Jedes Jahr werden 45 Millionen männliche Küken in Deutschland getötet – aus wirtschaftlichem Interesse. Denn die Züchter wünschen sich vor allem weibliche Küken, die später Eier legen können. Die Aufzucht von männlichen Küken, die später geschlachtet werden können, ist den Brütereien zu teuer.
Eine neue Methode soll das millionenfache Töten der Küken verhindern – doch funktionieren wird das nur, wenn Verbraucher auch bereit sind, teurere Eier zu kaufen.
Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Umweltministerin Julia Klöckner (CDU) ist sicher: Das an der Universität Leipzig entwickelte Verfahren sei eine Weltneuheit und ein Durchbruch auf dem Weg, das massenhafte Töten männlicher Küken zu beenden. Das Geschlecht wird dabei vor dem Ausbrüten im Ei erkannt. Mit einem Laser wird ein winziges Loch in die Schale gebrannt. So kann dem Ei Flüssigkeit entnommen werden, die auf Geschlechtshormone getestet wird. Männliche Küken schlüpfen damit erst gar nicht, ihre Eier werden zu Tierfutter verarbeitet. Noch ist die Methode aber nicht serienreif, kann also nicht in allen Brütereien eingesetzt werden.
In den ersten deutschen Supermärkten gibt es jetzt Eier aus einer neuen Methode gegen Kükentöten zu kaufen. "Mit diesem Verfahren gibt es für das Töten der männlichen Legehennenküken auf Dauer keinen Grund mehr", sagte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin.
Wann das so weit sein könnte, wollte Klöckner nicht sagen. Es stehe auch noch nicht fest, ob die Betriebe zur Nutzung der neuen Methode verpflichtet würden. Zunächst will die Ministerin auf eine "freiwillige Verpflichtung" setzen. "Wenn Brütereien sagen, das ist uns egal, kommen wir in eine andere rechtliche Bewertung der Sache", erklärte Klöckner.
Für die Brütereien sollen keine zusätzlichen Kosten entstehen, kündigten die Anbieter des Verfahrens an. Stattdessen verlangen sie vom Handel eine Lizenzgebühr. Dadurch werden Eier von Legehennen, die mit der neuen Methode gezüchtet wurden, etwas teurer.
Die Geflügelwirtschaft zeigte sich skeptisch wegen des neuen Verfahrens. "Es gilt unser uneingeschränktes Bekenntnis zum schnellstmöglichen Ausstieg aus dem Töten männlicher Eintagsküken, sobald eine wirkliche Alternative vorliegt", erklärte der Verband. Dafür müsse das System aber praxistauglich und schneller sein als bisher geplant. Der Bauernverband dagegen begrüßte den Vorstoß: "Diese Verfahren sollten baldmöglichst praxisreif gemacht werden und flächendeckend in allen Brütereien zum Einsatz kommen", erklärte Generalsekretär Bernhard Krüsken.
Diese Eier sollen zunächst in 223 Berliner Supermärkten der Ketten Rewe und Penny angeboten werden, bis Ende 2019 soll es sie in allen 5500 Supermärkten der Ketten geben. Das 6er-Pack koste zehn Cent mehr als ein 6er-Pack Freilandeier, sagte der stellvertretende Vorstandschef der Rewe-Gruppe, Jan Kunath. "Das sind Preissprünge, die die Verbraucher akzeptieren"
Tierschützer dagegen halten das Aussortieren männlicher Küken nicht für sinnvoll. "Das ist keine Lösung im Sinne einer verantwortungsvollen Tierzucht, denn Hennen müssen auch weiterhin Höchstleistung erbringen", erklärte der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Geflügelwirtschaft müsse so umgestellt werden, dass Hühner sowohl zur Eier- als auch zur Fleischproduktion geeignet seien. Dann könnten männliche Küken aufgezogen und ihr Fleisch vermarktet werden.
Schon jetzt kann man im Handel auch Eier aus Brütereien kaufen, in denen sowohl weibliche als auch männliche Küken aufgezogen werden. Die sogenannten Bruderhahn-Eier sind aber teurer und damit laut Handel nicht massentauglich.
(pb/dpa)