Nach der Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau in Freiburg haben dort am Montag bis zu 500 Menschen an einer AfD-Demo teilgenommen.
Mindestens 1500 Menschen protestierten wiederum gegen die AfD. Seitdem verbreiten rechte Aktivisten und AfD-Politiker Behauptungen über "bürgerkriegsähnliche Szenen" und schwerverletzte Polizisten. Die Polizei Freiburg widerspricht und warnt vor Falschmeldungen.
Die AfD-Anhänger zogen laut Polizeiangaben ab 18:30 Uhr vom Martinstor durch die Freiburger Innenstadt. Sie wurden dabei mehrmals durch Gegendemonstranten kurzzeitig aufgehalten, die Polizei machte die Strecke für die Demonstration aber wieder frei. Es kam zu keinen schwerwiegenden Zusammenstößen, wie die Polizei erklärte. In einem Fall musste Pfefferspray eingesetzt werden.
Auf dem Rathausplatz begann laut Polizei gegen 18.45 Uhr die Abschlusskundgebung der AfD. Viele Gegendemonstranten hielten sich währenddessen in den angrenzenden Straßen auf.
Gegen 21 Uhr verließen die AfD-Anhänger nach Beendigung ihrer Kundgebung den Rathausplatz. Wege, die von Gegendemonstranten besetzt waren, machte die Polizei nach eigenen Angaben frei.
Mehr als hundert Polizisten waren im Einsatz. Drei Polizisten erlitten ohne Einwirkung Dritter leichte Verletzungen. Zwei Demonstranten wurden nach eigenen Angaben von den Sicherheitskräften verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die Identität von vier Demonstranten sei wegen des Verdachts auf Verstöße gegen das Versammlungsgesetz und andere Straftaten überprüft worden. Die Kundgebungen verliefen laut Polizeiangaben weitgehend friedlich.
Noch am Montagabend veröffentlicht der rechte Blog "Philosophia Perennis" einen Artikel über die Proteste.
Die Polizei, so der Autor des Artikels, David Berger, habe große Schwierigkeiten gehabt, die "linksradikalen Gegendemonstranten" "von einem gewalttätigen Übergriff auf die ordentlich angemeldete, völlig friedlich verlaufende AfD-Demo abzuhalten". Dabei stützt sich Berger auf "verfügbares Bildmaterial im Internet".
Dieser Artikel wird unter anderem von der ehemaligen CDU-Politikerin Erika Steinbach verbreitet, die sich heute für die AfD engagiert. Steinbach verbreitet auf Twitter regelmäßig rechte Falschmeldungen.
In einem zweiten Artikel, einem angeblichen Erlebnisbericht eines AfD-Demonstranten, wird auf "Philosophia Perennis" behauptet, "vermummte Linke" hätten Demonstranten mit Eisenstangen niedergeschlagen.
Der rechte Aktivist und Youtuber Henryk Stöckl berichtet in einem Facebook-Post von einem Polizisten mit "blutverströmtem Gesicht", dem ein Antifa eine zerbrochene Flasche ins Gesicht geschmissen habe.
In einem Screenshot eines weiteren, mittlerweile offenbar gelöschten Posts ist außerdem zu sehen, wie Henryk Stöckl zunächst von einem Polizisten spricht, der sein Augenlicht verloren habe.
Die Polizei Freiburg wehrt sich vor allem auf Twitter gegen diverse Falschmeldungen. Sie stellt klar:
Update: Am Mittwoch teilte die Polizei dann mit, dass sich schließlich doch noch mutmaßlich angegriffene Personen gemeldet hätten – allerdings erst am Dienstagnachmittag. Ein 15-Jähriger und seine 48-jährige Mutter gaben an, am Montagabend gegen 21 Uhr von Personen angegriffen worden zu sein, die sie als "Linksautonome" identifizierten. (Polizei Freiburg)
Die Behauptungen, die unter Anderem der rechte Blog "Philosophia Perennis", der Aktivist und Youtuber Henryk Stöckl und der AfD-Politiker Bernd Gögel verbreiten, sind laut aktuellem Ermittlungsstand der Polizei Freiburg falsch.
(Mit Material der AFP)
Hinweis: Der Artikel wurde nachträglich aktualisiert und um eine weitere Mitteilung der Polizei Freiburg ergänzt.