
Gibt man aktuell im Browser "linke.de" ein, erscheint plötzlich dieses Gesicht.Bild: dpa / Michael Kappeler
Deutschland
Das Internet hat alles verändert. Entertainment, Kommunikation, Arbeit und mittlerweile auch die Art, wie Wahlkampf geführt wird. Die Parteien nutzen inzwischen mehr oder weniger fleißig Social Media, um jüngere Menschen anzusprechen. Man sieht Politiker:innen Tiktok-Tänze nachmachen, Taylor-Swift-Armbänder tragen, Memes nachstellen.
Dazu sind sie in allen möglichen Podcast- und Fernsehformaten eingeladen, erst kürzlich saß beispielsweise Kanzler Olaf Scholz (SPD) im World Wide Wohnzimmer der Youtuber Dennis und Benni Wolter.
Man merkt: Die Parteien und ihre angehörigen Politiker:innen werden kreativ im Wahlkampf. So einen "kreativen" Einfall hatte nun auch die AfD selbst oder ein:e Sympathisant:in der Partei. Jemand hat nämlich für die in Teilen als rechtsextrem gesicherte Partei eine Domain-Umleitung auf ihre Webseite eingerichtet, wenn man im Browser "linke.de" eingibt.
Gekaperte Linken-Domain: "Dieser Spuk wird bald ein Ende haben"
Die Domain der Partei Die Linke lautet zwar "die-linke.de", über die auch nach wie vor die richtige Webseite aufgerufen werden kann. Wer das allerdings nicht weiß oder aus kurzer Tipp-Faulheit nur "linke.de" eingibt, landet aktuell auf der Webseite der AfD.
Auf Anfrage von watson, ob diesbezüglich bereits etwas unternommen wird, sagt ein Sprecher der Partei die Linke: "Unser Anwalt Jasper Prigge hat rechtliche Schritte gegen diesen dreisten Domain-Missbrauch eingeleitet. Die Rechtslage ist eindeutig, deshalb wird dieser Spuk bald ein Ende haben."
Auf die Frage, ob die Linke als Antwort auf diese Aktion etwas Ähnliches planen würde, machte der Sprecher deutlich, was die Partei von dieser Art des Wahlkampfes hält:
"Wir als Linke bevorzugen den offenen Schlagabtausch mit unseren Gegnern und glauben an die Macht der besseren Argumente. Hier wird eine Domain gekapert, um politisch Interessierte ganz bewusst in die Irre zu führen. Das wäre für uns undenkbar."
Im Internetarchiv "Wayback Machine" kann man nachschauen, wie eine Domain in der Vergangenheit aussah. Im Fall von "linke.de" stand die Seite noch bis Ende 2024 in Verbindung mit einer Person mit dem Namen "Markus Linke". Ob diese Person die Domain an die AfD abgegeben hat, lässt sich nicht abschließend beantworten.
AfD und Linke: Beide Parteien erhalten Zuwachs
Die beiden Parteien dürften wohl in so gut wie allen Punkten gegensätzliche Meinungen vertreten. Die AfD hat laut neuster Umfragewerte und dem heftigen Streit über die Migrationspolitik nochmal einen Prozentpunkt zugelegt und liegt aktuell bei 22 Prozent.
Der Zuwachs für die AfD und deren gemeinsame Abstimmung mit der Union empört und mobilisiert jedoch gerade linke Unterstützer:innen. Nach Parteiangaben stellten seit dem Unions-AfD-Votum vom Mittwoch bis Freitagfrüh gut 2800 Menschen neue Mitgliedsanträge. Nun zähle die Linke 67.000 Mitglieder, sagt ein Parteisprecher – 7000 mehr als vor zwei Wochen.
Ob das alles bis zur Bundestagswahl am 23. Februar hält, ist eine andere Frage. Vier bis fünf Prozent in Umfragen bundesweit sind sehr knapp.
(Mit Material der dpa)
Friedrich Merz ist Kanzlerkandidat für die Union. Anfang der 2000er musste er sich in einem jahrelangen Machtkampf mit Angela Merkel geschlagen geben und verschwand für lange Zeit von der politischen Bühne. Erst 2018 kehrte er zurück – mit großen Ambitionen.