Wenn du einen Text am Computer schreibst, online einen Flug buchst oder eine Überweisung über die Seite deiner Bank abschickst, ist ein Teil von Evelyn Berezin bei dir. Ihr Name mag dir kein Begriff sein, doch die Tech-Pionierin hat viele Prozesse aus unserem Alltag einfacher gemacht. Nun ist Berezin gestorben, im Alter von 93 Jahren. Und wir finden: Jeder sollte erfahren, wer die Frau war, der wir die eine oder andere Tech-Revolution zu verdanken haben.
1945 machte Evelyn Berezin an der New York University ihren Abschluss in Physik. Anschließend begann sie, für die damals erst aufstrebende Computerindustrie zu arbeiten. Ihr Fachgebiet: Computernetzwerke bauen. 1962 baute sie als Angestellte der Firma Teleregister ein computergestütztes Buchungssystem für United Airlines. Dieses System war das erste seiner Art. Wann immer wir heute ein Dokument tippen, eine Reservierung online buchen oder Homebanking betreiben, nutzen wir Berezins Technologien und Verfahren.
Berezin musste sich im Laufe ihrer Karriere immer wieder hart durchbeißen. Technik-Jobs für Frauen gab es damals noch viel weniger als heute. Dem Sender NPR erzählte Berezin, 1960 habe die New Yorker Börse ein Stellenangebot widerrufen: "Sie sagten, dass ich eine Frau sei. Ich müsse von Zeit zu Zeit jedoch auf dem Börsen-Parkett sein und die Sprache dort sei nicht für die Ohren einer Frau bestimmt." 1969 gründete Berezin dann ihr erstes eigenes Unternehmen "Redactron". Ihr Ziel: Ein Werkzeug schaffen, das den Arbeitsplatz revolutionieren würde – das Textverarbeitungsprogramm.
Zwei Jahre später brachte "Redactron" den Data Secretary auf den Markt, ein Gerät, das die mühsame Arbeit, Dokumente zu erstellen, revolutionierte. Ein modernes Textverarbeitungsprogramm. "Redactron" verkaufte laut New York Times 10.000 seiner achttausend Dollar teuren Maschinen an Anwaltskanzleien und Unternehmensbüros, bevor es 1976 verkauft wurde, als ein größerer Konkurrent den Markt mit billigeren Alternativen überschwemmte.
Berezin saß in den Vorständen mehrerer Unternehmen und war Stipendiatin des Computer History Museum. Sie wurde 2011 in die Women in Technology Hall of Fame aufgenommen. "Es gibt sehr wenige Frauen, die in den Hochtechnologiebereich gehen, weil sie Angst davor haben. Aber sie würden dort wahrscheinlich weniger Widerstand im Job, finden als in vielen anderen Bereichen", sagte sie der New York Times in einem Interview von 1975.