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USA unter Trump: Diese digitalen Codes warnen vor ICE-Razzien

Mike Hodge, center, holds a Melt Ice sign during a "No Kings" protest Saturday, June 14, 2025, in Nashville, Tenn. (AP Photo/George Walker IV)
US-Amerikaner greifen zu Kreativität, wenn es um Proteste gegen die Regierung geht.Bild: AP / George Walker IV
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Trump: So wehrt sich die migrantisierte Community gegen US-Abschiebe-Politik

Wer nur flüchtig hinsieht, hält sie für belanglos oder fehlerhafte Wettermeldungen. Doch für Eingeweihte sind sie mehr als nur kleine digitale Notizen – sie sind Teil eines Protests, der Menschen im ganzen Land vor den unmenschlichen Abschieberegelungen Trumps schützen soll.
11.08.2025, 08:3511.08.2025, 08:35
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"Icy road ahead" – Glatteisgefahr voraus. Wer in Palm Beach County, Florida, eine solche Meldung auf der Navigations-App Waze sieht, denkt vielleicht an einen seltenen Kälteeinbruch.

Doch in der Hitze des Südens ist das kein Wetterhinweis, sondern ein Code: ICE, die US-Einwanderungs- und Zollbehörde, könnte in der Nähe sein.

Solche kreativen Warnsignale verbreiten sich inzwischen in vielen Teilen der USA. Auf Waze, in Ring-Kamera-Alerts, Facebook- oder WhatsApp-Gruppen – wo auch nur möglich, posten Nutzer:innen Hinweise, wenn sie von möglichen Kontrollen oder Razzien erfahren.

Ein digitaler Akt des Widerstands: Amerikaner warnen vor ICE

Die Praxis, in der Community Codes für ICE-Einsätze zu teilen, hat sich seit Beginn der zweiten Amtszeit Donald Trumps verstärkt. Denn dieser legt mit seiner Regierung den Fokus auf massenhafte Festnahmen. Hunderte sollen es mittlerweile täglich sein.

So tauchen laut CNN auch in kalifornischen Foren Nachrichten auf wie: "Ich habe von einem Freund gehört, dass es heute drüben bei Mission Donuts ziemlich eisig ist". Auch in Cleveland meldet jemand "Eisige Bedingungen. Größe: zwischen vier bis sieben Beamte".

Organisationen wie die League of United Latin American Citizens (LULAC) sehen darin mehr als bloßes Online-Geplauder. "Diese Art der digitalen Organisation ist ein Akt des Überlebens – ein moderner Ausdruck des Rechts auf Verteidigung der Gemeinschaft," erklärte LULAC-Managerin Brenda Bastian gegenüber CNN:

"Das ist mehr als nur ein digitales Thema. Es geht um Bürgerrechte. Und wir werden nicht zulassen, dass der digitale Raum zu einem weiteren Instrument der Unterdrückung wird – wir sorgen dafür, dass er ein Werkzeug des Widerstands bleibt."
Brenda Bastian gegenüber CNN.

USA: Warnungen vor ICE trotz Drohungen von Kristi Noem

Einer, der die Warnungen ernst nimmt, ist Francisco Aguirre aus Oregon. Er floh Mitte der 1990er-Jahre vor Gewalt in El Salvador und lebt seitdem überwiegend ohne Papiere in den USA. Heute leitet er spanischsprachige Gottesdienste und sendet aus dem Keller einer Kirche in Portland eine Radioshow.

Aguirre fährt zu Orten, an denen Razzien gemeldet werden, um live zu berichten – obwohl er selbst gefährdet ist. Gleichzeitig warnt er vor Falschmeldungen.

"Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich keine Angst habe", gesteht er CNN. Aber er habe keine Wahl. Unschuldige Menschen würden "von diesen maskierten Leuten angegriffen. Und da sind Kinder, die morgens aufwachen und nach ihrem Vater oder ihrer Mutter fragen – und ihre Mutter ist bereits in Gewahrsam."

Laut CNN hatten weniger als 10 Prozent der seit Oktober festgenommenen Migranten schwere Vorstrafen.

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Die US-Heimatschutzministerin Kristi Noem sieht die Online-Warnungen kritisch: "Das sieht ganz klar nach Behinderung der Justiz aus", erklärte sie laut CNN. Und schob direkt noch eine Drohung hinterher: "Wenn Sie unsere Strafverfolgungsbehörden behindern oder angreifen, werden wir Sie aufspüren und Sie werden mit der vollen Härte des Gesetzes verfolgt."

Juristisch allerdings könnte eine Strafverfolgung an der bestehenden Rechtsprechung scheitern: Das Warnen vor möglichen Kontrollen fällt in vielen Fällen unter den Schutz der Meinungsfreiheit.

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