Donald Trump und Jeffrey Epstein: zwei mächtige Männer, deren Wege sich über Jahrzehnte immer wieder kreuzten. Mal als Nachbarn in Palm Beach, mal als Partygäste in Mar-a-Lago. Wie weit die Verbindung wirklich ging, ist Gegenstand öffentlicher Spekulationen.
Denn der Fall Epstein ist einer der größten Missbrauchsskandale der US-Geschichte. Wer mit ihm verkehrte, steht bis heute unter Beobachtung – vor allem, wenn er Präsident der Vereinigten Staaten ist.
Ein aktueller Bericht über einen Brief mit nackter Frauenskizze, den Trump Epstein geschrieben haben soll, rückt das Thema aktuell prominent in die Öffentlichkeit. Trump nennt die Vorwürfe "verleumderisch" – und klagt auf Schadensersatz in Milliardenhöhe.
Doch was weiß man über Trumps tatsächliche Verbindungen zu Epstein? Klar ist: Die beiden hatten viel miteinander zu tun. Trotzdem bleibt vieles im Dunkeln. Ein Überblick.
Dass sich Trump und Epstein kannten, ist belegt. Ebenso wie zahlreiche gemeinsame Auftritte auf Veranstaltungen und in Flugprotokollen. Epstein, der 2019 unter ungeklärten Umständen in einer Gefängniszelle starb, war in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren ein regelmäßiger Gast in Trumps Anwesen Mar-a-Lago.
Zudem nutzte Trump Epsteins Privatjet mehrfach für Flüge zwischen New York und Florida, wie CNN unter Berufung auf die Fluglogs berichtet. "Er war ein toller Typ", sagte Trump 2002 dem "New York Magazine". "Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte."
Seit Bekanntwerden des Missbrauchs-Skandals gibt Trump an, sich frühzeitig von Epstein distanziert zu haben. "Ich kannte ihn wie jeder in Palm Beach", sagte er 2019 laut CNN. Er sei "kein Fan" gewesen.
Laut "Washington Post" hatten die beiden tatsächlich 2004 einen Bruch – offenbar wegen eines Streits um eine Immobilie. Zu dem Zeitpunkt war Epstein noch nicht offiziell angeklagt, allerdings liefen bereits Ermittlungen im Hintergrund.
Zuvor waren sie offenbar eng verbunden: Ein Ex-Mitarbeiter von Mar-a-Lago sagte der "Washington Post", Trump habe Epstein aus seinem Club verbannt, nachdem dieser eine junge Angestellte für Massagen anwerben wollte. Virginia Giuffre, eine zentrale Zeugin im Epstein-Komplex, gab an, 2000 über Mar-a-Lago in den Missbrauchskreis geraten zu sein.
Für Irritationen sorgte Trumps Haltung zu Ghislaine Maxwell. Nach deren Verhaftung 2020 sagte Trump laut CNN: "Ich wünsche ihr alles Gute." Auch als Axios-Journalist Jonathan Swan nachhakte, blieb Trump dabei. Kritiker:innen warfen ihm Verharmlosung vor. Maxwell wurde später zu 20 Jahren Haft verurteilt, weil sie Epstein beim Missbrauch junger Mädchen unterstützt hatte.
In Epsteins Adressbuch tauchten laut CNN über ein Dutzend Telefonnummern auf, die Trump oder sein Umfeld betrafen. Bei einer Hausdurchsuchung 2005 wurden Nachrichten über Anrufe Trumps gefunden. In bislang veröffentlichten Gerichtsunterlagen – etwa im Maxwell-Verfahren – wird sein Name erwähnt. Allerdings nie im Zusammenhang mit strafbaren Handlungen.
Im Wahlkampf hatte Trump versprochen, die vollständigen Epstein-Dokumente freizugeben. Doch seine Regierung erklärte später, es gebe nichts Neues – oder das Material sei zu grausam für die Öffentlichkeit. Diese Begründung sorgte selbst bei Teilen seiner Anhängerschaft für Unmut. Elon Musk behauptete auf X, Trump stehe in belastenden Akten, lieferte aber keine Belege und löschte den Post später wieder.
Nun kündigte Trump an, seine Justizministerin Pam Bondi solle die Freigabe "relevanter Aussagen vor der Grand Jury" beantragen, wie er auf Truth Social erklärte. Wie CNN berichtet, hat Bondi den Antrag inzwischen eingereicht. Ob und wann die Protokolle öffentlich werden, ist wegen der Geheimhaltungspflichten in Grand Jury-Verfahren offen.
Wegen eines Berichts des "Wall Street Journal" vom 18. Juli kocht das Thema aktuell wieder hoch. Die Epstein-Vertraute Ghislaine Maxwell soll 2003 Geburtstagsbriefe für ein persönliches Album gesammelt haben – auch von Trump. Der angebliche Trump-Brief enthält laut "WSJ" eine Skizze einer nackten Frau.
Der Schluss: "Happy Birthday – und möge jeder neue Tag ein wunderbares Geheimnis sein." Trump bestreitet die Urheberschaft kategorisch: "Das bin nicht ich. Das ist eine erfundene Geschichte", sagte er dem "WSJ." Und: "Ich habe noch nie ein Bild gezeichnet. Ich zeichne keine Frauen."
Auf Truth Social legte er nach: "Das sind nicht meine Worte. Und so rede ich auch nicht." Am Freitag reichte er Klage ein: sowohl gegen das "Wall Street Journal", als auch gegen dessen Autor:innen, den Verlag Dow Jones sowie Rupert Murdoch. Mindestens zehn Milliarden Dollar Schadensersatz fordert er. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, kündigte der Verlag an, sich "energisch" zu verteidigen und betonte das Vertrauen in die eigene journalistische Sorgfalt.
Trump sagt, er zeichne grundsätzlich nicht – dabei sind längst Zeichnungen von ihm aufgetaucht. Laut CNN wurde 2005 eine signierte Skizze der New Yorker Skyline von ihm für über 29.000 Dollar versteigert. Auch frühere Kritzeleien Trumps wurden für wohltätige Zwecke genutzt.
Beweist das, dass der Brief echt ist? Nein. Aber es wirft Fragen auf, warum Trump bei einem so leicht überprüfbaren Detail die Unwahrheit sagt. Generell lassen die Widersprüche in seinen Aussagen sowie seine Zurückhaltung bei der Aufklärung langjährige Zweifel nicht vollends verstummen.
(Mit Material von dpa)