Einen Monat nach seinem Ausscheiden aus dem Bundeskabinett hatte Sigmar Gabriel am Montag wieder einen Auftritt: als Gastdozent an der Uni Bonn. Die Studierenden protestierten.
Sigmar Gabriel hatte erst ein paar Minuten gesprochen, da entrollten die ersten auf der Empore des Hörsaals 1 zwei Plakate. "Gegen Iran-Siggi" und "Für Israel" steht darauf. Sie warfen Flugblätter in den Saal und riefen: "Herr Gabriel, warum liefern Sie Waffen an die Türkei? Warum arbeiten Sie mit Putin zusammen?"
Für die Demonstrierenden war der Mann da vorn nicht der Dozent, sondern der Politiker Sigmar Gabriel. Gabriel dagegen blieb in seiner Rolle ließ lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. "Ich hoffe, Sie kommen in mein Seminar", sagte er. Eine der Protestierenden entgegnete: "Wir sind nicht zugelassen worden!" – "Dann trage ich Sie persönlich ein und hole Sie ab!"
Vor rund einem Monat war er noch Vizekanzler und Außenminister. An der Universität Bonn wurde er als "Bundesminister des Auswärtigen a.D." angekündigt.
Vor seiner politischen Karriere war Gabriel lange in der Erwachsenenbildung aktiv. Sozial- und Gesellschaftskunde. Ganz neu war die Situation in Bonn also nicht.
Der Rektor der Universität ist froh, ihn hier zu haben, schließlich verstehe sich die Uni als Scharnier zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Das letzte Mal, als er an der Uni Bonn gewesen sei, habe er im Hofgarten demonstriert, sagte der ehemalige SPD-Vorsitzende. Das war 1983. Es ging um SPD-Kanzler Helmut Schmidt und den Nato-Doppelbeschluss zur Stationierung von Atomraketen in Deutschland.
Die Asta-Vorsitzende Sarah Mohamed hielt nicht viel von Gabriels Auftritt:
Gabriel erhält kein Geld für seine wissenschaftliche Arbeit. Er unterrichtet ehrenamtlich.
(pr/dpa)