Am Bargeld scheiden sich die Geister. Die einen ärgern sich, dass sie ihr Kaugummi nicht überall mit der Karte zahlen können.
Die anderen hingegen betrachten das Bargeld in ihrem Portemonnaie und das Geld-Depot unter ihrer Matratze als den Inbegriff bürgerlicher Freiheit. Sie haben entsprechend Angst vor einer schrittweisen Abschaffung des Bargelds.
Eine Gesetzesänderung, die die australische Regierung in der vergangenen Woche vorgestellt hat, und die ab Juli 2019 gelten soll, gibt den Freunden des Bargelds neuen Grund zu Sorge: Das nächste Land schränkt die Barzahlung künftig ein. (Gizmodo)
Alle geschäftlichen Zahlungen über 10.000 Dollar (etwa 6.300 Euro) dürfen dann nur noch mit Kartenzahlung, Scheck, oder per Überweisung beglichen werden. Gleichzeitig will die australische Regierung mit weiteren Maßnahmen gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung vorgehen. Vor allem durch den Verkauf von gestohlenem oder geschmuggeltem Tabak entgehen dem australischen Staat jedes Jahr Milliardensummen. (The Guardian)
Ganz im Gegenteil – Länder ohne Obergrenzen und Einschränkungen sind in der Europäischen Union mittlerweile in der Unterzahl. Lediglich acht EU-Länder haben in der Praxis keinerlei Beschränkungen bei größeren Barzahlungen. (Europäisches Verbraucherzentrum Deutschland)
In anderen Ländern wie zum Beispiel Irland gibt es zwar keine gesetzlichen Einschränkungen, Händler sind jedoch nicht verpflichtet, größere Summen in Bargeld zu akzeptieren.
In Deutschland können alle Beträge weiterhin bar bezahlt werden – auch wenn Obergrenzen immer wieder diskutiert wurden. Für Zahlungen über 10.000 Euro gilt jedoch eine Ausweispflicht. Der Händler muss den vollständigen Namen, Geburtsdatum und -ort, Staatsangehörigkeit und Wohnanschrift aufzeichnen und aufbewahren.
Zusätzlich hat die EU-Kommission bereits 2016 beschlossen, den 500-Euro-Schein abzuschaffen. Die Ausgabe des Scheins soll Ende 2018 eingestellt werden, als Zahlungsmittel genutzt werden kann der Schein danach trotztdem weiterhin. Schon heute akzeptieren viele Geschäfte allerdings keine 500-Euro-Scheine mehr. (Spiegel Online)
All diese Maßnahmen sollen es vor allem Terroristen und der Organisierten Kriminalität schwer machen, Geld vor dem Staat zu verstecken. Ob das erfolgreich ist, bleibt auch unter Fachleuten umstritten. "Es gibt keine einzige wissenschaftlich fundierte Studie, die die Wirksamkeit einer Obergrenze für Barzahlungen zur Kriminalitätsbekämpfung belegt", sagte Carl-Ludwig Thiele im vergangenen Jahr dem Berliner "Tagesspiegel" in einem Interview. Thiele war bis zum 30. April 2018 Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank.
Viele Bürger sorgen sich vor allem vor einer Überwachung durch staatliche Stellen und die Privatwirtschaft, die durch die Zahlung mit Giro- und Kreditkarten technisch möglich ist.