Nicht erst seit dem 24. Februar 2022 gibt es Sanktionen gegen Russland. Doch nachdem die de facto Diktatur mit ihrem Machthaber Wladimir Putin völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschiert war, wollte die Welt zu einem Hammerschlag ausholen: Weitreichende Wirtschaftssanktionen, Russland so gut es geht isolieren.
Aber hat das wirklich so geklappt, wie man es sich vorgestellt hatte?
Noch immer finden sich westliche Bauteile in russischen Raketen oder Drohnen. Gerade in dieser Woche veröffentlichten ukrainische Medien das Bild von Trümmerteilen einer Drohne, die in der südlich gelegenen Stadt Mykolajiw eingeschlagen ist. Ein Bauteil trägt die Gravur: "Made in Ireland".
Klar ist mittlerweile: Ganz so isoliert ist Russland nicht. Noch immer machen westliche Unternehmen Geschäfte mit dem Land – was nicht nur dazu führt, dass die Wirtschaft nicht komplett den Bach runtergeht, sondern auch, dass Komponenten von Geräten eben für Kriegsgerät genutzt werden.
Putin selbst behauptet regelmäßig, der russischen Wirtschaft gehe es prima, auch wenn er schon einmal zugeben musste, dass die Sanktionen dem Land schaden. Doch was sagen Expert:innen?
Erdal Yalcin ist Professor für internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Hochschule Konstanz und forscht unter anderem zu internationalen Sanktionen. Er meint, die gezielten Sanktionen gegen Russland hätten Auswirkungen – und zwar auf verschiedene Weise. "Russlands Wirtschaft hat im letzten Jahr einen deutlichen Rückgang verzeichnet und die Wirtschaft wird nach den Prognosen, zum Beispiel des Internationalen Währungsfonds, auch weiter schrumpfen."
Doch: Die Wirtschaft habe insgesamt keinen schellen Kollaps erlebt und dies sei in den kommenden Monaten auch nicht zu erwarten.
Die Gründe hierfür sind vielschichtig, meint der Experte:
Eine Bewertung der wirtschaftlichen Folgen von Sanktionen müsse demnach immer relativ gesehen werden. Im Vergleich zu der Entwicklung vor dem Krieg gehe es der russischen Wirtschaft eindeutig schlechter. Doch: "Gleichwohl hat sich das Land so weit eingerichtet, dass grundlegende Bedürfnisse der Bevölkerung bisher abgedeckt werden können."
Langfristig habe dieser Krieg für Russland fatale wirtschaftliche Konsequenzen. Das Land könne am internationale Fortschritt nicht mehr proaktiv partizipieren und werde in den kommenden Jahren in einem insgesamt schwierigen globalen Umfeld erhebliche weitere wirtschaftliche Nachteile erleben – sofern keine politische Lösung gefunden werde.
Der Wirtschaftsexperte Vasily Astrov vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche meint, die Energiesanktionen gegen Russland hätten bislang die größte Wirkung erzielt. Vor allem das EU-Importembargo für russisches Öl schlage hier zu Buche.
Die Sanktionen hätten zu einem Preisrückgang für russisches Öl und zum Einbruch der Energieeinnahmen des Staates geführt. "Mittelfristig könnte dadurch das Budget geschwächt werden, auch wenn Russland das momentan recht gut verkraften kann", meint Astrov. Grund für diese Resilienz: Reserven in der russischen Staatskasse und Kredite von heimischen Banken.
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