Eine kleine Polit-Sensation in Freiburg. Der parteilose Martin Horn, 33, hat am Sonntag die Oberbürgermeister-Wahl gewonnen. Er löst in der Universitätsstadt den Grünen-Realo Dieter Salomon ab, der in Freiburg 16 Jahre lang regiert hat. Ein Blick auf den jüngsten OB in Deutschland, sein Programm und warum die Wahl über Freiburg hinaus Bedeutung hat.
Martin Horn, 33, stammt aus Annweiler in der Pfalz.
Über dem Ort liegt die Stauferfeste Trifels. Der Legende nach wurde dort König Richard Löwenherz gefangen gehalten, für dessen Rückkehr auf den englischen Thron Robin Hood kämpfte.
Wer bei Annweiler am Trifels an pfälzische Provinz denkt, sollte vorsichtig sein. Die Menschen dort sind äußerst pragmatisch und politisch erfolgreich. Aus dem Bundestagswahlkreis 211 Südpfalz stammen unter anderen
Der Landstrich an der Grenze zu Frankreich ist also eine Heimstatt für große Polit-Talente.
„Ich habe eine gebrochene Nase, 2 kleine Stiche dort, einen gebrochenen Zahn.“ Freiburgs zukünftiger Oberbürgermeister Martin Horn meldet sich nach dem Angriff aus der Uniklinik. Und: Er will nochmal zurück zur Wahlparty. https://t.co/thbMjazxkn
— Daniel Laufer (@DanielLaufer) 6. Mai 2018
(Quelle: https://t.co/DUY6D8lm0z) pic.twitter.com/c7xYQdGQOt
Der Sohn eines Pastors studiert Sozialarbeit in Ludwigsburg und World Politics in Bremen. Er arbeitet zunächst für das Diakonische Werk in Baden-Württemberg und zuletzt als Europabeauftragter der Stadt Sindelfingen nahe Stuttgart.
Horn engagierte sich bei Greenpeace in Neuseeland und für die Europaunion. Im Januar schickt ihn die SPD als OB-Kandidat in Freiburg ins Rennen.
Der No-Name aus der Pfalz gilt als krasser Außenseiter.
Mitglied der SPD ist Horn nicht. Und will es nach eigener Aussage auch nicht werden. Schon bei der OB-Wahl in Köln siegte 2015 die parteilose Henriette Reker.
Das deckt sich mit einem Trend, den Sozialforscher schon seit längerem beobachten:
Der Außenseiter ist das neue Ding in der Politik - von links und rechts. Nicht nur in Deutschland.
Der Philosoph Dieter Thomä hat das Phänomen untersucht. "Puer robustus. Zur Philosophie des Störenfrieds" heißt sein Buch. "Zum Störenfried braucht es mehr als nur Unterhemd und Dreitagebart. Diesen Ehrentitel muss man sich verdienen", so Thomä. Zur Krise der demokratischen Institutionen erklärt der Philosoph.
Außenseiter Martin Horn gab sich sehr bescheiden. Pragmatisch. Und konzentrierte sich auf Alltagsprobleme.
Wichtigstes Thema in der Uni-Stadt: Wohnungsnot. Horn will mit einem Leerstandskataster freie Wohnungen online erfassen.
Klingt alles nicht revolutionär. Aber wichtig. Horn bietet Lösungen für die Lasten des Alltags.
Und er gab sich nicht abgehoben. Amtsinhaber Dieter Salomon von den Grünen verweigerte sich einer öffentlichen Debatte mit dem Herausforderer. Fataler Fehler. Die Wähler empfanden das als elitär.
Jetzt darf Martin Horn ran. Mit einem Lächeln feierte er auf seiner Wahlparty am Sonntag. Und erinnerte daran, dass "der Welttag des Lachens" sei. Der Mann hat Humor.
Ein Angreifer attackierte ihn dann am Abend. Ein psychisch Kranker, der bei der Polizei bereits bekannt war.
Horn verlor einen Zahn. Er war auch in der Klinik. Tauchte aber schon bald wieder auf seiner Wahlparty auf. Unerschütterlich, dieser Mann.