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Grüne: Was werden Sie an Angela Merkel vermissen?

The hands of German Chancellor Angela Merkel are seen as she visits the Software AG booth at the information technology fair CEBIT in Hanover, Germany, 06 March 2012. Some 600,000 visitors are expecte ...
Bild: dpa / Maurizio Gambarini
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Grüne: Was werden Sie an Angela Merkel vermissen?

Jetzt ist es nicht mehr lange, bis Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Ruhestand geht. Was werden die Menschen an ihr vermissen? Das hat watson die Abgeordneten im Bundestag der vergangenen Legislaturperiode gefragt. Mehr als 100 haben geantwortet.

Das sagen die Abgeordneten der Grünen-Fraktion:
16.10.2021, 08:1216.10.2021, 09:31
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Agnieszka Brugger

Die Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger (Bündnis 90/Die Grünen), nimmt an der digitalen Landesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg im Veranstaltungszentrum intersport r ...
Bild: dpa / Marijan Murat

"Viele junge Menschen kennen keine andere Bundeskanzlerin als Angela Merkel. Trotz aller politischer Differenzen habe ich viel Respekt für ihre Arbeit und die sachliche und unaufgeregte Art, mit der sie unser Land 16 Jahre lang regiert hat.

Ich hatte das Privileg, die Kanzlerin bei den Jamaika Sondierungen vor vier Jahren auch im kleinen Kreis zu erleben. Neben ihrem immensen Wissen und echtem Pokerface hat Angela Merkel aber auch einen coolen, sehr trockenen Humor.

Richtig und ehrlich fand ich ihre Kurskorrektur angesichts der Atomkatastrophe in Fukushima und die Rückkehr zum Atomausstieg. Besonders stark auch, als sie in der Pandemie mit den ideologischen Dogmen ihrer Partei in der Europapolitik gebrochen hat und gemeinsam mit Emmanuel Macron einen großen Wiederaufbaufond ermöglicht hat.

Während ihrer Kanzlerinnenschaft wurden zugleich verantwortungslose Rüstungsexporte in Rekordhöhe an Diktaturen und in Krisengebiete genehmigt und gerade das Desaster im Umgang mit Afghanistan und den Ortskräften haben ihre Bilanz für mich auch sehr getrübt. Angela Merkel hat selbst eingeräumt, dass sie nicht genug für den Klimaschutz getan hat. In diesen 16 Jahren sind viele wichtige Fragen zu lange liegen geblieben, das hat aber auch viel mit der Union und SPD zu tun."

Stefan Gelbhaar

Stefan Gelbhaar (Bündnis 90/Die Grünen), Mitglied des Deutschen Bundestages, spricht im Plenum im Bundestag. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Reform der Grundsteuer, die Änderung des Staa ...
Bild: dpa / Christoph Soeder

"Der sachliche Stil hat die Jahre ihrer Amtszeit geprägt. Das wird in der sonst häufig Testosteron geladenen Politik-Arena fehlen.

Sie hat darüber hinaus jedoch geradezu vermieden, offen und aktiv eine politische Idee zu vertreten und damit in der Folge eben auch zu polarisieren. Dennoch oder gerade deswegen ist die Gesellschaft heute so polarisiert wie selten zuvor."



Ekin Deligöz

Aktuell, 01.10.2020, Berlin Ekin Deligoez im Portrait bei ihrer Rede zur Haushaltsdebatte bei der 180. Sitzung des Deutschen Bundestag in Berlin
Bild: Flashpic / Jens Krick

"Es war bewundernswert, wie sie als Frau vermeintlich starken Männern und Autokraten ihre Grenzen aufgezeigt hat."










Tabea Rößner

Aktuell, 22.04.2021, Berlin, Tabea Roessner im Portrait bei ihrer Rede zum Thema Telekommunikationsmodernisierungsgesetz bei der 224. Sitzung des Deutschen Bundestag in Berlin
Bild: Flashpic / Jens Krick

"Ich werde die unprätentiöse und uneitle Art von Angela Merkel vermissen. In der Politik tummeln sich viele sehr eitle Menschen. Angela Merkel hat Politik gemacht – ohne viel Aufsehens um ihre Person.

Davon könnten sich manch andere eine ordentliche Schnitte abschneiden. Außerdem wird mir ihr trockener Humor fehlen."



Stefan Schmidt

Berlin, Plenarsitzung im Bundestag Stefan Schmidt Bündnis 90/Die Grünen während der 220. Sitzung des Deutschen Bundestags am 14.04.2021 in Berlin. Berlin Bundestag Berlin Deutschland *** Berlin, plena ...
Bild: www.imago-images.de / Christian Spicker

"Was Deutschland an Angela Merkel vermissen wird, hängt auch maßgeblich davon ab, wie ihr Nachfolger/ihre Nachfolgerin das Amt ausführen und ausfüllen wird.

Ich selbst werde ihre ruhige, zurückhaltende, bescheidene Art vermissen, die aus meiner Sicht auch wesentlich dazu beigetragen hat, dass ein sehr hoher gesellschaftlicher Anteil großes Vertrauen in sie als Person und als Kanzlerin hatte."



Filiz Polat

Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen), Bundestagsabgeordnete, spricht zum Thema Änderung des Staatsangehörigkeitsgesetzes im Deutschen Bundestag.
Bild: dpa / Lisa Ducret

"Angela Merkel war immer ein Garant dafür, dass ihre eigene Partei, die CDU, die AfD nicht rechtsaußen überholt. Ohne sie hätte so manch ein CDU-Landesverband eine Koalition mit der AfD ernsthaft in Erwägung gezogen.

Dafür bin ich ihr persönlich dankbar, und unserer Demokratie hat sie damit einen großen Gefallen getan."




Kai Gehring

Der Abgeordnete Kai Gehring (Bündnis90/Grüne) spricht am 04.12.2014 während der Debatte um Forschungs- und Innovationspolitik im Deutschen Bundestag in Berlin. Foto: Wolfgang Kumm/dpa +++ dpa-Bildfunk ...
Bild: dpa / Wolfgang Kumm

"Als Angela Merkel 2005 Kanzlerin wurde, war ich gerade erstmals in den Bundestag gewählt worden. Als grüner Bundestagsabgeordneter habe ich Merkels Kanzlerschaft aus der Opposition heraus kritisch begleitet.

Ihren Politikstil empfinde ich als ambivalent: Einerseits habe ich Respekt für ihren nüchternen, sachlichen und wissenschaftsbasierten Regierungsstil, andererseits hat ihr Stil politische Diskurskultur eingeschläfert, Agilität gedrosselt und unserem Land nicht immer gutgetan: Durch Abwarten, Reagieren und auf Sicht-Fahren statt beherztem, vorsorgendem und pro-aktivem Handeln stehen wir im Inland vor einem gewaltigen Modernisierungsstau, vor allem bei Klimaschutz, Digitalisierung und sozialer Spaltung.

Die neue Bundesregierung wird diesen Reformstau auflösen, viel nachholen und erneuern müssen – ähnlich wie es am Ende der ebenso langen Ära Kohl 1998 gewesen ist. Gerade auf dem internationalen Paket hinterlässt Merkel eine Lücke, ihre – gerade auch im Vergleich zu vielen anderen Staatschef*innen – besonnene, abwägende Art werden wir vermissen."

Lisa Badum

Lisa Badum, Buendnis 90/Die Gruenen, aufgenommen im Rahmen der der Sitzung zum Klimaschutz im Deutschen Bundestag in Berlin. 24.06.2021.
Bild: Felix Zahn/photothek.net / Felix Zahn

"Dass sie das Wort 'Kanzlerinnenamt' mit Leben gefüllt hat."










Ingrid Nestle

Ingrid Nestle (Grüne), Abgeordnete, spricht zur Europäischen Energiepolitik während der 98.Sitzung des Bundestages zu. Themen der Sitzung sind die erste Beratung des von der Bundesregierung eingebrach ...
Bild: dpa / Sven Braun

"Ich habe Bundeskanzlerin Angela Merkel fachlich als sehr stark wahrgenommen – im Gegensatz zu ihren Ministern.

Ich hätte mir gewünscht, dass sie sich im Bereich Klimapolitik genauso durchgesetzt hätte, wie sie es in der Flüchtlingspolitik 2015 getan hat."





Kirsten Kappert-Gonther

Kirsten Kappert-Gonther in der 210. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. Berlin, 12.02.2021
Bild: Geisler-Fotopress / Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

"Angela Merkel hat das Amt der Bundeskanzlerin mit ihrem naturwissenschaftlichen Sachverstand, ihrer Intelligenz und ihrer Uneitelkeit geprägt."









Matthias Gastel

Matthias Gastel in der 221. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. Berlin, 15.04.2021
Bild: Geisler-Fotopress / Frederic Kern/Geisler-Fotopress

"In der Sache hat Angela Merkel wenig bewegt. Ihre Koalitionen waren Stillstandskoalitionen, die keine der großen Herausforderungen wie die Klimakrise oder die langfristige Sicherung der Sozialversicherungen angepackt haben.

Ich schätze sie aber als überzeugte Europäerin, für ihre liberale Grundhaltung und weil sie sich als standhaft gegenüber beispielsweise antieuropäischem Populismus gezeigt hat.

Was man an ihren Charakterstärken vermissen wird, das werden wir womöglich erst spüren, wenn ein neuer Kanzler im Amt ist. Doch eines ist sicher: Ihr Nachfolger wird eine Koalition führen, die vieles wird nachholen müssen, was unter Angela Merkel nicht angepackt wurde."

Irene Mihalic

Irene Mihalic in der 233. Sitzung des Deutschen Bundestages im Reichstagsgebäude. Berlin, 10.06.2021
Bild: Geisler-Fotopress / Sebastian Gabsch/Geisler-Fotopre

"Was wir oder ich vermissen werden, lässt sich erst in der Zukunft sagen.

Aber an Frau Merkel habe ich immer geschätzt, dass sie sich stets auf den sachlichen Kern von Problemen und Debatten fokussiert und versucht entsprechende Lösungen zu finden."





Lies hier, was die
Abgeordneten der
anderen Fraktionen sagen:

SPD

Hinweisschild auf die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Fraktion wird seit Wochen von einer Masken-Affäre gebeutelt. Die Immunität von mehreren Abgebordneten wurde aufgehoben. Es laufen Erm ...
Bild: Geisler-Fotopress / Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

CDU/CSU

Hinweisschild auf die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Fraktion wird seit Wochen von einer Masken-Affäre gebeutelt. Die Immunität von mehreren Abgebordneten wurde aufgehoben. Es laufen Erm ...
Bild: Geisler-Fotopress / Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Grüne

Hinweisschild auf die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Fraktion wird seit Wochen von einer Masken-Affäre gebeutelt. Die Immunität von mehreren Abgebordneten wurde aufgehoben. Es laufen Erm ...
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FDP

Hinweisschild auf die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Fraktion wird seit Wochen von einer Masken-Affäre gebeutelt. Die Immunität von mehreren Abgebordneten wurde aufgehoben. Es laufen Erm ...
Bild: Geisler-Fotopress / Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

Linke

Hinweisschild auf die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Fraktion wird seit Wochen von einer Masken-Affäre gebeutelt. Die Immunität von mehreren Abgebordneten wurde aufgehoben. Es laufen Erm ...
Bild: Geisler-Fotopress / Christoph Hardt/Geisler-Fotopres

AfD

Hinweisschild auf die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Fraktion wird seit Wochen von einer Masken-Affäre gebeutelt. Die Immunität von mehreren Abgebordneten wurde aufgehoben. Es laufen Erm ...
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Taurus-Affäre: Zoff um Geheim-Informationen – Strack-Zimmermann zieht Konsequenzen

Die Taurus-Affäre erhitzt weiter die Gemüter. Nicht nur wegen des ursprünglichen Leaks eines abgehörten Gesprächs hochrangiger Bundeswehroffiziere über den Taurus-Marschflugkörper. Auch die Nachbeben haben es in sich. Nach zahlreichen Interviews, Diskussionsrunden, Machtworten, nach Anträgen und Abstimmungen gibt es nun auch noch einen wilden Briefwechsel im Bundestag. Einer, in dem die Vorwürfe groß sind und das Wesentliche zum Randaspekt wird.

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