"Gymnasium ist zu schwierig für dich." Wie #MeTwo Rassismus unter Lehrern anklagt
Von Mesut Özil heißt es, er habe sich in der Schule vor allem für die Fächer Sport und Kunst interessiert. Hat ja geklappt, mit der Karriere. Nun hat der Fußball-Profi seine Karriere in der deutschen Nationalelf beendet und eine Debatte über Benachteiligungen von Migrantenkindern ausgelöst.
Die #MeTwo-Debatte klagt auch Deutschlands Schulen an. 3 Fakten zum Versagen des deutschen Bildungssystems (und der Lehrerinnen und Lehrer).
Die Klagen
Die Liste der Versäumnisse ist lang. Stets geht es um Benachteiligung wegen der Herkunft.
Das beginnt schon in der Grundschule
Nicht doch lieber Förderschule?
Setzt sich später fort bei der Schulempfehlung.
Ne, lass ma' Gymnasium bleiben
#MeTwo zeigt den Alltagsrassismus in Deutschland
Zieht sich durch bei den Zensuren.
Eine Notenstufe runter
Und schließlich an der Uni.
"Sie werden es hier nicht weit bringen"
Klingt nicht gut für das Bildungssystem im Land der Dichter und Denker. Ist aber leider auch nicht neu. Schon der ehemalige Grünen-Ko-Vorsitzende Cem Özdemir sagte der Zeitung "Die Welt" im Interview.
Ab zur Hauptschule und schämen:
Chancengleichheit? Das Versagen hat System
Chancengleichheit, das war mal eine Forderung an das deutsche Bildungssystem. Doch das Versagen hat längst System. Die Wirtschaftsorganisation OECD kam schon im Jahr 2000 zu dem Schluss.
Getan hat sich wenig. Das Bundesbildungsministerium und die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) merkten in ihrem Bildungsbericht 2016 in nüchterner Sprache Folgendes an:
- Kinder mit Migrationshintergrund haben es schwerer:
- Auch die soziale Herkunft benachteiligt
die Chancen der Heranwachsenden:
- Auch Städte, Länder und Bund übergehen Migrantenkinder:
- Erfolge gibt's aber laut Ministerium im Handwerk:
Applaus, Applaus

Bevor jetzt aber alle laut jubeln. Und bei allem Respekt vor der beruflichen Bildung. Das letzte Ergebnis lässt sich auch so lesen: Liebe Kinder mit Migrationshintergrund, geht mal lieber an die Werkbank statt auf die Hochschule.
Und welchen Anteil tun die Lehrer haben?
Hefte raus, der Lehrertest!
Die Berliner Humboldt-Universität hat im vergangenen Jahr eine Studie zur "Einstellungen von Lehrkräften gegenüber Vielfalt in der Migrationsgesellschaft". Die Ergebnisse in Kurzform:
- Lehrer sind Migration gegenüber toleranter eingestellt als die Mehrheit der Gesellschaft. Mit einer Ausnahme: muslimische Kinder. Professorin Naika Foroutan:
- Lehrerinnen und Lehrer haben auch verzerrte Erwartungen an Kinder mit Migrationshintergrund:
- Häufig fehlt es auch an Vorbildern aus der eigenen Community.
"Lehrkräfte können einer Benachteiligung einzelner Kinder durch ungewollte Stereotype und verzerrte Erwartungen gezielt und mit einer vergleichsweise einfachen Intervention entgegenwirken", so Bildungsforscherin Cornelia Schu.
Hat eben nur einen Haken: Es braucht Vorbilder. Mesut Özil wird bei der Integration in Deutschland nicht mehr helfen können. Er ist vor einer Woche aus der deutschen Nationalmannschaft nach massiver Kritik zurückgetreten.