Die rechtsextreme Bedrohungsserie mit Polizei-Verstrickungen geht weiter: Die türkischstämmige Frankfurter Anwältin Seda Başay-Yıldız hat erneut einen Drohbrief erhalten. Das hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Dienstag bestätigt. Zuerst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" darüber berichtet.
Es ist schon das vierte Schreiben dieser Art. Wie die Oberstaatsanwältin Nadja Niesen sagte, sei es direkt an die Anwältin gegangen. Die "FAZ" hatte zuvor berichtet, der Brief sei dieses Mal per Fax an das Polizeipräsidium Frankfurt geschickt worden.
Wie Niesen sagte, sei der Drohbrief genauso aufgemacht, wie schon die früheren Schreiben. Diese trugen die Unterschrift "NSU 2.0". Wer hinter den Faxen stecke, sei weiter unklar. "Die Ermittlungen sind im Gange", sagte Niesen.
Die Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız hatte im Prozess um Beate Zschäpe und die Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) Opfer vertreten und in anderen Verfahren mutmaßliche islamistische Gefährder verteidigt.
Nach dem ersten Schreiben im August 2018 war herausgekommen, dass Hintergrundwissen über die Anwältin aus dem polizeilichen Informationssystem eines Computers einer Beamtin des ersten Reviers in Frankfurt abgefragt worden war. In einem im Januar verschickten Drohbrief wurden etwa die Namen ihrer Eltern, ihres Mannes und ihrer Tochter genannt – aller Menschen, die unter ihrer Adresse gemeldet sind.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen wurde eine mutmaßliche rechtsextreme Chatgruppe in der Frankfurter Polizei aufgedeckt. Bereits im Dezember führte das hessische LKA außerdem landesweit Durchsuchungen in drei Polizeipräsidien durch.
Seitdem steht die Frage im Raum: Gibt es ein rechtsextremes Netzwerk in der hessischen Polizei? Mindestens aber gibt es eine Häufung von Einzelfällen. Denn auch unabhängig von den Drohbriefen wird gegen mutmaßlich rechtsextreme Beamte ermittelt. So etwa gegen zwei Polizistenbrüder aus dem mittelhessischen Kirtorf. Bei ihnen fanden Hausdurchsuchungen statt, bei einem der beiden fanden die Ermittler eine ausgebaute Scheune voller Nazi-Devotionalien.
(fh/dpa)