So könnt ihr die Hessen-Wahl verstehen, auch wenn ihr nicht in Hessen wohnt
20.10.2018, 10:5720.10.2018, 13:51
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Spannende Zeiten in Wiesbaden: Routinier Volker Bouffier (CDU) will Hessens Regierungschef bleiben, sein SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel im dritten Anlauf Ministerpräsident werden. Eine neue hessische Regierung wird aus mindestens zwei, wenn nicht sogar drei Partnern bestehen.
Alle wichtigen Informationen im Überblick:
Das Land Hessen:
Hessen hat rund 6.24 Millionen Einwohner, davon
sind etwa 4.38 Millionen Männer und Frauen wahlberechtigt. Knapp 62
000 junge Menschen dürfen zum ersten Mal überhaupt bei einer
Landtagswahl ihre Kreuzchen machen. Es treten 23 Parteien an, auf den
Landeslisten stehen die Namen von 691 Bewerbern. In den 55
Wahlkreisen gibt es 413 Direktkandidaten.
So wählen die Hessen:
Die Wähler in Hessen dürfen zwei Kreuze machen. Mit der
Erststimme oder Wahlkreisstimme wählen sie einen Direktkandidaten in
ihrem Wahlkreis, mit der Zweitstimme oder Landesstimme eine Partei.
Die Zweitstimme ist entscheidend für die Zusammensetzung des neuen
Landtags und die Kräfteverhältnisse. Ansonsten gilt wie in anderen
Ländern oder bei der Bundestagswahl: Eine Partei muss auf mindestens
fünf Prozent der Zweitstimmen kommen, um in den Landtag zu kommen.
Das Parlament in Wiesbaden:
Der Landesverfassung zufolge gehören dem Landtag in der
Regel 110 Abgeordnete an. Erringt eine Partei aber mehr Direktmandate
in den 55 Wahlkreisen, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis
eigentlich zustehen würden, kommt es zu Überhang- und
Ausgleichsmandaten – sprich: Auch für die anderen Parteien ziehen
noch weitere Kandidaten in den Landtag ein, bis das Verhältnis wieder
einigermaßen stimmt.
Stärkste Kraft in Hessen bei der vorherigen
Landtagswahl im Jahr 2013 war die CDU geworden. Sie holte 38.3
Prozent der Stimmen, was ihr 47 Sitze brachte. Dahinter lag die SPD
mit 30.7 Prozent und 37 Sitzen. Auf Platz drei schafften es die
Grünen mit 11.1 Prozent der Stimmen und 14 Sitzen. Auf je 6 Sitze
kamen die Linke (5.2 Prozent) und die FDP (5.0 Prozent). Die AfD
verfehlte damals mit 4.1 Prozent den Einzug in den Landtag. Derzeit regiert eine schwarz-grüne Koalition unter Führung von Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU), was 2013 ein Novum für Hessen war.
Das ist der Stand in den Umfragen:
CDU und SPD schwächelten zuletzt in den Umfragen. Die CDU
fiel in der politischen Stimmung teilweise unter 30 Prozent,
behauptete sich damit aber noch vor der SPD. Stabil als drittstärkste
Kraft tauchen die Grünen in Umfragen auf. Erstmals wird die AfD aller
Voraussicht nach den Einzug in den hessischen Landtag schaffen – sie
wäre damit in allen 16 Landesparlamenten vertreten. Auch Linke und
FDP haben den Demoskopen zufolge gute Chancen, den Sprung über die
Fünf-Prozent-Hürde zu schaffen.
Diese Optionen sind nach dem Wahlsonntag denkbar:
Die Regierungsbildung dürfte schwierig werden - das
schwarz-grüne Regierungsbündnis hat den Umfragen zufolge derzeit
keine Mehrheit mehr. Eine große Koalition zwischen CDU und SPD in
Hessen böte eine satte Regierungsmehrheit - dürfte aber angesichts
der Turbulenzen zwischen Union und SPD auf Bundesebene nur schwer
vermittelbar sein.
Mit der AfD will niemand koalieren, bliebe also
beispielsweise ein Dreierbündnis aus CDU, Grünen und FDP. Die FDP hat
sich dafür schon offen gezeigt. Angesichts der jüngsten Umfragewerte
erscheint zumindest rein rechnerisch auch ein rot-grün-rotes Bündnis
nicht ausgeschlossen - allerdings müssten dafür politisch noch einige
Hürden aus dem Weg geräumt werden.
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