Alexej Nawalny war das bekannteste Gesicht der politischen Opposition in Russland.Bild: dpa / Sebastian Gollnow
Analyse
Alexej Nawalny war das bekannteste Gesicht der politischen Opposition in Russland. Er stand für den Kampf gegen korrupte und menschenfeindliche Machenschaften des Regimes, er begeisterte damit zahlreiche Russ:innen. Nicht umsonst fürchtete der russische Machthaber Wladimir Putin ihn wie keinen anderen.
Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny gab vielen Menschen Hoffnung.Bild: dpa / Pavel Golovkin
Nicht umsonst wurde er vergiftet, festgenommen, gefoltert und kam am 16. Februar 2024 im Alter von 47 Jahren auf mysteriöse Weise in einem russischen Straflager ums Leben.
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Der Oppositionspolitiker hat in Haft mit seinem Tod gerechnet. Das geht aus Auszügen aus seiner Biografie hervor, die am 22. Oktober in 36 Ländern posthum veröffentlicht wird. Und noch vieles mehr lässt sich daraus schließen.
Das neue Buch mit dem Titel "Patriot" stützt sich auf Tagebucheinträge Nawalnys aus der Haft und der Zeit davor. Sein Team hat Auszüge davon am 14. Oktober auf Telegram in russischer Sprache veröffentlicht.
Es ist kaum möglich, sie zu lesen, ohne eine tiefe Empörung zu empfinden. Gleichzeitig zeugen sie von seiner starken Überzeugung, für ein gerechteres Russland zu kämpfen. Wir haben sie übersetzt und hier für dich zusammengetragen.
Nawalny über seinen Tod im Gefängnis
Man muss sich das Schlimmste vorstellen und es akzeptieren. Ich werde den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen und hier sterben. Ich werde mich von niemandem verabschieden können. Oder während ich im Gefängnis sitze, werden die Menschen, die ich in Freiheit kannte, sterben. Und ich werde mich nicht von ihnen verabschieden können.
Im Gefängnis wurde Nawalny menschenunwürdig behandelt.Bild: www.imago-images.de / imago images
Nawalny über Vergiftungen
Wir gingen den Korridor entlang und blieben an einer Stelle stehen, die so weit wie möglich von den Kameras mit Mikrofonen entfernt war. Sie sind hier überall. Ich flüsterte ihr ins Ohr: "Hör zu, ich will nicht dramatisieren, aber ich denke, es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ich hier nie wieder herauskomme." Selbst wenn alles zusammenbricht, werden sie mich bei den ersten Anzeichen dafür, dass das Regime fällt, aus dem Weg räumen. Sie werden mich vergiften.
Nawalny über Beerdigung in namenlosem Grab
Ich erinnere mich, wie ich einmal innehalten musste und dachte, dass ich hier sterben würde. Alle würden mich vergessen und in einem namenlosen Grab beerdigen. Meiner Familie würde man mitteilen, dass "das Grab in Übereinstimmung mit dem Gesetz nicht offengelegt werden kann". Es fällt mir schwer, mich zu beherrschen und nicht alles um mich herum zu zerstören, Betten und Nachttische umzuwerfen und zu schreien: "Ihr alle seid Bastarde! Ihr habt kein Recht, mich in einem namenlosen Grab zu beerdigen. Das ist illegal! Das ist ungerecht!"
Wegen der Beharrlichkeit seiner Mutter wurde Nawalny auf dem Borisowskoje-Friedhof beigesetzt. Bild: AP / Uncredited
Nawalny über Russland und die Menschen
Russland ist mein Land. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Hier leben meine Eltern, hier habe ich meine Familie gegründet, die Liebe meines Lebens gefunden und mit ihr Kinder bekommen. Ich bin vollwertiger Bürger dieses Landes und habe das Recht, mich mit Gleichgesinnten zu vereinen und politisch aktiv zu sein. Und wir sind viele. Sicherlich mehr als die käuflichen Richter, die lügnerischen Propagandisten und die Kreml-Gauner.
Nawalny über Russlands "skrupellose Schurken"
Unser armes, gequältes Vaterland braucht Rettung. Es wurde ausgeplündert, verwundet und in einen aggressiven Krieg hineingezogen. Sie haben es in ein Gefängnis verwandelt, das von den skrupellosesten und verlogensten Schurken regiert wird. Jeglicher Widerstand gegen diese Bande, auch in den begrenzten Möglichkeiten, die ich habe, ist von größter Bedeutung.
2017: Der russische Oppositionsführer Nawalny wollte Präsidentschaftskandidat werden. Bild: AP / Evgeny Feldman
Nawalny über seine Überzeugungen
Ich habe mein Land und meine Überzeugungen. Ich möchte weder mein Land aufgeben noch es verraten. Wenn deine Überzeugungen etwas wert sind, musst du bereit sein, sie zu verteidigen und Opfer zu bringen, wenn es nötig ist. Und wenn du nicht bereit bist, das zu tun, hast du keine Überzeugungen. Du denkst nur, du hättest welche. Aber das sind keine Überzeugungen und Prinzipien, das sind nur Gedanken in deinem Kopf.
Bundeskanzler Olaf Scholz' (SPD) Vertrauensfrage am 16. Dezember soll den Weg für die Neuwahlen im Februar ebnen. Es gilt als reine Formalität, damit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dann den Bundestag auflösen kann.