Jo Heidner hat ein Aktivisten-Herz und deshalb konnte er diese Sache nicht auf sich sitzen lassen. Der 22-jährige Student engagiert sich in der Anti-Braunkohle-Bewegung – er ist einer dieser Leute, die ansprechen, wenn etwas in seinen Augen falsch läuft. Jo bekennt Farbe.
Aus diesem Grund hing bis zum Januar eine Regenbogenflagge vor dem Fenster seiner Wohnung im Prenzlauer Berg in Berlin. Dann aber riss sie ein Unbekannter ungesehen ab und "schiss mir noch vor die Türe", wie sich Jo gegenüber watson an den Morgen danach erinnert.
Seine Fahne hing drei Meter in der Höhe. In einem Schreiben an seine Nachbarn erklärt der Student: So einfach könne da niemand rankommen. Auch der Haufen stamme nicht von einem Tier, sondern sei mit Taschentuch gezielt platziert worden. "Kein Zufall, sondern Absicht mit homophoben Hintergrund", lautet Jos Urteil.
Aber wie gesagt, da ist die Sache mit seinem Aktivistenherzen und der Wirtschafts-Student entscheidet, sich zu wehren.
Und tatsächlich, er zieht die Sache durch. Jo verteilt die neuen Regenbogenflaggen auf der Straße, erzählt den Leuten, was passiert ist. Dass er in dieser eigentlich ruhigen Gegend in seiner Sicherheit versunsichert wurde, dass er jetzt sogar eine Hausratsversicherung abgeschlossen hat, falls noch mehr passieren sollte. "Ich wollte meinen Nachbarn das alles persönlich erzählen, weil das mehr Zusammenhalt schafft", sagt der Student.
Seine Aktion jedenfalls zeigt Wirkung. Zahlreiche Nachbarn haben sich am Wochenende bei ihm gemeldet. Auch hängen mittlerweile rund 12 Flaggen in seiner Straße gut sichtbar an den Hauswänden. Spätestens jetzt sollte der Täter daher begreifen, dass er mit seiner Aktion genau das Gegenteil bewirkt hat.
Jo selbst ist sicher, dass die Leute einen Anlässe und Hilfestellungen brauchen, um sich gegen Wut und Homophobie zu wehren. Und mit den Regenbogen-Flaggen konnte er ihnen genau so eine Möglichkeit bieten. Ein voller Erfolg für das Miteinander.