David Goodall ist 104. Und er möchte sterben. In seiner Heimat Australien wird ihm die Sterbehilfe verweigert. Nun ist der Biologie-Professor zu seiner letzten Reise aufgebrochen. Nahe Basel will er am Donnerstag aus dem Leben scheiden. Ein Abschied in 3 Akten.
David Goodall wird 1914 in Großbritannien geboren. 1948 wandert er nach Australien aus. Dort macht der Biologie-Professor als Botaniker Karriere, veröffentlicht zahlreiche Bücher.
Goodall arbeitete an der Edith Cowan Universität in Westaustralien. 2016 war er weltweit bekannt geworden, als ihn seine Universität im Alter von 102 Jahren endgültig in den Ruhestand schicken wollte – obwohl er seit seiner offiziellen Pensionierung unentgeltlich arbeitete.
Nach Protesten und Solidaritätsbekundungen von Wissenschaftlern aus der ganzen Welt nahm die Universität die Entscheidung zurück. Goodall hat dutzende Forschungsarbeiten veröffentlicht und noch bis vor kurzem für verschiedene Fachzeitschriften gearbeitet. Er war dreimal verheiratet und hinterlässt Kinder, Enkel und Urenkel.
Seine Tochter Karen Goodall-Smith gestand dem Sender ABC einige "Hochs und Tiefs". "Je näher der Abschied rückt, umso trauriger werde ich. Aber ich respektiere seine Entscheidung."
Goodall ist nicht unheilbar krank, er klagt aber über einen fortschreitenden Verlust seiner Lebensqualität, weshalb er Sterbehilfe in Anspruch nehmen möchte. In Australien ist das aber legal nicht möglich. Sein Wunsch wird ihm verwehrt.
Goodall war in seinem Haus gestürzt und hat nach eigenen Angaben versucht, sich das Leben zu nehmen. Das war aber vor wenigen Monaten fehl geschlagen. Er hat sich dann an die Schweizer Sterbehilfeorganisationen gewandt.
In einem Interview mit dem australischen Sender ABC hatte Goodall bedauert, dass er wegen des Sterbehilfe-Verbots in Australien nicht zuhause sterben könne. "Ich möchte nicht in die Schweiz, obwohl es ein nettes Land ist", sagte er. "Aber ich muss das tun, um die Möglichkeit zu einem Suizid zu erhalten, die das australische System nicht erlaubt."
Von Perth aus reiste Goodall nun nach Europa. In Bordeaux traf er sich mit seiner Familie und reiste dann am Montag in die Schweiz weiter.
Aktive Sterbehilfe, die sogenannte Tötung auf Verlangen, ist in den meisten Ländern verboten. In Europa ist die Sterbehilfe in
Ob Goodall tatsächlich einen tödlichen Medikamentencocktail erhält, entscheidet sich nach einer Untersuchung seiner Urteilsfähigkeit. "Nur, wenn zwei Ärzte überzeugt sind, dass er 100-prozentig klar in seinem Wunsch ist, findet die Begleitung statt", sagte Erika Preisig, Ärztin und Gründerin des Vereins Lifecircle, der Goodall betreut. Der Verein hat 2017 nach ihren Angaben 73 Menschen in den Tod begleitet.
Die Organisation Eternal Spirit, die Goodall ebenfalls unterstützt, verurteilte das Verhalten der australischen Behörden in seinem Fall verurteilt. Es sei "abscheulich", dass der 104-Jährige nicht in seiner Heimat seinem Leben ein Ende setzen könne, sagte der Mitbegründer von Eternal Spirit, Ruedi Habegger "Diesem alten Mann sollte erlaubt werden, zuhause in seinem Bett sterben zu können, so wie man das bei uns in der Schweiz kann."
Kritiker bemängelten, dass die Sterbehilfeorganisationen Goodalls Wunsch zu sterben, instrumentalisierten, um für ihre Belange zu werben.
(AFP, dpa, per.)