Ein Bundeswehrsoldat schiebt Wache im Rahmen der Mission in Malifoto: ap
Deutschland
16.06.2018, 12:2416.06.2018, 13:37
Wenn die Regierung die Bundeswehr ins Ausland schicken will, dann muss sie vorher den Bundestag fragen. Der Einsatz der Truppe steht, auch historisch bedingt, unter einem so genannten Parlamentsvorbehalt.
- Das soll den Einfluss der Volksvertreter auf die Armee sichern.
- Das stößt bei vielen Nato-Partnern auf Kritik, weil es die Bundeswehr schwerfälliger macht und die Deutschen bei gemeinsamen Operationen zögerlich und selten mitmachen.
Das sehen wohl auch mehrere Abgeordnete von SPD und Union im Bundestag so. Sie haben sich dafür ausgesprochen, die
Mitbestimmungsrechte des Bundestags bei Auslandseinsätzen der
Bundeswehr zu beschneiden.
Das soll eine bessere Zusammenarbeit mit
Streitkräften anderer EU-Länder zu ermöglichen.
"Ich kann die Skepsis der Franzosen gegenüber dem deutschen Parlamentsvorbehalt verstehen, insbesondere wenn wir die notwendige gemeinsame strategische Kultur entwickeln wollen."
Roderich Kiesewetter, CDU-Außenexperte im "Spiegel"
Einige SPD-Verteidigungspolitiker hauen in dieselbe Kerbe:
"Wenn Deutschland international verlässlich sein will, müssen unsere Partner uns abnehmen, dass wir im Fall des Falls auch schnell handlungsfähig sind."
Fritz Felgentreu, SPD-Verteidigungspolitiker
Sehr aussichtsreich sind diese Forderungen aber nicht. Denn nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts muss der Bundestag
allen Auslandseinsätzen bewaffneter deutscher Streitkräfte vorher
zustimmen.
Die Bundesverteidigungsministerin will die Truppe gerade aufbauen:
Eine Kommission unter Vorsitz des ehemaligen
Verteidigungsministers Volker Rühe (CDU) hatte 2015 eine Reform dieses Parlamentsvorbehalts vorgeschlagen. Die wurde jedoch nie umgesetzt. Darüber ist Rühe bis heute nicht hinweg gekommen:
"Wir haben damals eine große Chance vertan, unseren Partnern Verlässlichkeit zu zeigen und die Kontrolle von Einsätzen durch das Parlament zu erhalten."
Volker Rühe, Ex-Verteidigungsminister (CDU) im "Spiegel"
Wollte Parlamentseinfluss beschneiden:
Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe (CDU)foto: picture alliance / Sven Simon
Seine Kommission hatte im Juni 2015 allerdings auch den Vorwurf
zurückgewiesen, Deutschland sei wegen seiner strengen Regeln für
Militäreinsätze unzuverlässig. Schließlich hat der Bundestag bis
dahin allen Anträgen der Bundesregierung für die Entsendung von
Soldaten ins Ausland immer und ausnahmslos zugestimmt. Auch Verzögerungen
von EU- und Nato-Einsätzen seien damals nicht festzustellen gewesen.
Auch über den Wehretat gibt es mal wieder Streit
Mit seinem geplanten Wehretat bringt Finanzminister
Olaf Scholz (SPD) das Verteidigungsministerium und die Unionsparteien
gegen sich auf. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU)
fordert nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung bis 2022 rund
25 Milliarden Euro mehr für die Bundeswehr, als ihr Scholz bislang
zugestehen will. Der "Spiegel" zitiert zudem aus einem internen
Dokument der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, wonach die Scholz-Finanzplanung gegen
den Koalitionsvertrag verstößt.
Will mehr Geld für die Bundeswehr:
Bundesverteidigungsministerin von der Leyenfoto: dpa
Von der Leyen (CDU) verlangt nach "Bild"-Informationen bis Ende 2021 rund 15 Milliarden Euro mehr für die
Bundeswehr als bisher geplant. Für das Folgejahr 2022 wolle sie noch
einmal 10 Milliarden Euro zusätzlich, berichtete die Zeitung unter
Berufung auf einen ihr vorliegenden vertraulichen Bericht des
Verteidigungsministeriums.
Wofür bräuchte es mehr Geld?
Ohne mehr Geld, so heißt es in dem Bericht, seien "mehr
als 200 neue Vorhaben" nicht realisierbar, darunter europäische
Gemeinschaftsprojekte wie die "Eurodrohne". Zum "gewaltigen
Modernisierungsbedarf" der Truppe kämen die angestrebte
Personalaufstockung und andere Kostenfaktoren hinzu.
Will nicht mehr Geld für die Bundeswehr rausrücken:
Bundesfinanzminister und Vize-Kanzler Olaf Scholz (SPD)foto: dpa
Der Wehretat ist schon jetzt der zweitgrößte Posten im
Bundeshaushalt. Für das laufende Jahr sind bislang 38.5 Milliarden
Euro vorgesehen, für das kommende 41.5 Milliarden Euro. Von der Leyen
fordert jedoch schon seit längerem, dass ihr Etat mittelfristig auf
1.5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigt - rund 60 Milliarden
Euro jährlich.
Widerspricht der Wehretat dem Koalitionsvertrag?
In dem vom "Spiegel" zitierten Papier der Unionsfraktion heißt es:
"Die derzeitigen Pläne von Minister Scholz ignorieren den dringend notwendigen Bedarf der Bundeswehr."
Sie gefährdeten außerdem die internationale
Handlungsfähigkeit Deutschlands. Demnach würde der Wehretat in den
Jahren nach 2021 sogar wieder sinken. "Eine solche mittelfristige
Finanzplanung widerspricht eindeutig dem Koalitionsvertrag", sagte
Fraktionsvize Johann Wadephul (CDU) im "Spiegel".
(mbi/pbl/dpa)
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