In Hollywood-Filmen sind wir es gewohnt, dass die Guten gewinnen. Die Bösen können noch so fies und brutal agieren, am Ende verlieren sie. Immer.
Und damit zurück in die Realität.
In wenigen Wochen ist Elon Musk "Co-Präsident" der Vereinigten Staaten. Der reichste Mann der Welt hat sich den direkten Zugang zu Donald Trump gekauft – und wird diese Machtposition gnadenlos ausnutzen.
Die Parallelen zwischen Trumps Leben und dem von Musk seien "frappierend". Zu diesem Befund kommt Seth Abramson, ein 48-jähriger Professor, Anwalt, Bestseller-Autor und Investigativ-Journalist. Er hat sich intensiv mit der Vergangenheit der beiden notorischen Lügner beschäftigt und viele Texte über sie publiziert.
Das meiste, was die Leute über Musk zu wissen glauben, sei falsch, erklärt Abramson. Im Folgenden fasst watson kaum bekannte Erkenntnisse zum Werdegang Musks zusammen und zeigt die Parallelen zu Trump auf.
Abramson hat sich mit Kritik an den beiden mächtigen Männern schon wiederholt aus dem Fenster gelehnt. Er wurde unter anderem wegen früherer Artikel zu Trumps Russland-Nähe und der mutmasslichen Putin-Connection als Verschwörungstheoretiker verunglimpft.
Tatsache ist, dass Abramson seine Texte mit öffentlich zugänglichen Informationen dokumentiert und auf Original-Quellen verlinkt. Er betont, seine Recherchen basierten auf "Open Source Intelligence", kurz OSINT. Und er zieht daraus knallharte Schlüsse.
Mittlerweile betätige er sich seit zwei Jahren als Musk-Biograf, hält Abramson fest. In dieser Zeit habe er "Hunderte und Hunderte von Seiten professionell recherchierter Inhalte" über ihn veröffentlicht – und zwar bei "Proof", einem unabhängigen Medienunternehmen, das laut eigenen Angaben zu den populärsten Inhalten auf der amerikanischen Autoren-Plattform Substack gehört.
Es haben sich bekanntlich schon mehrere Autoren an der (bisherigen) Lebensgeschichte des umtriebigen Unternehmers versucht. Ausgewählte Autoren erhielten direkten Zugang zu Elon Musk und konnten ausführlich mit ihm über seine Vergangenheit sprechen.
Zu den bekanntesten Werken gehört die autorisierte Musk-Biografie von Walter Isaacson, der zuvor schon die Lebensgeschichte von Steve Jobs und anderen US-Persönlichkeiten zu Bestsellern verarbeitet hatte. Ein weiterer bekannter Musk-Biograf ist Ashlee Vance, ein Bestseller-Autor der "New York Times".
Das Problem laut Seth Abramson: Diese Bücher enthalten zum Teil widersprüchliche Informationen und Zeitangaben, die von Elon Musk selbst stammen. Dabei zeichnet sich ein Muster ab: Der Techmilliardär widerspricht sich im Laufe der Jahre immer wieder selbst und versucht, negative Aspekte seines Werdegangs auszublenden, respektive in anderem Licht darzustellen.
Angesichts seiner familiären Vorgeschichte ist es nicht verwunderlich, dass Musk wiederholt versuchte, der Öffentlichkeit ein falsches Bild zu vermitteln.
Der braune Apfel fiel nicht weit vom Stamm: Seine Großeltern waren offen Nazi-Sympathisanten. Und sein Vater entpuppte sich als Rassist erster Güte, der alle Nicht-Weißen als minderwertig ansah. In einem Brief an seinen Sohn Elon schrieb Errol Musk 2022: "Wenn es hier [in Südafrika] keine Weißen mehr gibt, werden die Schwarzen zurück auf die Bäume gehen."
Ein beträchtlicher Teil des Vermögens, von dem Elon und sein Bruder Kimbal in ihrer Kindheit in Südafrika profitierten und mit dem sie später in Kanada und in den USA von ihrem Vater unterstützt wurden, stammte aus mutmaßlich illegalen Smaragd-Minen in Sambia. Die schwarzen Arbeiter dort wurden ausgebeutet, und Errol Musk weigerte sich, dafür Steuern zu bezahlen.
Die Musks seien in der Tat schon stinkreich gewesen, als Elon noch ein Junge war, hält Abramson fest.
Das in Musks Wahlheimat Amerika beliebte Narrativ, dass man es vom Tellerwäscher zum Millionär bringen kann, hat also nichts mit ihm zu tun. Vielmehr wurde er mit einem goldenen Löffel im Mund geboren.
Elon habe sich zum Ziel gesetzt, in die USA zu gehen, weil ihm der Reichtum seiner Familie nicht genügte, so Abramson. Denn dort wollte er ein Vermögen anhäufen, das ihn berühmt und mächtig machen sollte.
Entgegen Elons wiederholten Behauptungen gab es zwischen ihm und seinem Vater keine Entfremdung, trotzdem hielt sich dieses Narrativ hartnäckig.
Abramson kommentiert:
Es gebe zahllose Beweise dafür, dass Elon vom illegalen Geschäft seines Vaters in Sambia wusste und die Minen besuchte, hält Abramson fest. Trotzdem habe er es wiederholt bestritten – und dies, nachdem er zuvor selbst alles offengelegt hatte. Der Grund: Elon glaube grundsätzlich nicht an das Konzept einer beständigen Wahrheit und tue dies seit seiner Kindheit nicht mehr.
Tatsächlich sei es Musk während seiner Zeit in Kalifornien, im Silicon Valley, nicht nur gelungen, die Investoren zu beeindrucken, sondern auch die Öffentlichkeit zu täuschen und sein wahres Gesicht zu verbergen.
Dies sei "der möglicherweise verlogenste Aspekt" von Musks Lebensgeschichte, hält Abramson fest.
Elon Musk habe sich als junger Mann erfolglos an vier Universitäten in drei Ländern versucht:
Musks Vater müsse mächtig genug gewesen sein, um in Pennsylvania die Fäden zu ziehen, so Abramson. Und Sohn Elon habe sich dort – "in Fortsetzung einer lebenslangen Tendenz" – nicht um akademische Angelegenheiten geschert und hauptsächlich gefeiert.
Abramson kommentiert:
Bis heute geistert die Erzählung herum, Elon Musk habe Südafrika bedauernd verlassen, um sich nicht in der südafrikanischen Armee rassistisch betätigen zu müssen. Das sei Blödsinn und finde in keinem Interview mit Zeitgenossen eine solide Grundlage, so Abramson.
Elon wanderte bekanntlich in jungen Jahren nach Kanada aus. Allerdings weiss niemand, was er dort tat.
Weiter behauptete Musk, er habe bei seiner Ankunft kein Geld gehabt und sich deshalb mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten. Nur fehlt dafür laut Abramson jeglicher Beleg. Hingegen gebe es den Beweis, dass er sich später an einer Universität einschrieb – und wo er erneut scheiterte, also keinen Abschluss machte.
Dass es der Multimilliardär auch bei höchst privaten Dingen nicht genau nimmt, zeigt eine weitere Anekdote, die Abramson in Erinnerung ruft. 2002 brachte Musks erste Frau Justine in den Vereinigten Staaten ein Söhnchen zur Welt, das allerdings tragischerweise im Alter von 10 Wochen am plötzlichen Kindstod starb.
Sein erstgeborenes Kind sei in seinen Armen gestorben, twitterte Musk im November 2022. Er reagierte damit auf Fragen auf seiner Social-Media-Plattform X. Dort wurde kritisiert, dass er den rechtsextremen Verschwörungstheoretiker Alex Jones ("Infowars") nach dem Kauf der Plattform nicht wieder zugelassen hatte.
Er kenne kein Erbarmen mit jemandem, der den Tod von Kindern ausnutze, um Profit zu machen, Politik zu machen oder Ruhm zu erlangen, behauptete Musk.
Ein Jahr später, im Dezember 2023, ließ er Jones, der wegen übelster Hetze in Zusammenhang mit dem Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School verurteilt worden war, auf die Plattform zurückkehren.
Das Urteil von Seth Abramson fällt vernichtend aus:
Abramson bezeichnet Elon Musk als Superschurken.
Musks öffentlicher Trick, angeblich die Menschheit retten zu wollen, sei der dreisteste Schwindel, den sich ein Mensch je ausgedacht habe, und doch könne jeder Biograf, der sein Leben ohne Scheuklappen erforsche, erkennen, dass es genau das sei: ein Schwindel.
Im Gegensatz zu Hollywood-Filmen sieht es leider überhaupt nicht nach einem Happy End aus.
Abramson mahnt:
Wie viele andere bezweifle er ernsthaft, dass Amerika als Nation "den doppelten Angriff von Elon Musk und Donald Trump" überleben könne.