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Robert Habeck bei HandOfBlood: Twitch-User vermuten "Russland-Bots"

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Robert Habeck stellte sich am Dienstag einem zweieinhalbstündigen Twitch-Stream mit Hänno alias HandOfBlood.Bild: Twitch / HandofBlood
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HandOfBlood: Robert Habeck im Stream bei Twitch – User vermuten "Russland-Bots" im Chat

15.01.2025, 11:1115.01.2025, 12:31
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Spitzenpolitiker:innen erkennen zunehmend die Bedeutung von Social-Media- und Streaming-Plattformen im Wahlkampf. Donald Trump trat etwa im US-Wahlkampf in zahlreichen Postcasts auf.

Aktuell läuft in Deutschland der Wahlkampf für die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar heiß.

Diese Woche wagte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zur Web-Show "World Wide Wohnzimmer" und Robert Habeck stellte sich am Dienstag einem zweieinhalbstündigen Twitch-Stream mit Hänno alias HandOfBlood.

Während des Besuchs des Grünen-Politikers bei einem der größten Streamer der Plattform überschlugen sich die Diskussionen im Live-Chat: Angebliche AfD-Sympathisant:innen füllten ihn mit Nachrichten, während sich andere dagegen zur Wehr setzten. Zahlreiche User:innen vermuten, dass Bots dahinter steckten.

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Robert Habeck bei HandOfBlood bei Twitch: Chat eskaliert

Die Anregung zu dem Gespräch am Dienstagabend kam aus Habecks Team. Max Knabe, wie Hänno mit bürgerlichem Namen heißt, willigte nach etwas Bedenkzeit ein, wie er erklärte. Warum Habeck? "Robert ist der Kanzlerkandidat, der gefragt hat", sagte HandOfBlood.

An election poster of Green Party top candidate, federal minister for economy Robert Habeck on display prior to the upcoming German federal Bundestag elections, in Berlin, Germany, Monday, Jan. 13, 20 ...
Robert Habeck befindet sich aktuell als Grünen-Kanzlerkandidat im Wahlkampf für die Bundestagswahl.Bild: AP / Ebrahim Noroozi

Im Großen und Ganzen kam Habecks Twitch-Plausch bei den User:innen gut an. Nach anfänglich lockerem Geplauder über Malzbier in der Kindheit, E-Sport und die Vermarktung von Getränkemarken über Influencer:innen handelten die beiden eine breite Themenpalette ab. Dabei zeigte sich der Grünen-Politiker locker, entspannt und nahbar, lobt die Mehrzahl der User:innen.

Im Live-Chat gab es zahlreiche Reaktionen auf den ungewöhnlichen Besuch. Zeitweise mischten sich angebliche AfD-Sympathisant:innen ein, verfassten Hetz-Nachrichten und kritische Kommentare, einige spamten mit blauen Herzen. Teils ohne auf die von Habeck und Hänno gesprochenen Inhalte Bezug zu nehmen. Auch vereinzelte Mord-Aufrufe fielen im Chat.

Die Nachrichten stießen jedoch auf große Gegenwehr. "Wtf, was ist hier denn los?", fragte ein User verwundert. "Nazis raus", schrieben einige. "Alle AfD-Wähler jetzt einmal wirklich zuhören und nicht nur haten, sondern informieren", kommentierte ein weiterer User im Live-Chat.

"Russland-Bots" im Stream mit Habeck? User äußern Theorie

Auch auf Reddit war Habecks Stream-Auftritt Thema. Dort bemerkten gleich mehrere User:innen, dass der Live-Chat "leider ekelhaft" sei. Einige äußerten die Theorie, dass hinter einigen Kommentaren russische Bots stecken könnten.

"Das Gespräch wurde massiv von Russen-Bots torpediert", schreibt ein User. "Wenn man die ganzen Kommentare liest, scheinen nur mehr die russischen Bots drauf zu sein", kommentiert ein anderer und erhält dafür die Zustimmung von fast 140 Leuten. Eine Person schrieb: "Da wurden die Trollarmeen wieder mobilisiert. Das ist zwar nervig, zeigt meiner Meinung nach aber auch, dass sie sich davon bedroht fühlen."

Ob tatsächlich Bots hinter einigen Nachrichten im Twitch-Chat steckten, lässt sich nicht ohne Weiteres verifizieren.

Dass Russland Desinformationskampagnen in Deutschland führt, wurde jedoch bereits mehrfach aufgedeckt. NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" (SZ) veröffentlichten im vergangenen Jahr etwa eine große Recherche, wonach der Kreml Deutschland als ein bevorzugtes Ziel für die Verbreitung von Desinformationen betrachtet.

Demnach sollen Fake News in Deutschland "die Zukunftsangst erhöhen" und rechte Parteien, insbesondere die AfD, stärken.

Die russische Agentur Social Design Agency (SDA) verbreitet den Rechercheergebnissen zufolge rund um die Uhr auf Social Media Narrative, die der russischen Staatsführung nutzen sollen. Thomas Rid, ein Politikwissenschaftler an der Johns-Hopkins-Universität, sagte der "SZ":

"Die SDA ist ein russisches Marketing PR Unternehmen, das in direktem Auftrag für den Kreml arbeitet, aber vor allem Desinformationsdienstleistungen macht. Also gewissermaßen eine Firma, die Desinformation betreibt."

Auch das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt vor möglichen Versuchen der Einflussnahme durch Russland im Cyber- und Informationsraum. Ein Mittel, um Menschen vorsätzlich zu täuschen oder zu beeinflussen.

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