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Millionen-Parteispenden von Bitpanda: CEO straft Robert Habeck hart ab

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SPD-Kanzler Olaf Scholz kann sich dieser Tage über eine große Spende an seine Partei freuen. Bild: IMAGO images/Political-Moments
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Krypto-CEO spendet Millionen an Union, SPD und FDP – warum nicht an die Grünen?

18.01.2025, 14:4619.01.2025, 16:03
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Rund fünf Wochen vor der Bundestagswahl haben CDU, SPD und FDP jeweils 500.000 Euro gespendet bekommen, die CSU 250.000. Das Geld kommt von der Krypto-Plattform Bitpanda, genauer gesagt von ihrem Geschäftsführer und Gründer Eric Demuth. Er will damit "ein Zeichen für die Demokratie" setzen.

Demuth ist davon überzeugt, "dass die Parteien die Mittel sinnvoll einsetzen werden, um die wichtigsten Zukunfts-Themen für Deutschland voranzutreiben." In der Mitteilung von Donnerstag erklärt er weiter: "Bei diesen Parteien sehe ich ein realistisches Konzept für ein wirtschaftlich starkes, modernes und zeitgleich soziales Deutschland."

Auffällig ist dabei aber: Von den großen demokratischen Parteien gingen nur die Grünen leer aus. Warum das so ist, wollte watson von Eric Demuth wissen. Außerdem, wie er auf den selbsternannten "Bitcoin-Präsidenten" Donald Trump blickt und warum die AfD eine wirtschaftliche Gefahr für Deutschland darstellt.

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Watson: 1,75 Millionen Euro an Union, SPD und FDP – wie einigt man sich auf eine solche Höhe und ab wann sagt man: "Okay, das ist genug, damit können die Parteien arbeiten"?

Eric Demuth: Es gibt dafür keine klare Anleitung, es geht mehr über das Bauchgefühl. Mit den Spenden wollten wir dazu beitragen, dass die Parteien sich interne Ressourcen aufbauen können, um sich wichtigen Zukunftsthemen zu widmen. Und es war schnell klar, dass das ein bisschen ins Budget gehen wird.

CEO Eric Demuth hat Bitpanda 2014 gegründet, heute nutzen über sechs Millionen User den größten Kryptobroker Europas.
CEO Eric Demuth hat Bitpanda 2014 gegründet, heute nutzen über sechs Millionen User den größten Kryptobroker Europas. bild: bitpanda

Der Aufmerksamkeit hat die Höhe der Spende auf jeden Fall gutgetan.

Ja, uns war bewusst, dass wir damit nicht jeden begeistern werden. Dass man es überhaupt macht, dass man das Geld den Falschen gibt – irgendetwas wird immer kritisiert. Aber es ist immer leicht, sich zu beschweren. Lösungen finden und proaktiv sein, ist wesentlich schwerer. Und dazu wollten wir unseren Beitrag leisten.

Bisher haben sich nur die AfD und die FDP klar zum Thema Bitcoin positioniert. Warum wagen sich die anderen Parteien nicht an das Thema ran?

Es ging uns mit den Spenden weniger um konkrete Haltungen einzelner Parteien zu Bitcoin oder anderen Kryptowährungen, sondern vielmehr um die gesamte Wirtschaftspolitik. Deutschlands Wirtschaftsleistung ist jetzt im zweiten Jahr in Folge gesunken, das sollte uns alle alarmieren.

Wird sich die Haltung der Politik zum Thema Bitcoin bald ändern?

Die deutsche Politik wird um das Thema Kryptowährungen nicht herumkommen, weil der Kurs der USA alle Länder dazu zwingen wird. Auch ich war überrascht, dass es Trump nicht nur um Deregulierung geht, sondern er Kryptowährungen sogar ins Zentrum der Wirtschafts- und Finanzpolitik rückt. Das hätte ich niemals erwartet. Dementsprechend werden auch die deutschen Parteien klare Krypto-Strategien entwickeln müssen.

Wie so oft schaut sich die AfD viel von Trump ab. Neben der FDP kann man sie aktuell als kryptofreundlichste deutsche Partei bezeichnen. Was macht sie aus deiner Sicht dennoch unwählbar?

Unsere Herangehensweise an die Entscheidung zu den Spenden war rein wirtschaftsbezogen. Der von der AfD geplante Austritt aus der EU wäre für die deutsche exportabhängige Industrie derzeit nicht der richtige Schritt, um die konjunkturelle Entwicklung unseres Landes wieder herumzureißen.

Bundeskanzler Olaf Scholz 2R, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck 2L und Bundesfinanzminister Christian Lindner L schauen aufs Handy während der Rede von CDU Vorsitzenden Friedrich Merz im Bundest ...
Einer hat nichts bekommen: Grünenminister Robert Habeck (zweiter von links).Bild: imago / Emmanuele Contini

Dass ihr nicht auch an die Grünen gespendet habt, hast du mit "fehlender Wirtschafts- und Finanzkompetenz" der Partei begründet. Was veranlasst dich zu diesem Schluss?

Nur weil die Grünen mit Wirtschaftsminister Robert Habeck als Kanzlerkandidat ins Rennen gehen, heißt das nicht, dass sie dahingehend kompetent sind. Für einen guten Politikstil ist es aus meiner Sicht elementar, die Größe zu haben, gegenzusteuern, wenn etwas nicht funktioniert. Und das konnte ich in der grün geführten Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre nicht beobachten. Zu lange ist an Maßnahmen festgehalten worden, die die Wirtschaft und die Menschen abgelehnt haben und die einfach nicht funktioniert haben.

Angesichts der Tatsache, dass es bisher an klaren politischen Positionen fehlt: Fürchtest du, dass Deutschland bei Kryptotechnologien den Anschluss verliert?

Die Sorge habe ich bei allen Zukunftsthemen. Wir haben es noch nicht mal hinbekommen, ein gescheites Breitbandnetz in Deutschland auf die Beine zu stellen. Wir müssen zuallererst unsere Hausaufgaben machen, sprich die heimische Wirtschaft stärken. Das ist die Grundlage, um kompetente Haltungen zu Themen wie Blockchain und AI entwickeln zu können. Wenn ein Unternehmen ums Überleben kämpft, haben darin die wenigsten den Kopf für Zukunftstechnologien.

In den USA regiert bald der selbsternannte "Bitcoin-Präsident" Donald Trump. Wie blickst du als Krypto-Unternehmer auf ihn?

Ich bin mit vielen Punkten nicht einverstanden, die die kommende amerikanische Regierung umsetzen will. Womit ich aber einverstanden bin, ist die Haltung, bei allen Zukunftsthemen die Nummer Eins zu werden. Und ähnliche Ambitionen würde ich mir auch von Deutschland wünschen.

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