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Von der Jugend bis zum "Rücktritt" – Sandro Wagners Fußball-Drama in 4 Akten

Bayern's Sandro Wagner celebrates after scoring his side's second goal during the German Bundesliga soccer match between FC Bayern Munich and Eintracht Frankfurt at the Allianz Arena stadium ...
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Sandro W. oder kann man aus einem Team zurücktreten, dem man gar nicht angehört?

17.05.2018, 13:2717.05.2018, 15:32
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Sandro Wagner ist aus der Nationalelf zurückgetreten. Obwohl ihn Bundestrainer Joachim Löw gar nicht für die Fußball-WM in Russland nominiert hat. Höhepunkte und Tiefschläge einer Karriere in 4 Schritten.

Der Rücktritt

Der hoffnungsvolle Auftakt

Der Spieler Sandro Wagner stammt aus München. Dort spielte er in der Jugend des FC Bayern München. Ein großer Verein mit großen Namen. Ein Sebastian Schweinsteiger wurde hier groß. Und ein Philipp Lahm. Und ein Mats Hummels. Allesamt Weltmeister 2014 in Brasilien.

Und Wagner?

Er spielte mit Hummels in der Jugend beim FC Bayern. Der Teamkollege gewann in Brasilien den WM-Titel. Sandro Wagner spielte zu dieser Zeit bei Hertha BSC, damals eine Pendelmannschaft zwischen erster und zweiter Liga. 

Als Gladiator ganz unten

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Bild: dpa

Doch es kommt noch schlimmer. Pal Dardai sortiert ihn wegen Lustlosigkeit aus ins Amateurteam.

"Stürmer muss allein aufs leere Tor schießen."

Sandro Wagner, einstiger Juniorennationalspieler, einstiges Stürmertalent, war ganz unten angelangt.

Ein Einzelfall? Keineswegs. Der Übergang aus der Jugend des ruhmreichen FC Bayern ins Profi-Geschäft ist für viele mühsam:

  • Philipp Lahm musste für ein Jahr zum VfB Stuttgart fliehen, ehe er zurück in München zur Stammkraft hinten rechts wurde.
  • Mats Hummels wich nach Borussia Dortmund aus, ehe er als Deutscher Meister nach München zurückkehrte. 
Gehört Sandro Wagner ins WM-Aufgebot?

Wagner kickte in Kaiserslautern und in Duisburg in der zweiten Liga. Er vergab beste Chancen. Und erntete den Hohn der Fans. Sieht halt komisch aus, wie so ein großer, kantiger Stürmer vor dem Tor herumstolperte. 

Er rasierte sich die Haare kurz und wirkte fortan aggressiver. Manchmal, gestand er dem der Zeit im Interview, fühle er sich "wie ein Gladiator".

Nützte nur wenig. In der zweiten Liga war er die Projektionsfläche für den Spott der Fans. 

Am Ziel? Nur fast!

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Bild: augenklick/firo Sportphoto

Der Spieler Sandro Wagner – und das ist das Gute – hat ein unbändiges Selbstvertrauen. Das half ihm immer. Auch bei Darmstadt 98. Dort gelang ihm 2015 überraschend der Aufstieg von der zweiten in die Bundesliga. Und Wagner war wieder, was er nach seinem Selbstverständnis immer war: erstklassig. Wenn auch mit einem kleinen Klub.

Es folgt der Wechsel zur TSG nach Hoffenheim. Der bullige Wagner und der feingeistige Trainer Julian Nagelsmann – konnte das gutgehen? Brauchte die Fußballwelt überhaupt noch Stürmer wie ihn, in Zeiten die fußballerisch neu rechneten? Mit falscher 9 und kippender 8?

Brauchte sie! 

Wagner war der Vollstrecker im feingliedrigen Hoffenheimer Team. Auf dem Platz und auch daneben. 

  • "Wie kann ich als dummer Fan Hopp beschimpfen?", rüffelte er Fan-Kritik am milliardenschweren TSG-Mäzen Dietmar Hopp.
  • "Nein, angemessen oder teilweise zu wenig", befand er auf die Frage, ob Fußballprofis zu viel verdienten.
  • "Ich bin derzeit der beste deutsche Stürmer", lautete schließlich sein abschließendes Urteil.

Selbstzweifel? Nie!

2017 schließlich schien Sandro Wagner am Ziel:

  • Erst berief ihn Auswahltrainer Joachim Löw ins Team für den Confed-Cup in Russland. Der Generalprobe für die WM.
  • Dann erfolgte in der Winterpause der Wechsel zurück zum FC Bayern München. Als Nummer 2 gleich hinter Robert Lewandowski. Aber hey, mehr geht nicht hierzulande.

Sandro Wanger, Fußballgott!

Der Abschied

Am Dienstag dann die große Enttäuschung. Auswahltrainer Löw strich Sandro Wagner aus dem WM-Aufgebot. Er nominierte stattdessen den filigranen Stürmer Nils Petersen. Tags darauf zeigte die "Bild" Wagner in Tränen beim Training. 

"Ernst nehmen kann ich das natürlich nicht, aber wie ich schon oft gesagt habe, gibt es weitaus wichtigere Dinge im Leben außer Fußball"
Sandro Wagner, ehemaliger Nationalspieler

Konsequente Löwsche-Linie, lieber die spielerische Lösung suchen, statt zurück zum brachialen Teutonen-Kick, lautete die einhellige Meinung der Spielfeld-Analysten.

Klingt gut, stimmt aber nur halb. Nils Petersen lässt sich auch leichter integrieren, als der stets selbstbewusste, leicht aggressiv wirkende Wagner. 

Mit seinem Rücktritts-Statement scheint Wagner Löw nun zu bestätigen.

"Ich trete hiermit sofort aus der Nationalmannschaft zurück. Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen und ehrlich Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse."
Sandro Wagner, ehemaliger Nationalspieler

Wagner ist nicht allein in der Liste der Verschmähten, die anderen machen aber weniger Wirbel darum. 

  • Angreifer Stefan Kießling buhlte auch jahrelang mit Toren um die Gunst des Auswahltrainers. Vergebens. Auch er zog sich schließlich zurück.
  • Torhüter Roman Weidenfeller haderte auch lange mit dem Auswahltrainer. Zu viel Muckibude für Löws Spielstil.  Weidenfeller wurde lange verschmäht und hat geschmollt. Aber geschwiegen. Zum Lohn durfte er mit zur WM nach Brasilien, als Nummer 3. Aber wen stört das, wenn man sich Weltmeister nennen darf?

Das sagt der Trainer

Sandro Wagner reagierte also wagnerlike. Und vielleicht etwas vorschnell. 

Bleibt die Frage: Kann man aus einem Team zurücktreten, dem man gar nicht angehört?

Sandro Wagner, der Stürmer mit dem Ego, kann.

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