
Dabei wollte Friedrich Merz mit der Gratulation einfach seinen Pflichten als Kanzler nachkommen.Bild: AP / Ebrahim Noroozi
Deutschland
Friedrich Merz hat den EM-Erfolg der deutschen Fußballerinnen gefeiert und dafür prompt Gegenwind kassiert. Der Kanzler wurde zum "Good Boy". Nett ist die Bezeichnung nicht.
20.07.2025, 14:3222.07.2025, 11:17
Friedrich Merz ist nicht gerade dafür bekannt, Feminist zu sein. Im Gegenteil: Wer nach progressiver Gleichstellungspolitik sucht, landet bei ihm schnell in einem Meer aus missglückten Vergleichen, gestanzten Karrierefloskeln und kulturkämpferischer Rhetorik gegen Gendern und Quote.
Nun hat der Bundeskanzler den deutschen Fußballerinnen nach ihrem dramatischen EM-Viertelfinalsieg gegen Frankreich gratuliert – und wurde dafür auf Social Media gefeiert. Aber anders, als man denkt.
Merz bejubelt DFB-Frauen: Kanzler erntet spöttische Kommentare
Es war ein außergewöhnlicher Sieg: In Unterzahl, mit verschossenem Elfmeter und einer Heldin im Tor – Ann-Katrin Berger – kämpfte sich das DFB-Team mit einem 6:5 im Elfmeterschießen gegen Frankreich ins EM-Halbfinale. Dort wartet am Mittwoch niemand Geringeres als Weltmeister Spanien auf die DFB-Frauen.
"Was für ein Spiel. Was für eine Spannung. Herzlichen Glückwunsch. Wir sind stolz auf euch. Weiter geht's!" So lautet der Kommentar, den Merz am Sonntagmittag unter einem Tiktok-Video des DFB veröffentlichte. Darin zu sehen: die jubelnden DFB-Frauen, die nach dem Elfmetersieg passend zum Song "Major Tom" (Völlig losgelöst) tanzen und singen.
Doch unter dem Clip ließen die ersten Reaktionen auf Merz' Kommentar nicht lange auf sich warten: "Good Boy" heißt es dort mehrfach. Kurz, spitz und vor allem ironisch.
Denn was wie ein Lob an einen Hund klingt, ist eine digitale Demontage. "Good Boy" ist in diesem Fall kein Kompliment, sondern ein subversiver Code, um ihm seine performative Gleichstellungspolitik unter die Nase zu reiben.
Wer sich wie Merz regelmäßig gegen geschlechtergerechte Sprache positioniert, Frauenquote skeptisch sieht und bei öffentlichen Reden über Netzwerke lieber männliche Begabung hervorhebt, wird online offenbar nicht zum Helden, wenn er plötzlich jubelnd auf dem feministischen Spielfeld auftaucht.
Merz und die Frauen: vom Elfmeter zum Bumerang-Effekt
Während Fußballfans die Heldinnen des Abends hochleben ließen, richtete sich der digitale Blick blitzschnell auf den Mann im Kanzleramt – und sein Timing. "Auf einmal kann man Frauen doch unterstützen?", lautet etwa ein Kommentar einer Userin.
Denn Merz’ Gratulation fiel kurze Zeit nachdem er sich bereits mit einem anderen Auftritt erneut ins politische Abseits manövriert hatte: Bei einem Frauennetzwerktreffen erklärte er Mitte Juli, Männer hätten eine "bessere Befähigung, Netzwerke zu bilden".
Er "ermutigte" Frauen, doch bitte mehr Selbstbewusstsein zu zeigen. Die feministische Szene sprach von "Fremdscham 2025", der "Spiegel" kommentierte süffisant: "Oops! Merz did it again".
Kein Wunder also, dass die ironische Bezeichnung für Merz als "Good Boy" gleich mehrfach in der Kommentarspalte auftaucht. In feministischen Netzdiskursen ist er längst etabliert als ironisches Lob für Männer, die sich für etwas feiern lassen, was eigentlich selbstverständlich sein sollte: Respekt gegenüber Frauen, Gleichberechtigung, Fairness.
Wer also "Good Boy" unter Merz’ Gratulation schreibt, stellt keine Fanliebe zur Schau, sondern entlarvt einen doppelten Standard: politisch gegen Gendern wettern, aber öffentlich Frauen feiern – das passt für viele nicht zusammen. Ein User bringt es auf den Punkt: "Good Boy ist zuerst frauenfeindlich – und dann das."
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