Witze über die schleppende Digitalisierung in Deutschland sind beinahe ebenso beliebt wie jene über die Deutsche Bahn. Seit Jahren hinkt Deutschland hinterher, und beim Blick auf die bürokratischen Prozesse unserer Nachbarländer kann man sprichwörtlich grün vor Neid werden.
Das sollte sich mit der Gründung des Digitalministeriums in der neuen Koalition aus CDU/CSU und SPD ändern. Offizieller Name: Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS).
"Engagierte Menschen mit hohen Kompetenzen, mit einer großen Ambition und einer großen Portion Lust, die digitale Zukunft unseres Landes zu gestalten", kündigte der zuständige Minister Karsten Wildberger (CDU) damals an.
Gemeinsam mit rund 500 Mitarbeitenden wollte der ehemalige Mediamarkt-Saturn-Chef möglichst schnelle Ergebnisse erzielen und die digitalen Prozesse im Land revolutionieren.
Neben dem Glasfaserausbau hatte man sich vor allem für die Digitalisierung staatlicher Aufgaben, also etwa Behördengänge, viel vorgenommen. Schaut man sich das Ministerium selbst an, scheinen entsprechende Pläne aber nicht allzu vielversprechend.
Denn im BMDS funktioniert bisweilen nicht einmal die Bewerbung digital – oder zumindest nicht so, wie man sich das im Jahr 2025 vorstellen mag. Statt auf gängige Bewerbungsportale des Bundes zu setzen, fordert man eine Kontaktaufnahme per Mail.
"Bitte übersenden Sie uns Ihren aussagekräftigen Lebenslauf ausschließlich per E-Mail im .pdf-Format", heißt es in den Stellenausschreibungen auf der Website des BMDS. Auch die Informationen zur jeweiligen Stelle sind nur über den Download einer PDF-Datei abrufbar.
Bewusst modern scheint man sich indes in dem Fakt zu geben, dass Bewerber:innen kein Anschreiben einreichen sollen.
Wie der "Tagesspiegel" berichtet, lässt aber auch die Digitalisierung des weiteren Bewerbungsprozesses zu wünschen übrig. Demnach erhielten Bewerber:innen eine Mail als Bestätigung. Im Anhang befand sich ein "Formblatt für Bewerbende" als Excel-Tabelle.
"Für den Fortgang und einen zügigen Abschluss des Auswahlprozesses benötigen wir weitere Angaben, die Sie bitte in der anliegenden Tabelle machen", forderte dort das BMDS.
Das Bizarre: In der entsprechenden Tabelle sollten die Kandidat:innen persönliche Daten wie Namen und Studienabschluss händisch eintragen. Wer einen vernünftigen Lebenslauf eingereicht hat, dürfte diese Angaben aber eigentlich schon an das Ministerium übermittelt haben.
Die Hintergründe für dieses eher kompliziert wirkende Verfahren sind unklar. Laut Informationen des "Tagesspiegel" hatte das Digitalministerium zuletzt 150 neue Planstellen und Stellen beantragt.
Die Ausschreibungen auf der Website beziehen sich konkret auf Sachbearbeiter:innen, Vorzimmerkräfte und Referent:innen.
Insgesamt machte das Haus von Karsten Wildberger schon im ersten Quartal seines Bestehens einige Schlagzeilen. Viele offene Etatfragen begünstigten Konflikte mit anderen Ministerien. Bis zuletzt war sogar unklar, in welchem Gebäude das BMDS einziehen darf. Zumindest darum müssen sich künftige Bewerber:innen nun aber keine Sorgen mehr machen: Ab 2026 steht laut "Spiegel"-Informationen eine Immobilie in Berlin zur Verfügung.