Kaum ist die Ampel zerbrochen, geht auch schon der Wahlkampf los. Erst waren es nur Gerüchte, dann ein schummriges Video, nun herrscht jedoch Klarheit: Robert Habeck bringt sich offiziell als Kanzlerkandidat für die Grünen in Stellung. Am Freitag veröffentlichte er dazu ein offizielles Video auf Youtube.
Unter dem Titel "Meine Bewerbung als Kandidat für die Menschen in Deutschland" zeigte sich der Wirtschaftsminister in gewohnt schlichtem Outfit offenbar von seinem eigenen Küchentisch. "Deutschland steht unter Druck", macht er in seiner Ansprache deutlich.
"Wir dürfen nicht davon ausgehen, unsere liberale Demokratie sei auf ewig garantiert. Wir müssen um und für sie kämpfen", erklärte Habeck weiter. "Deshalb kandidiere ich nochmal."
Habeck kehrte erst am Donnerstag auf das Portal X zurück – nach einer langen fünfjährigen Pause. In einem nächtlich veröffentlichten Videoclip zeigte sich der Politiker dort mit einem Armband, das aus Buchstabenperlen den Schriftzug "Kanzler Era" trug. Hierin fand sich bereits ein subtiler Hinweis auf seine Ambitionen.
Bei der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2021 verzichtete Habeck noch auf eine Kanzlerkandidatur – zugunsten seiner Parteikollegin Annalena Baerbock. Beide Politiker:innen hatten diese Entscheidung gemeinsam getroffen und unter sich geklärt. Nun bat Habeck in seiner "Bewerbung" die Grünen um das Vertrauen, die Partei in den Wahlkampf zu führen.
"Als Vizekanzler habe ich gelernt, wie man Krisen bewältigt", unterstreicht der 55-Jährige. Er wisse, dass man sich als Führungsperson Vertrauen erarbeiten müsse.
"Deshalb möchte ich erst einmal zuhören - Ihnen und euch", bat der Wirtschaftsminister in Richtung der Bürger:innen. Bevor der Wahlkampf "so richtig" losgehe, wolle er demnach mit den Menschen in Deutschland ins Gespräch kommen.
In einem Interview mit CNN im Juli dieses Jahres hatte Annalena Baerbock bekanntgegeben, dass sie sich bei der nächsten Wahl nicht mehr um die Kanzlerkandidatur bewerben werde. Mit diesem Schritt öffnete sie den Weg für Habeck. Der hielt sich allerdings bis zum Sommer in dieser Angelegenheit zurück.
Habeck hat in den vergangenen Wochen bereits mehrfach öffentlich sein Interesse an zusätzlicher Verantwortung betont. In einem kürzlich veröffentlichten Podcast sagte er: "Ich möchte mich gerne in die Verantwortung nehmen lassen – für Deutschland, für meine Partei, für das Projekt, für die Demokratie."
Im am Freitag veröffentlichten Video, machte er deutlich, sich als "Bürger dieses Landes" für das Kanzleramt zu bewerben.
Sicher ist bislang nur Friedrich Merz (CDU) als Kanzlerkandidat der Union. FDP-Chef Christian Lindner bekundete am Donnerstag, wieder als Spitzenkandidat der Liberalen zur Verfügung stehen zu wollen. Olaf Scholz möchte ebenfalls erneut für die SPD im Wahlkampf anführen, ist jedoch noch nicht als Kanzlerkandidat für die Partei bestätigt.
(Mit Material von dpa)