Eigentlich sollte es gesitteter zugehen in diesem Wahlkampf. Das hatten sich die drei Kanzlerkandidaten Friedrich Merz, Olaf Scholz und Robert Habeck zur Primetime versprochen.
Unter dem Motto "PolitikUndAnstand" erklärten sie Mitte Dezember bei ProSieben, miteinander fair umgehen zu wollen. Sie möchten nach den gemeinsamen Regeln der Demokratie spielen, sagte Habeck; Merz wünschte sich einen "guten, demokratischen, streitbaren Wettbewerb". Es blieb beim Versuch.
Merz attestierte Scholz, sein Verhalten bei der EU sei "zum Fremdschämen", woraufhin Scholz erklärte, "Fritze Merz" erzähle gerne "Tünkram". Habeck warf Merz wiederum "Unwissenheit, Kaltschnäuzigkeit und Verantwortungslosigkeit" vor, nachdem Merz Habeck Wirtschaftskompetenz in der Debatte um grünen Stahl abgesprochen hatte.
Nun hat Merz seinen Kontrahenten von den Grünen mit einer weiteren Bemerkung belegt, bei der man nicht ganz weiß, ob sie abwertend oder vielleicht sogar als Kompliment zu verstehen ist. Im "Zeit"-Podcast "Alles gesagt", meinte Merz über Habeck zunächst: "Ach Gott, er ist ein angenehmer Gesprächspartner." Aber, "nicht persönlich gemeint": Habeck sei "ein bisschen der Wuschelbär, dessen Gedanken auch manchmal ziemlich wuschelig sind".
Die Moderatoren versicherten sich daraufhin, ob Merz denn gerade wirklich "Wuschelbär" gesagt habe. "Ja, oder wie auch immer", antwortete Merz. "Ich meine es nett. Aber wissen Sie, im Unterhemd in der Küche zu sitzen, ist keine Wirtschaftspolitik."
Damit spielt Merz auf die sogenannten Küchengespräche von Robert Habeck an, die Teil dessen Wahlkampfs sind. Darin geht Habeck zu Menschen nach Hause, die ihm davor einen Brief geschrieben haben, setzt sich mit ihnen an den Küchentisch und redet über deren Probleme und Bedürfnisse.
Der "Spiegel" kommentierte das im Gespräch mit Habeck jüngst als "bis zur Fremdscham überinszeniert, die Generation Ihrer Söhne würde vielleicht sagen: Das war cringe".
Weiter sagte Merz, Habeck hinterlasse eine "verheerende" Bilanz als Bundeswirtschaftsminister. Wenn man sich alle Wirtschaftsminister der Bundesrepublik anschaue, "und ich trete ihm da nicht zu nahe", sei Habeck "in der Rangliste auf dem letzten Platz".
Über die Grünen sagte er, sie hätten "regelrecht Hass in der Bevölkerung ausgelöst, heftigste Reaktionen, gegen die Art und Weise, wie sie in den letzten drei Jahren reagiert haben".
Dennoch beteuerte Merz, die Grünen seien "nicht von uns gebasht" worden. Eine Schwarz-Grüne Koalition schloss er nicht aus.
Nach aktuellen Umfragen wird die CDU aller Voraussicht nach den kommenden Kanzler, sprich: Friedrich Merz, stellen, ist dafür aber auf eine Koalition mit SPD oder Grünen angewiesen – eine Zusammenarbeit mit der AfD, der nach Umfragen zweitstärksten Partei, hat die Union kategorisch ausgeschlossen.