Politik
Deutschland

Nicht nur Frankfurt – Skandal um Rechtsextreme in der Polizei wird immer größer

28.09.2018, Frankfurt am Main, Symbolbild Hessische Polizei *** 28 09 2018 Frankfurt am Main Symbolic picture Hessian police
Bild: imago stock&people
Deutschland

Nicht nur Frankfurt – Skandal um Rechtsextreme in der Polizei wird immer größer

19.12.2018, 08:2719.12.2018, 08:27
Mehr «Politik»

Der Skandal um ein rechtsextremes Netzwerk innerhalb der Polizei in Frankfurt greift um sich und dehnt sich inzwischen  auf ganz Hessen aus. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet sollen mindestens drei weitere Polizeipräsidien "von rechtsextremen Umtrieben ihrer Beamten betroffen sein". Damit seien "Auffälligkeiten" im Bezug auf "Äußerungen und Handlungen einiger Beamter" gemeint. Laut FAZ ist das Präsidium Westhessen in Wiesbaden sowie die Präsidien in Offenbach und Fulda betroffen. Am Dienstag waren zudem Büros in Marburg-Biedenkopf durchsucht worden.

Ob die neuen Vorwürfe strafrechtlich relevant seien, werde geprüft, berichtet die FAZ. Ein Zusammenhang zwischen den rechten Aktivitäten einer Gruppe von Polizisten in Frankfurt sei ebenfalls noch nicht nachgewiesen.

Die Ermittlungen gegen ein mutmaßlich rechtsextremes Netzwerk in der Frankfurter Polizei beschäftigen an diesem Mittwoch den Innenausschuss des hessischen Landtags. Dabei dürfte es auch um die neuen Vorwürfe gehen und die Frage, wie solche Vorgänge innerhalb der hessischen Polizei so lange unentdeckt bleiben konnten. 

Die Linke-Landtagsfraktion hofft, dass Innenminister Peter Beuth (CDU) über den Stand der Ermittlungen informiert und in der Sitzung auch Fragen zu einem Drohschreiben gegen eine türkischstämmige Anwältin beantwortet. Dieser Fall hatte den ganzen Skandal erst aufgedeckt.

Neuer Drohbrief des "NSU 2.0" aufgetaucht

Wie die FAZ auch berichtet, ist am Dienstag ein weiteres Drohschreiben aufgetaucht, das mit „NSU 2.0“ unterzeichnet war. Die gleiche Unterschrift fand sich im ersten Schreiben an die Frankfurter Anwältin. Der zweite Drohbrief sei an mehrere Strafverteidiger, Behörden und Medien geschickt worden, hieß es. Ob es sich um dieselben Briefeschreiber wie beim ersten Mal oder um Nachahmer handelt, ist derzeit unklar. Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte am Dienstag eine lückenlose Aufklärung zugesagt:

"Wir werden das lückenlos aufklären und es wird – ohne Ansehen der Person – jedem noch so geringen Verdachtsmoment umfassend nachgegangen werden. Ich lasse nicht zu, dass mehr als 14.000 Polizeibeamte unter den Verfehlungen einiger Kollegen leiden müssen. Ich will Menschen mit solchem Gedankengut nicht in unserer Polizei haben. Deshalb werde ich auch alles in meiner Macht Stehende tun, dass diese Polizisten keinen Polizeidienst mehr verrichten werden."
Peter Beuth, Innenminister von Hessen
Muss am Mittwoch rede und Antwort stehen: Hessens Innenminister Beuth
Muss am Mittwoch rede und Antwort stehen: Hessens Innenminister BeuthBild: imago stock&people

Den verdächtigen Polizeibeamten seien die Amtsgeschäfte bereits entzogen worden. In der Affäre ermittelt das Landeskriminalamt (LKA).

Vorkommnisse bei der hessischen Polizei sind kein Einzelfall

Professor Rafael Behr von der Polizeiakademie Hamburg hält die möglichen rechtsextremen Vorkommnisse bei der Polizei in Hessen nicht für einen Einzelfall. Zwar gebe es keine "strukturellen rechtsextremistischen Tendenzen in der Polizei", betonte er im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. "Wir wissen, dass es Beamtinnen und Beamte gibt, die der identitären Bewegung angehören", und auch solche, die "noch radikalere und extreme Positionen besetzen".

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) räumte ein, dass es in den Reihen der Polizei Rechtsextreme gibt. Der GdP-Vorsitzende Oliver Malchow sagte der "Passauer Neuen Presse": "Ich weiß, dass ein größerer Teil dieser vielen Menschen, die einen Eid auf unsere Verfassung geschworen haben – und das ist ja keine Karnevalsveranstaltung –, sich heimlich radikalisiert haben."

Zu den Frankfurter Ermittlungen sagte Malchow, man müsse das Ergebnis der Untersuchungen abwarten. Er sagte aber auch: "Wenn die Ermittlungen jedoch die Vorwürfe beweisen, dann ist der Begriff "Skandal" noch ein mildes Wort." Auch der Gewerkschafter betonte, dass es in der deutschen Polizei keine strukturellen Bedingungen gebe, die rechtsextremes Gedankengut oder die Bildung rechtsextremer Gruppierungen in irgendeiner Weise fördern würden.

Auffällig bei den mit "NSU 2.0" unterzeichneten Drohbriefen dürfte der Umstand sein, dass sie an Anwälte verschickt wurden, die im NSU-Prozess als Nebenkläger aufgetreten waren. Der Deutsche Anwaltsverein (DAV) zeigt sich besorgt über die Bedrohungen von Anwälten.

Forderungen nach Konsequenzen

Unterdessen mehren sich bundesweit Stimmen, die Konsequenzen und eine bessere Prävention fordern. Der Grünen-Fraktionsvize im Bundestag, Konstantin von Notz, hat eine "gesellschaftliche und politische Kraftanstrengung" gegen Rechtsextremismus gefordert. "Wir brauchen Polizeibeauftragte, damit Polizeibeamte frühzeitig auch anonym Hinweise auf derartige Entwicklungen geben können", sagte von Notz den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Der NSU-Opferanwalt Mehmet Daimagüler forderte, Polizeianwärter intensiver zu durchleuchten. "In den meisten Ländern gibt es meiner Kenntnis nach keine Sicherheitsüberprüfung von Polizeibeamten", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). "Stattdessen wird nur das Vorstrafenregister abgefragt." Dabei müsse bei der Einstellung auch nach politischen Aktivitäten oder einem problematischen Umfeld gefragt werden. Er plädierte zudem für Grund- und Menschenrechtskurse in der Aus- und Weiterbildung. "Im deutschen Sicherheitsapparat arbeiten etwa 250.000 Menschen", sagte er. "Wenn wir annehmen, dass nur ein Prozent von ihnen Extremisten sind, dann handelt es sich um 2500."

Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) forderte schärfere Überwachungsmaßnahmen für verschlüsselte Messenger-Dienste. Bislang dürfe die Polizei nur dann in Chats hineinschauen, wenn dringende Gefahr für Leib und Leben oder die Freiheit Einzelner besteht. "Wir benötigen die rechtlichen Voraussetzungen dafür, bei Verdacht in allen Bereichen mitlesen zu können", sagte Caffier dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.

(mit dpa/afp)

Das könnte dich auch interessieren:
Taucher holt Iphone nach 15 Monaten aus Fluss – sein Fund schockiert eine Frau
Taucher holt Iphone nach 15 Monaten aus Fluss – sein Fund schockiert eine Frau
Mockridge spricht Sarah Connor auf Schwager Bushido an – Reaktion ist vielsagend
2
Mockridge spricht Sarah Connor auf Schwager Bushido an – Reaktion ist vielsagend
Aufwachsen mit 18 Geschwistern: "Mein Vater hatte 5 Frauen gleichzeitig"
Aufwachsen mit 18 Geschwistern: "Mein Vater hatte 5 Frauen gleichzeitig"
von Agatha Kremplewski
Heidi Klum über Ehe mit Tom Kaulitz: "Daumen drücken. Ich hoffe, es bleibt so"
Heidi Klum über Ehe mit Tom Kaulitz: "Daumen drücken. Ich hoffe, es bleibt so"
Palmer warnt bei Lanz vor "schwarzer Pädagogik" – und provoziert heftige Reaktionen
Palmer warnt bei Lanz vor "schwarzer Pädagogik" – und provoziert heftige Reaktionen
Heidi Klum und Tom Kaulitz verraten, wie es in ihrer Patchwork-Familie läuft
Heidi Klum und Tom Kaulitz verraten, wie es in ihrer Patchwork-Familie läuft
Früherer Jobcenter-Mitarbeiter packt aus: "Da kursiert die Angst"
5
Früherer Jobcenter-Mitarbeiter packt aus: "Da kursiert die Angst"
Als Singles bei TV-Date über Helene Fischer sprechen, geht alles ganz schnell ganz schief
Als Singles bei TV-Date über Helene Fischer sprechen, geht alles ganz schnell ganz schief
Hartz-IV-Empfängerin erhält 15.000 Euro – und erfüllt sich einen lang gehegten Wunsch
5
Hartz-IV-Empfängerin erhält 15.000 Euro – und erfüllt sich einen lang gehegten Wunsch
Urlauber sitzen wegen Thomas-Cook-Pleite fest: "Angst, am Strand schlafen zu müssen"
Urlauber sitzen wegen Thomas-Cook-Pleite fest: "Angst, am Strand schlafen zu müssen"
von Sophia Sichtermann
Lena mit Dirndl-Panne auf dem Oktoberfest – Kai Pflaume drückt ihr Blusen-Spruch rein
1
Lena mit Dirndl-Panne auf dem Oktoberfest – Kai Pflaume drückt ihr Blusen-Spruch rein
Du bist fit in Physik? Dann weißt du, wo der Blitz am unwahrscheinlichsten einschlägt
Du bist fit in Physik? Dann weißt du, wo der Blitz am unwahrscheinlichsten einschlägt
Einer muss den Mund aufmachen: Reus und die "Mentalitätsscheiße"
Einer muss den Mund aufmachen: Reus und die "Mentalitätsscheiße"
von Arne Siegmund
Wegen politischer Fragen? Andreas Gabalier brach TV-Interview ab
Wegen politischer Fragen? Andreas Gabalier brach TV-Interview ab
140.000 deutsche Urlauber von Cook-Insolvenz betroffen – 6 Antworten
140.000 deutsche Urlauber von Cook-Insolvenz betroffen – 6 Antworten
Drei Fälle in kurzer Zeit: Arzt erklärt, was hinter Fehlbildungen bei Babys stecken kann
4
Drei Fälle in kurzer Zeit: Arzt erklärt, was hinter Fehlbildungen bei Babys stecken kann
von Arne Siegmund
Ich habe meinen Vater in die Psychiatrie einweisen lassen
1
Ich habe meinen Vater in die Psychiatrie einweisen lassen
von jolina gruber*
25 Jahre später: Das wurde aus den "Friends"-Stars – und so (alt) sehen sie heute aus
25 Jahre später: Das wurde aus den "Friends"-Stars – und so (alt) sehen sie heute aus
Lena geht auf die Wiesn – und leistet sich böse Stil-Entgleisung
3
Lena geht auf die Wiesn – und leistet sich böse Stil-Entgleisung
von Philipp Luther
Markus Lanz: Philipp Amthor führt alle hinters Licht – Zuschauer empört
Markus Lanz: Philipp Amthor führt alle hinters Licht – Zuschauer empört
Nach ZDF-Eklat: Oliver Welke macht in "heute show" bösen Höcke-Witz - Raunen im Publikum
5
Nach ZDF-Eklat: Oliver Welke macht in "heute show" bösen Höcke-Witz - Raunen im Publikum
Ter Stegen top, Neuer aber auch – jetzt gibt es einen Verlierer im Torwart-Zoff
Ter Stegen top, Neuer aber auch – jetzt gibt es einen Verlierer im Torwart-Zoff
Torwart-Zoff: Hoeneß hat mit einer Sache recht – doch er wird dem FC Bayern schaden
Torwart-Zoff: Hoeneß hat mit einer Sache recht – doch er wird dem FC Bayern schaden
von Benedikt Niessen
Lena rappt über Sex mit sich selbst bei "Gemischtes Hack"
Lena rappt über Sex mit sich selbst bei "Gemischtes Hack"
Diese Szenen zeigen: Nicht mal die Experten sind von der Hartz-IV-Show "Zahltag" überzeugt
3
Diese Szenen zeigen: Nicht mal die Experten sind von der Hartz-IV-Show "Zahltag" überzeugt
von Agatha Kremplewski
"Steh auf" – Rammstein-Sänger verstört Fans mit Video
3
"Steh auf" – Rammstein-Sänger verstört Fans mit Video
von Philipp Luther
Tiere: 11 Fotos, die zeigen, wie lustig es in der Natur manchmal zugeht
Tiere: 11 Fotos, die zeigen, wie lustig es in der Natur manchmal zugeht
Hai pirscht sich an ahnunglosen Surfer heran: Dann kommt Hilfe – von oben!
Hai pirscht sich an ahnunglosen Surfer heran: Dann kommt Hilfe – von oben!
Brief ans Jobcenter: Bitte hört auf, meine über 60-jährige Mutter in Jobs zu drängen
15
Brief ans Jobcenter: Bitte hört auf, meine über 60-jährige Mutter in Jobs zu drängen
von Agatha Kremplewski
Gottschalk über Helene Fischer und Florian Silbereisen: "Hatte immer schlechtes Gefühl"
1
Gottschalk über Helene Fischer und Florian Silbereisen: "Hatte immer schlechtes Gefühl"
Luke Mockridge macht Andrea Kiewel in seiner Show ein Angebot – die blockt ab
2
Luke Mockridge macht Andrea Kiewel in seiner Show ein Angebot – die blockt ab
Kontakt mit 2 Bundesliga-Stars – warum der FCB trotzdem keinen Lewandowski-Backup holte
Kontakt mit 2 Bundesliga-Stars – warum der FCB trotzdem keinen Lewandowski-Backup holte
Luke Mockridge traf Kiwi noch kurz vor Auftritt: Wie er beim "Fernsehgarten" alle täuschte
3
Luke Mockridge traf Kiwi noch kurz vor Auftritt: Wie er beim "Fernsehgarten" alle täuschte
Hartz-IV-Show "Zahltag": Wie die Sendung falsche Hoffnungen schürt
2
Hartz-IV-Show "Zahltag": Wie die Sendung falsche Hoffnungen schürt
von Agatha Kremplewski
7 Zitate, die zeigen, wie "bürgerlich" Alexander Gauland wirklich ist
1
7 Zitate, die zeigen, wie "bürgerlich" Alexander Gauland wirklich ist
Weil Donald Trump den Nobelpreis wollte, kuschelt Indien jetzt mit Russland
Ein Anruf, ein verletztes Ego und ein Nobeltraum: Donald Trump beanspruchte, den Kaschmir-Konflikt gelöst zu haben, Modi widersprach. Aus Enttäuschung folgten Strafzölle – und eine außenpolitische Verschiebung Richtung China und Russland.
Wer Donald Trump zuhört, bekommt schnell das Gefühl, dass er für fast alles einen Preis verdient. Für Mauerbau, für Handelskriege, für den schönsten Golfabschlag. Am liebsten aber wäre ihm der Friedensnobelpreis.
Zur Story