"Hau ab aus Deutschland" – Überfall auf jüdisches Lokal in Chemnitz
08.09.2018, 10:4511.06.2024, 11:26
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In Chemnitz hat es abgesehen von rechtsextremen Demonstrationen und Attacken auf Migranten auch einen Angriff von
Neonazis auf ein jüdisches Restaurant gegeben. Nach einem Bericht der "Welt am Sonntag" ist in der sächsischen Stadt am Abend des 27. August das koschere Restaurant "Schalom" angegriffen worden. Die vermummten,
schwarz gekleideten Täter hätten "Hau ab aus Deutschland, Du Judensau" gerufen.
Der Besitzer des Lokals
Die Angreifer bewarfen das Lokal dem Bericht zufolge mit
Steinen, Flaschen und einem abgesägten Stahlrohr. Dabei sei Inhaber Uwe
Dziuballa durch einen Stein an der Schulter verletzt worden, außerdem seien
eine Fensterscheibe und die Fassade beschädigt worden. Das sächsische
Landeskriminalamt bestätigte der Zeitung eine entsprechende Anzeige des Gastronoms.
Ein Blick in das Lokal von außen
Bild: dpa-Zentralbild
Ein Sprecher des sächsischen Innenministeriums teilte
demnach mit, dass "derzeit eine politisch motivierte Tat mit einem
antisemitischen Hintergrund" als naheliegend erachtet werde, die Ermittlungen
seien allerdings noch nicht abgeschlossen. Dem Bericht zufolge beschäftigen
sich mittlerweile auch der sächsische Staatsschutz und das polizeiliche
Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum mit dem Fall.
Der Grünen-Politiker Cem Özdemir mahnte umgehend Ermittlungen an.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix
Klein, zeigte sich alarmiert. Er sagte:
"Sollten die Berichte zutreffen, haben wir es mit dem Überfall auf das jüdische Restaurant in Chemnitz mit einer neuen Qualität antisemitischer Straftaten zu tun."
Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierungwelt am sonntag
Klein erklärte weiter:
"Hier werden die schlimmsten Erinnerungen an die dreißiger Jahre wachgerufen."
Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung
Klein
forderte die sächsische Polizei und Staatsanwaltschaft auf, "nun unverzüglich
und umfassend zu ermitteln und mit aller Härte" gegen die Täter vorzugehen.
Der Verfassungsschutz sieht aber erstmal keine Hetzjagden:
In Chemnitz war vor zwei Wochen ein 35-Jähriger getötet
worden. Zwei aus Syrien und dem Irak stammende Männer wurden wegen des
Tötungsdelikts in Untersuchungshaft genommen. Nach einem dritten
Tatverdächtigen wird gefahndet.
Seit
der Gewalttat hat es in Chemnitz mehrfach Kundgebungen auch rechter Gruppen
gegeben, die teilweise in Ausschreitungen mündeten. Dabei wurden auch Ausländer
und Journalisten angegriffen. Die Vorfälle lösten eine bundesweite Debatte über
Rechtsextremismus in Sachsen aus.
Und der Pro Chemnitz-Vorsitzende äußert sich absurd zu Hitlergrüßen
Video: watson/Felix Huesmann, Lia Haubner Marius Notter