Schon die erste Wortmeldung von Markus Söder sollte die Verhältnisse gerade rücken. Sicher, sicher, "wir", die Union, habe die Wahl gewonnen, sagte Söder. Aber: "Ich glaube, wir haben in Bayern mit der CSU deutlich überproportional zugelegt und eines der stärksten Ergebnisse in Deutschland erzielt."
Was stimmt: Die CSU hat mit 37,2 Prozent von den Unionsparteien in Deutschland am besten abgeschnitten. Allerdings haben die Christsozialen nur zweimal in der Geschichte der Bundesrepublik weniger Stimmen bekommen. 1949 waren es 29,2 Prozent, 2021 31,7 Prozent.
Aber Söder sagte auch einen Tag später, diesmal ganz unverblümt: "Ohne die CSU hätte die CDU lange nicht die Stärke, die sie in die Verhandlungen einbringen kann."
Es ist ein offenes Geheimnis, dass das Verhältnis zwischen Söder und dem CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz nicht besonders rosig ist. Genauer: Zwischen der nordwestlichen und südöstlichen Union geht ein Riss. Auf der einen Seite stehen die zwecks Landeskoalition tendenziell Grünen-freundlich eingestellten Hendrik Wüst und Daniel Günther – und auf der anderen Markus Söder.
Dass daraus keine Schluchten erwachsen, ist allein den knapp 13.400 Stimmen geschuldet, die das BSW vom Einzug in den Bundestag abgehalten haben.
Andernfalls wäre eine schwarz-rote Koalition aufgrund der veränderten Mehrheitsverhältnisse rechnerisch nicht möglich gewesen und die Sondierungsgespräche wären zu einer CDU-internen Gewissensfrage über den Umgang mit den Grünen geworden.
Nichtsdestotrotz ist Friedrich Merz, Sohn Nordrhein-Westfalens, darauf bedacht, dass die regionalen Größenverhältnisse in seiner Fraktion deutlich gemacht werden und sich die CSU ihrer Rolle als Schwesterpartei gewahr wird.
Wie "Table Media" berichtet, ist im Adenauer-Haus am Montag "mit Genugtuung" darauf verwiesen worden, dass die CSU-Landesgruppe künftig nicht mehr die größte innerhalb der Unionsfraktion sein wird.
Stattdessen ist die Landesgruppe aus Nordrhein-Westfalen die stärkste. Sie wird 47 Abgeordnete stellen, die CSU nur 44.
Dem Bericht zufolge sei am Montag noch einmal betont worden, dass die CSU zwar zum Erfolg der Gesamtunion beigetragen habe, aber gewiss nicht die "Retterin" sei, wie es die Christsozialen immer wieder behauptet hatten. Daraus lasse sich folgern, dass das Verhältnis unterhalb von Merz und Söder nicht so gut sei, wie es die beiden immer wieder darstellten.
Auch wenn die Gespräche zwischen SPD und CDU erheblich einfacher werden dürften als jene unter Hinzunahme der Grünen, so hat Söder bereits angekündigt, dass man eine "bayerische Handschrift" an einigen Stellen merken werde.
Ob sich das mit der nordrhein-westfälischen Handschrift verträgt? Und was sagt eigentlich die SPD dazu?