Politik
Deutschland

Horst Seehofer will bald selbst twittern

Bild
Bild: Getty Images/Imago Stock&People/Montage:watson
Deutschland

Oh oh... Seehofer will bald selbst twittern – und gibt schon einen Vorgeschmack

03.08.2018, 07:2503.08.2018, 08:07
Mehr «Politik»

"Ich fange wahrscheinlich Ende August selbst das Twittern an", sagte Horst Seehofer am Donnerstagabend in einer Bierzelt-Rede im oberbayerischen Töging am Inn.

"Ich sehe mich jetzt gezwungen, weil manche Wahrheiten ich sonst nicht unter eine breitere Bevölkerung bekomme."
Horst Seehofer

Er fügte witzelnd hinzu, der Landtagwahlkampf in Bayern werde nun "noch etwas bereichert". Immerhin schränkte der 69-Jährige ein, er werde den Kurznachrichtendienst zwar nutzen, aber vielleicht  "in einem anderen Stil" als US-Präsident Donald Trump.

Seehofer hatte noch mehr zu sagen in seiner Rede: Seinen Kritikern warf er eine gezielte Kampagne gegen seine Person und eine völlig unangemessene Wortwahl vor. "Genau diejenigen, die jeden Tag dafür eintreten, dass man in der Politik Anstand und Stil zu bewahren hat, überschütten mich mit Worten und Eigenschaften und Attributen, die weit unter der Gürtellinie liegen", sagte Seehofer.

"Jetzt steht also der böse Seehofer vor Ihnen – der Mörder, der Terrorist, der Rassist."
Horst Seehofer

Dann betonte er aber: "Kampagnen, da können sie sich drauf verlassen, die beschäftigen mich nicht."

Fühlte Seehofer auch eine Kampagne gegen sich aus den Reihen des Deutschen Nachbarschaftspreises? Seine Schirmherrschaft dafür hat er nämlich gerade zurückgezogen und den Veranstalter scharf attackiert. Um die Schirmherrschaft Seehofers hatte es seit Tagen Streit gegeben, zwei Initiativen aus Berlin und Köln hatten wegen dessen Agieren in der Flüchtlingspolitik ihre Nominierung abgelehnt.

In einem Brief an den Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung, Michael Vollmann, schrieb Seehofer nun:

"Da Sie mir Toleranz, Mitmenschlichkeit und Offenheit absprechen, stehe ich für die Schirmherrschaft ab sofort nicht mehr zur Verfügung."
Horst Seehofer

Vollmann bedauerte den Schritt, ging in einer kurzen schriftlichen Erklärung aber nicht auf Seehofers Vorwürfe ein. Der 2017 erstmals verliehene Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und soll im September vergeben werden. "Der Preis ist eine bundesweite Auszeichnung für all diejenigen, die sich vielerorts als Nachbar für Nachbarn einsetzen, das Miteinander stärken und das WIR gestalten", heißt es auf der Internetseite der nebenan.de Stiftung. Sie wird von zahlreichen Organisationen, Verbänden und Unternehmen unterstützt.

In dem am Donnerstag vom Bundesinnenministerium veröffentlichten Schreiben greift Seehofer Vollmann persönlich an: "Ihre Äußerungen, die Sie als Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung im Zusammenhang mit dem Rücktritt zweier nominierter Preisbewerber gegenüber den Kollegen in der Bundesjury und den Medien getroffen haben, sind diskreditierend."

Er halte es für wichtig, das Ehrenamt, den Zusammenhalt und ein demokratisches Miteinander in Deutschland voranzubringen, schrieb Seehofer.

"Toleranz, Mitmenschlichkeit und Offenheit sind Grundlage und Richtschnur der Politik des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat."
Horst Seehofer

Vollmann war zum Beispiel von "Jetzt" mit Blick auf Seehofer mit dem Satz zitiert worden: "Wir distanzieren uns klar und deutlich von den Aussagen der letzten Wochen und Monate."

(sg/dpa)

Abhorstung jetzt: Die besten Plakate zum Protest in München

Video: watson/Lia Haubner
Schluss mit der Ego-Schiene rund um Syrien: Jetzt ist nicht die Zeit für Asyl-Debatten

Ernsthaft? Kaum waren die ersten Meldungen von der Flucht des syrischen Machthabers Baschar al-Assad zu lesen, waren sie schon da: Die Forderungen nach einer Veränderung der Asylpolitik bei Syrer:innen in Deutschland.

Zur Story