Die EU hat es mit dem monatelangen Prozedere um die Urheberrechtsreform geschafft, dass es nicht mehr die Alten sind, die das Internet ausdrucken. Am Samstagmittag stehen etwa 3500 Menschen vor dem Hochhaus des Axel-Springer-Verlags in Berlin und protestieren. Gegen Artikel 11, 12 und vor allem 13 der EU-Reform. Gegen drohende Uploadfilter und für ein freies Internet. Viele von ihnen halten Memes in der Hand, ausgedruckt und auf Schilder geklebt.
Bild: Felix Huesmann/watson
Memes sind hier nicht nur Stilmittel. Sie sind ein wichtiger Grund für die Proteste. “Eure Memes sind sicher”, teilte das EU-Parlament erst vor wenigen Tagen in einem viel kritisierten Werbevideo mit. Uploadfilter bedrohen nicht nur Memes, sondern große Teile der Netzkultur, sagen hingegen die Kritiker.
Florian ist einer dieser Kritiker. “Meine Sorge ist, dass es große Einschnitte in unsere Art der Lebensweise gibt”, sagt er. Es geht um Netzkultur, um die Frage, wer entscheidet, was im Internet veröffentlicht werden darf, und was nicht.
Florian (links) und Lukas.Bild: Felix Huesmann/watson
Wenn es so kommt, wie die Kritiker der Urheberrechtsreform befürchten, wird diese Entscheidung künftig vermehrt von Computerprogrammen gefällt, die urheberrechtlich geschützte Inhalte erkennen und den Upload verhindern. Eine große Sorge: Programme machen Fehler, erkennen möglicherweise nicht, was Satire ist, oder wo es sich um erlaubte Zitate handelt.
Für viele EU-Parlamentarier mag das ein unbedeutender Nebenaspekt sein. Für die Generation YouTube, die mit Memes und anderen Formen von adaptierten und ge-remixten Inhalten aufgewachsen ist, geht es allerdings um das Internet wie sie es kennen und lieben.
Bild: Felix Huesmann/watson
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Netzpolitik-Aktivisten und die Generation YouTube
In Berlin stehen junge Internet-User deshalb zusammen mit Netzpolitik-Aktivisten auf der Straße, die sich teilweise schon seit Jahrzehnten für ein offenes Internet einsetzen. Geplant wurde die Demo von einem Bündnis aus vier Organisationen:
Dem Chaos Computer Club
Dem Verein Digitale Gesellschaft
Dem freien Journalisten-Verband Freischreiber
Dem feministischen Hackerspace Heart of Code
Bild: Felix Huesmann/watson
Viele der Demonstranten, die ihrem Aufruf gefolgt sind, gehen jedoch zum ersten Mal auf die Straße. So auch Florian, der sich um seine Online-Lebensweise sorgt. Dass er hier steht, mit einem Pappschild in der Hand, auch das ist ein "Verdienst" der EU. Sein Freund Lukas sagt:
"Die haben Kräfte mobilisiert, die wären vorher nie dagewesen. Die haben grad das gesamte Internet wachgerüttelt. Das sind die ganzen Kellerkinder, Nerds, Geeks. Jetzt ist es soweit: Wenn die auf der Straße sind, weiß die Politik, da ist was in Bewegung."
"Die haben es geschafft, dass die Faulsten, die es eigentlich gibt, auf die Straße gehen", pflichtet Florian ihm laut lachend bei. Dass so viele junge Menschen sich für die Urheberrechtsreform interessieren, hat auch mit YouTubern zu tun, die gegen sie mobil machen. LeFloid, Gronkh, Herr Newstime und auch viele weniger bekannte YouTuber rufen zu den Demonstrationen gegen Artikel 13 auf und streamen sie auf die Computer und Smartphones ihrer Fans.
YouTuber "Herr Newstime" streamt live von der Demo.Bild: Felix Huesmann/watson
Auf einem der vielen Demo-Plakate steht am Samstag über die verantwortlichen EU-Politiker: "Denn sie wissen nicht, was sie tun." Vermutlich wussten sie auch nicht, was sie damit wenige Monate vor den Europawahlen auslösen.
Noch mehr Fotos von der Demo:
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Nicht die Katzenbilder!Bild: Felix Huesmann/watson
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SO WÜTEND!Bild: Felix Huesmann/watson
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Ein letzter verzweifelter Versuch, die EU-Politiker zu überzeugen...Bild: Felix Huesmann/watson
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