Dating für Nazis: Auf WhiteDate suchen Rechtsextreme nach der "reinen" Liebe
Sie nennen sich "Quarkente", "Ludendorf" oder "Wald" und suchen online nach Liebe. Doch auf dieser Plattform geht es nicht nur um romantische Matches, sondern vordergründig um Ideologie. Auf der Seite WhiteDate.net treffen sich Menschen, die an "gute Gene", "reine Blutlinien" und "weiße Kinder" glauben.
Der Verfassungsschutz stufte WhiteDate bereits 2019 als "Extremismus im digitalen Raum" ein.
Denn es ist in Wahrheit ein digitaler Treffpunkt für Rassist:innen. Laut einem Leak haben sich fast 8000 Nutzer:innen aus 88 Ländern dort angemeldet, darunter Hunderte aus Deutschland. Das Datenmaterial, das der "Zeit" zugespielt wurde, enthält Profiltexte, E-Mail-Adressen und Selbstauskünfte der User:innen.
Viele von ihnen bezeichnen sich als "arisch", schwärmen von "Tradition" und wollen "die weiße Gemeinschaft wieder aufleben lassen". Die Recherche zeigt, wie tief die Verwurzelung in Deutschland ist.
WhiteDate ist wie Tinder für Nazis: Die Betreiberin ist eine Deutsche
Hinter der Seite steckt laut "Zeit" die Deutsche Christiane H. aus Schleswig-Holstein. Unter dem Pseudonym "Liv Heide" tritt sie demnach in rechtsextremen Podcasts auf, spricht dort vom "Rassenkrieg" und vom angeblichen "Genozid an den Weißen".
Nach außen wirkt WhiteDate wie eine harmlose Partnerbörse, doch intern geht es um viel mehr. Die Betreiberin habe in einem Youtube-Interview erklärt, die Gruppenfunktion sei "der eigentliche Kern" der Seite. Dort diskutieren User:innen über Themen wie Kirche, Permakultur oder "den Aufbau weißer Gemeinschaften".
Das Ziel: Vernetzung über Ländergrenzen hinweg. Auf der Plattform organisieren sich Neonazis aus aller Welt, um sich auf einen angeblich kommenden "Rassenkrieg" vorzubereiten. Die Betreiberin lebte viele Jahre in Paris, arbeitete als Musikerin und war mit einem Franzosen verheiratet, dessen Vater die Shoah überlebt hatte.
WhiteDate-Betreiberin ist vernetzt in die dunkelsten Ecken der Nazis
Ihr Ex-Mann erinnert sich, sie sei "unglaublich talentiert" gewesen, aber zunehmend abgedriftet. "In unsere Beziehung mischte sich eine dunkle Seite, die ich am Anfang nicht gesehen habe oder nicht sehen wollte", sagte er der "Zeit". 2017 trennte sich das Paar, im selben Jahr begann H., WhiteDate aufzubauen.
Christiane H. hat demnach mittlerweile Kontakte in die Neonazi- und Holocaustleugnerszene und zur völkischen Ludendorff-Bewegung. Öffentlich äußern wollte sie sich zu den Recherchen nicht.
Auf ihrer Website beschreibt sie WhiteDate als "Plattform für Europide", ein Begriff, der direkt aus der NS-Rassentheorie stammt. Sie wolle "aufgeklärte Weiße vereinen, die sich ihrer Rasse bewusst sind und sich gegenseitig im Kampf gegen das Aussterben unseres Volkes unterstützen", schreibt H. dort demnach. Unterstützung erhält sie von bekannten Neonazis wie dem Rechtsrock-Musiker Frank Kraemer oder dem Holocaustleugner Bernhard Schaub.
Nicht nur Dating: Auch weiße Kinder und Jobs will sie vermitteln
Laut dem Leak stammen über die Hälfte der WhiteDate-Mitglieder aus den USA, gefolgt von Deutschland und Großbritannien. Rund 88 Prozent der Profile sind männlich. Viele geben sich Namen wie "White Power", "Nordland" oder "Adlerhorst". Auf der Plattform prahlen sie mit Sympathien für Nationalsozialismus oder Neurechte und suchen Partnerinnen "zur Gründung einer weißen Familie".
Wer keine eigenen Kinder bekommen kann, soll auf der Schwesterseite WhiteChild fündig werden: eine Art Adoptionsbörse für "weiße Kinder". 2019 schrieb die Betreiberin stolz: "Ich bin überglücklich, die Geburt unseres ersten WhiteDate-Babys bekannt zu geben!"
Parallel betreibt sie WhiteDeal, ein Jobportal, das ausschließlich "weiße Arbeitskräfte" vermittelt. Ironischerweise lässt sie ihre Webseiten laut "Zeit" von einem IT-Spezialisten aus Indien programmieren und die Buchhaltung in Madagaskar erledigen.