Björn Höcke ist einer der bekanntesten Politiker Deutschlands – und gleichzeitig einer der umstrittensten. Deshalb hat nun sein Auftreten beim MDR-Sommerinterview hohe Wellen geschlagen.
Seit 2014 ist Höcke Fraktionsvorsitzender der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland in Thüringen. Die Partei befand sich in den vergangenen Monaten laut Umfragewerten in vielen Teilen Deutschlands auf einem Erfolgs-Höhenflug. Auch in Thüringen, wo sich Höckes Wahlkreis befindet, ist die AfD äußerst erfolgreich: Laut einer Insa-Umfrage würde die Partei derzeit bei einer Landtagswahl auf 32 Prozent kommen. Laut Infratest Dimap sogar auf 34 Prozent.
Und weil die AfD im Thüringer Landtag vertreten ist und mit 19 Abgeordneten sogar die drittstärkste Partei darstellt, wurde auch Höcke zum Sommerinterview des MDR am Mittwoch eingeladen. Dort musste sich der 51-Jährige zwar durchaus kritische Fragen zu sich und seiner Partei gefallen lassen, doch viele Menschen kritisierten den Sender heftig dafür, dass sie dem rechtsextremen Politiker überhaupt eine Bühne boten.
Kurz darauf hat sich der MDR zu den Vorwürfen geäußert – und dafür wiederum Kritik eingefahren.
Der Mitteldeutsche Rundfunk Thüringen hat sich nun auf X, dem früheren Twitter, zu den Vorwürfen zahlreicher Nutzer:innen geäußert, die sich unter einer Ankündigung des Interview-Livestreams angesammelt haben. Kommentare von User:innen lauteten unter anderem "Ihr seid wirklich komplett bescheuert", "Journalistisches Versagen. Wie geschichtsvergessen kann man eigentlich sein?" und "Hört auf, Faschisten einzuladen!"
Der MDR postete darauf einen weiteren Link zu einer Übersicht aller Sommerinterviews in diesem Jahr. Dazu schrieb der TV-Sender:
Mit dieser Erklärung geben sich die Kritiker:innen auf X jedoch nicht zufrieden. Sie bezeichnen den MDR als "Steigbügelhalter" für den Rechtspopulisten Höcke und seine Partei. Viele Nutzer:innen vertreten die Meinung, dass man Politiker:innen der AfD nicht einfach mit denen anderer Parteien gleichsetzen könne – und sie somit auch nicht gleich behandeln sollte.
Ein Kritiker bei X wird deutlich. Er lässt die angestrebte Gleichbehandlung der Politiker:innen beim MDR nicht gelten: "Man muss Faschisten keine Bühne bieten. Ihr habt euch bewusst dafür entschieden."
Auch ein anderer Nutzer schreibt: "Neonazis haben im Fernsehen nichts zu suchen. Die gehören weggesperrt." Erst im Juli hatte die Staatsanwaltschaft in Frankfurt am Main entschieden, dass Höcke es sich aufgrund seiner Rhetorik gefallen lassen müsse, als "Nazi" bezeichnet zu werden.
Aus den Kommentaren ist die Bestürzung der Nutzer:innen herauszulesen. "Faschismus ist keine Position oder Meinung", schreibt ein Kommentator. Ein anderer Nutzer wird ebenfalls deutlich: "Es ist nicht eure Aufgabe, Nazis eine Plattform zu geben. Faschismus bekämpft man und wenn das bedeutet, nicht mit allen Parteien zu reden. Mit faschistischen Parteien hat man nicht zu plaudern!"