100 Millionen Menschen waren 2022 laut der UNO-Flüchtlingshilfe weltweit auf der Flucht. Oder anders ausgedrückt: fast die gesamten Einwohner von Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen.
Rund 30 Millionen dieser Flüchtlinge leben auf dem afrikanischen Kontinent. Krieg, Armut und Unterdrückung – viele wurden aus ihrer Heimat vertrieben oder erhoffen sich fernab davon ein besseres Leben. Das ultimative Ziel: Europa.
Zwar sanken seit dem Höhepunkt der "europäischen Flüchtlingskrise" im Jahr 2016 die Zahlen derjenigen, die nach Europa flüchten wollen, noch immer nehmen aber weiter täglich Tausende von Menschen den gefährlichen Weg auf sich. Allein in diesem Jahr haben sich laut dem "Missing Migrants Project" der Internationalen Organisation für Migration (IOM) schon über 100.000 in Richtung Europa aufgemacht.
Seit 2016 sind es gar 1.655 Millionen.
Viele Flüchtlinge entscheiden sich für den gefährlichen Wasserweg übers Mittelmeer, gilt er doch als der schnellste Weg, um ohne Einreisegenehmigung nach Europa zu kommen. Im Wesentlichen gibt es drei Hauptrouten, um die Migrantinnen und Migranten übers Wasser nach Europa zu bringen:
Mit Abstand am häufigsten wird die zentrale Route benutzt. Weil es keine legalen Zuwanderungsmöglichkeiten gibt, sind Menschen auf der Flucht häufig auf teilweise skrupellose Schleuser angewiesen, die ihre "Kunden" mitunter in seeuntauglichen oder überladenen Schiffen transportieren.
Regelmäßig kommt es deshalb zu Katastrophen, oft bereits in Küstennähe, wie die Karte aller gestorbenen und vermissten Migranten im Mittelmeer zeigt.
Tote und Vermisste 2014 - 2023:
27047
Mehr als ein Prozent aller Geflüchteten bezahlen ihre Reise mit dem Tod. Zuletzt kam es Mitte Juni südlich der griechischen Halbinsel Peloponnes zu einem verheerenden Bootsdrama, als ein komplett überfüllter Fischkutter sank und vermutlich mehr als 500 Schutzsuchende mit sich in die Tiefe riss. Nur 104 Menschen konnten gerettet werden, 78 Menschen wurden tot geborgen.
Seit 2014 sind im Mittelmeer über 27.000 Menschen gestorben oder verschwunden, rund 25.000 davon sind ertrunken. Die Zahlen der IOM basieren auf offiziellen Aufzeichnungen der Küstenwache, lokalen Ärzten und den nationalen Behörden. Wie viele Migranten auf dem Weg nach Europa tatsächlich sterben, bleibt allerdings unklar.
Die Zahlen dürften noch höher liegen, denn viele Leichen werden nie geborgen.
Ein Grund für die hohen Opferzahlen seien verzögerte staatliche Rettungsaktionen, erklärte die IOM Ende März dieses Jahres. Ihr zufolge starben allein in diesem Jahr mindestens 127 Menschen bei sechs Schiffbrüchen – unter anderem, weil staatlich geleitete Rettungsaktionen verzögert waren. In einem siebten Fall, bei dem 73 Menschen ertranken, habe es überhaupt keine Reaktion gegeben.
Von unterlassener Hilfeleistung ist nun auch beim Bootsunglück vor dem Peloponnes die Rede. Die griechische Küstenwache hatte der Besatzung des Bootes nach eigenen Angaben etwa zwei Stunden vor dem Unglück mehrfach Hilfe angeboten, doch diese sei ausgeschlagen worden.
Nun gibt es jedoch Vorwürfe, dass der Kapitän des Patrouillenboots bei der Entdeckung des Kutters nicht eingeschritten sei. Einige Medien zitierten Überlebende, die Küstenwache habe den Untergang des Boots sogar erst verursacht, indem sie es in Richtung Italien habe schleppen wollen. Die Küstenwache entgegnete, dass das Boot gesunken sei, weil es an Bord eine Massenpanik gegeben habe. Sicher ist bisher nur, dass die See ruhig war, als das Boot sank.