Sollte Joe Biden nicht noch mal zur Präsidentschaftswahl antreten, stehen bereits andere Demokraten in den Startlöchern. Bild: AP / Patrick Semansky
Analyse
11.02.2023, 15:5419.04.2023, 17:26
Der Kampf um das Weiße Haus steht bevor. Donald Trump hat bereits angekündigt, dass er wieder für die Republikaner kandidieren wird. Damit eröffnet er das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur 2024. Ob der amtierende US-Präsident Joe Biden wieder gegen ihn in den Ring steigen wird, ist noch offen.
2024 könnte es wieder zum Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden kommen.Bild: imago images/UPI Photo / Morry Gash
Immer wieder rückt dabei Bidens Alter in den Fokus und die Frage, ob er fit genug ist für eine zweite Runde als Präsident der Vereinigten Staaten. Schließlich handelt es sich dabei um einen kräftezehrenden und verantwortungsvollen Job.
Biden gilt als wahrscheinlicher Kandidat der Demokraten
Dennoch liefere Biden ab und beeindrucke mit seinen Erfolgen, meint Katja Munoz gegenüber watson. Sie forscht für die "Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik" mit Fokus auf sozialen Medien und Politik in den USA. Ihrer Meinung nach werde es Biden noch einmal mit der Kandidatur versuchen. Die Midterms seien gut für die Demokraten verlaufen. Auch habe Biden bei seiner Rede zur Lage der Nation überzeugt. "Er hat gute Chancen gegen Trump", prognostiziert Munoz.
Auch der Politikwissenschaftler Thomas Greven spricht Biden die besten Chancen zu, sollte er gegen Trump antreten. "Er hat einiges geliefert und kann im Kontrast zu Trump nur staatsmännisch wirken", sagt er auf watson-Anfrage. Greven arbeitet als Privatdozent am Kennedy-Institut der FU Berlin und ist Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.
Schwieriger sehe es allerdings aus, wenn der junge, charismatische und konservative Ron DeSantis ins Spiel kommt. Der Republikaner und Gouverneur von Florida liegt nach aktuellen Umfragen vor Biden. Laut Munoz könnten dann andere US-Demokraten erfolgreicher im Kampf um den Sitz im Weißen Haus in Washington abschneiden.
Für watson benennen die USA-Expert:innen drei potenzielle Demokraten, die Biden ablösen könnten und erklären, warum eine bekannte Politikerin auf keinen Fall mehr in den Ring steigen wird.
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Gavin Newsom
Vom sonnigen Kalifornien ins Weiße Haus in Washington – Gouverneur Gavin Newsom gilt als Top-Kandidat bei den Demokraten.Bild: AP / Aaron Kehoe
Der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom betont immer wieder, er habe keine Intention, Biden bei den Vorwahlen der Demokraten 2024 herauszufordern. In einem Gespräch mit der US-Tageszeitung "Politico" im November 2022 sagt der Demokrat, er habe dem Team Biden diese Absichten klargemacht. "Ich habe es jedem im Weißen Haus gesagt, vom Stabschef bis zur First Lady", meint Newsom. In Bezug auf Bidens mögliche Wiederwahl verspricht er seine volle Unterstützung.
Doch sollte Biden nicht antreten, würde sich das Blatt wenden.
Der 55-Jährige gilt seit Längerem als "Backup" der Demokraten. Es ist nicht auszuschließen, dass er einen Blick auf das Weiße Haus geworfen hat. Der kalifornische Gouverneur wurde am 8. November bei den Midterms wiedergewählt, mehr als ein Jahr nachdem er einen "Recall"-Versuch der Republikaner mühelos abgewehrt hatte. Sprich, eine vorzeitige Abwahl aus dem Amt.
Als Regierungschef des größten und wirtschaftsstärksten Bundesstaats setzt Newsom seinen Fokus auf nationale Themen wie etwa Einwanderung oder das Recht auf Abtreibung. Auch stichelt er immer wieder gern gegen DeSantis auf seinem Twitter-Account – ein Vorgeschmack auf ein zukünftiges Duell der beiden Spitzenpolitiker? Laut Munoz hätte er die besten Chancen gegen DeSantis.
Gretchen Whitmer
Die Gouverneurin aus Michigan, Gretchen Whitmer, ist aus der US-Politik nicht mehr wegzudenken. Bild: FR11125 AP / Al Goldis
Aber auch die Gouverneurin aus Michigan, Gretchen Whitmer, wäre den Experten zufolge eine chancenreiche Kandidatin. Munoz zufolge ist die Demokratin aus der US-Politik nicht mehr wegzudenken.
Die 51-Jährige hat es bei den Midterms geschafft, den für die Demokraten wichtigen "Battleground-Staat" Michigan für sich zu gewinnen. Das heißt, Michigan gehört zu den "Schaukelstaaten", in dem Demokraten und Republikaner gleich gute Chance auf einen Wahlsieg haben.
Bereits 2020 war Whitmer im Gespräch, gemeinsam mit Biden die Präsidentschaftswahl zu führen. Doch dann fiel die Entscheidung auf die heutige Vizepräsidentin Kamala Harris. Vier Jahre später könnte nun Whitmers Stunde schlagen: Sollte sich Biden gegen eine Wiederkandidatur entscheiden, wäre sie eine der Favoritinnen für seine Nachfolge. Vor allem durch ihr unermüdliches Eintreten gegen Abtreibungsverbote erhält sie reichlich Zuspruch unter den Wähler:innen.
Auch lässt sie sich nicht von den rechtsextremen Anhänger:innen Trumps einschüchtern: 2020 haben etwa Trump-nahe Milizen wochenlang das Staatsparlament besetzt. Ziel sei es gewesen, die demokratische Gouverneurin zu entführen und zu ermorden.
Bewaffnete Trump-Anhänger protestierten 2020 in Michigan und drohten der Gouverneurin Gretchen Whitmer. imago images/Bildbyran / Joel Marklund
Vizepräsidentin Kamala Harris
Vizepräsidentin Kamala Harris könnte in die Fußstapfen Bidens treten.Bild: AP / John Bazemore
Laut Munoz wird auch die Vizepräsidentin Kamala Harris in den Ring steigen, sobald Biden den Weg frei machen sollte. Allerdings liegen die Beliebtheitswerte der Demokratin im Keller: Nicht einmal 40 Prozent der Befragten sind mit ihrer Arbeit zufrieden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der News-Website "FiveThirtyEight".
Als Vizepräsidentin der USA wäre Harris eigentlich die erste Kandidatin der Demokraten für die Nachfolge Bidens. Doch während ihrer Amtszeit ist es recht ruhig um die 58-Jährige geworden. Allerdings rückt sie seit den Midterms im November wieder mehr ins Rampenlicht. Sie macht vor allem durch ihren Kampf für Gleichberechtigung und gegen Abtreibungsverbote auf sich aufmerksam. Auf Twitter fordert sie etwa, dass der Kongress den Schutz von "Roe" (Grundsatzentscheidung zum Abtreibungsrecht) in Bundesgesetze kodifizieren muss.
Auch reiste sie monatelang durch die USA, um ihre demokratischen Kollegen bei den Midterms zu unterstützen. "Sie hat den Vorteil, dass sie warten kann", sagt der USA-Experte Greven. Selbst wenn Biden wieder gemeinsam mit ihr antritt und gewinnt, werde sich ihre Loyalität und Zurückhaltung möglicherweise – aus Altersgründen – schon vor 2029 auszahlen, meint der Politikwissenschaftler.
Immerhin liegt Harris in einer Umfrage des britischen Meinungsforschungsinstituts "YouGov" auf dem zweiten Platz – hinter Biden – wenn es um Präsidentschaftskandidat:innen der Demokraten geht. Auf Platz vier landet ein Name, mit dem man wohl eher nicht gerechnet hätte: Hillary Clinton.
Hillary Clinton
Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton hält sich im Hintergrund, doch ihr Einfluss schwindet nicht.Bild: AP / Ajit Solanki
26 Prozent der befragten Demokraten in den USA wünschen sich der Umfrage zufolge die ehemalige Außenministerin Hillary Clinton ins Weiße Haus. Dabei hatte sie 2016 eine herbe Niederlage gegen Trump erlitten. Dennoch mischte die 75-Jährige zuletzt wieder kräftig in der US-Politik mit. So unterstützte sie etwa ihre Parteifreundin Kathy Hochul in ihrem Wahlkampf um das Amt als Gouverneurin von New York. Nach wie vor genießt die ehemalige First Lady hohes Ansehen in ihrer Partei.
Doch würde sie nochmal einen Kampf um das Weiße Haus wagen? Greven hält das für ausgeschlossen. "Ihre Zeit ist vorbei und sie hat überhaupt keine Anstalten gemacht, daran etwas zu ändern", erklärt er. Laut Munoz wird Clinton nicht ihre "angenehme Rolle" aufs Spiel setzen. "Sie wird ihren Senf von außen dazu geben, aber ganz sicher nicht nochmal ihre Finger verbrennen", sagt die USA-Expertin. Ihr zufolge festigt Clinton ihre Position, um bei der Nominierung der Präsidentschaftskandidatur mit reden zu können.
Bei so manchen Themen machen die meisten einfach dicht, zu trocken, zu öde, zu technisch. Manche von ihnen schmecken nach Aktenstaub, riechen vielleicht auch etwas nach Tweed-Sakkos und Mottenkugeln. Das gilt etwa für Steuerfragen, die durchaus wichtig, aber eben nur schwer zu verkaufen sind. In eine ähnliche Kerbe schlagen die Sozialabgaben.