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Süddeutsche Zeitung wirft nach Antisemitismus-Skandal Zeichner Hanitzsch raus

Süddeutsche Zeitung wirft Karikaturist Hanitzsch nach Antisemitismus-Skandal raus

17.05.2018, 17:3318.05.2018, 10:20

Nach einer Debatte um eine als antisemitisch kritisierte Karikatur hat sich die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) von ihrem Zeichner Dieter Hanitzsch getrennt. "Grund hierfür sind unüberbrückbare Differenzen zwischen Herrn Hanitzsch und der Chefredaktion darüber, was antisemitische Klischees in einer Karikatur sind", teilte die SZ-Chefredaktion am Donnerstag mit. "Dies hat sich nicht nur in der veröffentlichten Karikatur selbst, sondern auch in Gesprächen mit Herrn Hanitzsch gezeigt."

Hanitzsch hatte in einer Karikatur vom Dienstag die israelische ESC-Gewinnerin Netta mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu verschmelzen lassen. Über Netanjahu schwebte eine Sprechblase mit den Worten "Nächstes Jahr in Jerusalem!", in seiner Hand war eine Rakete mit aufgemaltem Davidstern zu sehen.

Darum wird die Karikatur kritisiert:

Nach der Veröffentlichung in der Dienstagsausgabe der "Süddeutschen Zeitung" wurde massive Kritik laut. Die Karikatur sei klar antisemitisch und verwende judenfeindliche Stereotype.

Die Jüdische Studierendenunion Deutschland schrieb in einem Offenen Brief an die SZ:

"Israels Premierminister Benjamin Netanyahu, dargestellt als Eurovision-Siegerin NettaBarzilai, mit grotesker Riesennase, weit gespannten Segelohren und dicken Lippen -den klassischen antisemitischen Vorurteilen wie man sie aus den dunkelsten Kapitelnder deutschen Geschichte kennt. Dazu eine “jüdische Machtrakete” in der Hand:Entsprechend eine an Ressentiments angeknüpfte Anspielung auf Juden und “ihreMacht” oder auch auf die angebliche Blutrünstigkeit des jüdischen Volkes. Schließlichwird das jüdische Symbol des Davidsterns genutzt und bewusst keine Israelfahne. Kennen wir das nicht alles schon?"
Dalia Grinfeld, Jüdische Studierendenunion DeutschlandsJSUD

Einige Kritiker verglichen die Karikatur mit der antisemitischen Propaganda des "Dritten Reichs". 

Wo ist eigentlich die Grenze zwischen "Israelkritik" und Antisemitismus?

SZ entschuldigt sich

Als Reaktion auf die Kritik veröffentlichte die SZ eine Entschuldigung ihres Chefredakteurs Wolfgang Krach. Die Karikatur habe innerhalb der SZ-Redaktion für Diskussionen gesorgt. 

Krach schrieb weiter:

"Der Karikaturist Dieter Hanitzsch sagt, er habe mit seiner Darstellung lediglich darauf hinweisen wollen, dass das nächste ESC-Finale 2019 in Jerusalem stattfinden soll. Trotz dieser Intention des Karikaturisten kann man die Zeichnung auch anders verstehen und als antisemitisch auffassen. Ihre Veröffentlichung war deshalb ein Fehler, für den wir um Entschuldigung bitten."

Kurzum: Das war alles gar nicht so gemeint, wir entschuldigen uns aber dafür, dass Leute die Zeichnung missverstehen konnten.

Hanitzsch sieht keinen Fehler

Dem Karikaturisten Dieter Hanitzsch ging selbst das offenbar zu weit. In einem Interview mit der "Jüdischen Allgemeinen" sagte er:

"Dass sich die Redaktion entschuldigt, ist ihre Sache. Ich entschuldige mich nicht."
Dieter HanitzschJüdische Allgemein

Der Vorwurf treffe ihn nicht, sagte der Zeichner weiter. Er habe es nicht antisemitisch gemeint. Und: "Die Politik Netanjahu möchte ich kritisieren können, auch als Deutscher."

Wie die Zeitung "Jüdische Allgemeine" berichtet, befasst sich mittlerweile auch der Deutsche Presserat mit der Karikatur und will ein Prüfverfahren einleiten.

In der "Süddeutschen Zeitung" werden derartige Karikaturen Hanitzschs in Zukunft nicht mehr erscheinen. Der renommierte Zeichner war bereits seit den 1980er-Jahren für die Zeitung tätig.

(Leider) kein Einzelfall in der Zeitung

Hanittsch Ausfall war allerdings nicht das erste Mal, dass sich die "SZ" mit Vorwürfen konfrontiert sah, antisemitische Stereotype durch Karikaturen, Texte oder Bildauswahl zu befeuern.

  • 2012 hatte Schriftsteller Günter Grass sein Gedicht "Was gesagt werden muss" dort veröffentlicht.
  • Im Jahr 2013, hatte die Zeitung Buchrezensionen über den Niedergang des liberalen Zionismus mit einem Bild von Ernst Kahl illustriert, das ein gefräßiges Monster zeigt – ohne den Künstler zu fragen, der sich anschließend scharf von der Verwendung distanzierte.
  • 2015 verwendete die Zeitschrift irrtümlich ein Bild des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zur Illustration eines Artikels über die Deutsche Bahn.
  • In einer Illustration des Zeichners Burkhard Mohr wurde Facebook-Chef Mark Zuckerberg mit dem antisemitischen Motiv der Krake illustriert. 

Die SZ kündigte am Donnerstag an, sie werde ihre redaktionsinternen Abläufe bei der Veröffentlichung von Karikaturen überprüfen und gegebenenfalls verändern.

Diese Erklärung wiederum lässt bei Kennern redaktioneller Abkäufe erhebliche Zweifel an den Abläufen der zuständigen Redakteure im SZ-Meinungsressort aufkommen. Die Süddeutsche Zeitung hatte erst zu Jahresbeginn ihre Politressorts umgestellt, weitere Umbauarbeiten stehen in den nächsten Jahren, nachdem der damalige Chefredakteur Hans-Werner Kilz seine Organisationsreform nicht umsetzen konnte. Das Meinungsressort wird seit Jahresbeginn vom renommierten Publizisten Heribert Prantl geführt. Kilz sitzt im Aufsichtsrat des Lokalzeitungsverlags DuMont Schauberg.

(fh/dpa)

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