepSeek als ernstzunehmende Konkurrenz im KI-Markt und insbesondere für die US-amerikanischen Firmen ein, wobei aber noch nicht ganz absehbar ist, welche Entwicklung das chinesische Unternehmen nehmen wird.
Der Erfolg von DeepSeek wirft aber die Frage auf, ob die Transformation in einer KI-Gesellschaft nicht kosteneffizienter zu haben ist, weil möglicherweise weniger leistungsstarke KI-Chips ausreichen, um erfolgreiche KI-Modelle zu schaffen.
"Plötzlich könnten all die hohen Bewertungen so gar nicht mehr gerechtfertigt sein und plötzlich interessiert sich an der Börse auch keiner mehr für die großen Versprechungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump, weitere 500 Milliarden Dollar in den KI-Hype zu investieren", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets.
Egal ob auf dem Land oder in der Stadt, mittlerweile ist es kaum möglich, die anstehende Bundestagswahl 2025 zu übersehen: An jeder Straßenecke lauern Plakate in unterschiedlichen Farben, die für diese oder jene Partei und ihre Kandidat:innen werben.